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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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hören Sie doch auf!« grollte Jarden Podmanitzki. »Müssen Sie denn immer gleich vom Theater sprechen, wenn Sie einen Schauspieler treffen? Glauben Sie, daß uns das Spaß macht? Können wir uns denn über gar nichts anderes auf der Welt unterhalten?«
    »Wie recht Sie doch haben!« Ich senkte den Kopf und dachte angestrengt nach, welche Rolle Podmanitzki in den »Kosaken« gespielt hatte, aber es wollte mir nicht einfallen. Offenbar war es eine jener winzigen kleinen Rollen, die der Fachjargon als »Etagentext« bezeichnet, weil man sie im Aufzug zwischen Mezzanin und drittem Stock auswendiglernen kann...
    Der Laurence Olivier des hebräischen Theaters blieb an meiner Seite, von keinem anderen Wunsch bewegt, als endlich zu hören, wie er mir in den »Kosaken« gefallen hatte.
    »Es war eine hervorragende Aufführung«, sagte ich. »Wenn ich nicht irre, ist sie sogar von Kunstetter sehr gut besprochen worden.«
    »Kunstetter? Wer ist das?«
    »Unser führender Theaterkritiker. Sie kennen ihn nicht, Herr Podmanitzki?«
    »Ich lese seit zweiundzwanzig Jahren keine Kritiken mehr, lieber Freund. Warum sollte ich? Um mich darüber zu ärgern, was diese ahnungslosen Analphabeten zusammenschmieren? Nein, das habe ich längst hinter mir. Wenn ich nur von fern eine Kritik sehe, werfe ich die ganze Zeitung weg. Einem Jar-den Podmanitzki braucht man nicht immer wieder zu sagen, daß er ein Schauspieler ist. Wechseln wir das Thema, ich bitte Sie.«
    Ich seufzte erleichtert.
    »Haben Sie schon gehört, daß die Amerikaner ein Atomkraftwerk zur Ausnützung der Sonnenenergie entwickelt haben?« fragte ich. »Ist Ihnen klar, Herr Podmanitzki, welche ungeahnten Möglichkeiten sich damit für die Menschheit erschließen?«
    »Ja«, antwortete Podmanitzki. »Oder sind auch Sie der Meinung, daß mein Auftritt im dritten Akt, vor dem Tod des Herzogs, ein wenig blaß geraten war?«
    »Im Gegenteil! Wer sagt das?«
    »Seligmann im >Jungen Arbeiter<. Aber wenn Sie mich blaß gefunden haben, dann geben Sie's ruhig zu. Ich kann Kritik vertragen.«
    »Keine Spur von blaß, Herr Podmanitzki. Es war hinreißend.«
    »Sie scheinen mich nicht richtig zu verstehen, lieber Freund. Ich lege keinen Wert auf Komplimente. Sagen Sie mir ehrlich, wie ich war.«
    »Großartig!«
    »Was? Wieso?«
    »Sie waren großartig!«
    »Aha. Wahrscheinlich meinen Sie die Szene, wo ich die Verschwörung aufdecke und ein paar Sekunden lang wortlos ins Leere starre. Über diese Sekunden hat Zalman Kirschner am Donnerstag im Rundfunk gesagt, daß sich in ihnen ein kaum noch erträglicher Weltschmerz ausdrückt...«
    Podmanitzki blieb stehen und starrte ein paar Sekunden wortlos ins Leere. Es war kaum noch erträglich.
    Als wir die Stadtgrenze Tel Avivs erreicht hatten, fühlte ich mich ein wenig müde.
    »Entschuldigen Sie, Herr Podmanitzki«, sagte ich. »Ich muß jetzt ein Taxi nehmen und in die Stadt zurückfahren. Eine dringende Verabredung. Auf Wiedersehen.«
    Aber so leicht ließ sich Podmanitzki nicht abschütteln:
    »Ich fahre mit Ihnen. Sie haben doch nichts dagegen?«
    »Und wenn ich etwas dagegen hätte?«
    Podmanitzki schien das für einen Scherz zu halten und stieg vor mir ein.
    »Wissen Sie«, begann er, behaglich im Fond zurückgelehnt, »Ihre ewigen Komplimente sind mir lästig. Ich möchte Ihre aufrichtige Meinung hören, ohne Schmeichelei. Wo und wann habe ich Ihnen am besten gefallen?«
    »Das ist eine schwierige Frage. Sie waren in allen Szenen gleich gut. Gleich überwältigend. Gleich phänomenal.«
    »Trotzdem... «
    »Erzählen Sie mir Ihre Rolle, und ich werde Ihnen sagen, was mich ganz besonders entzückt hat.«
    »Na schön. Wie Sie wünschen. Da wäre also mein erster Auftritt, mit dem verhaltenen Schluchzen in der Kehle... dann die Szene im Schlafzimmer... meine Gewissensbisse... und dann mein plötzlicher Entschluß, wenn ich hinaushinke, um den verlorenen Hund zu suchen...«
    »Das war's«, rief ich. »Die Sache mit dem verlorenen Hund war das größte.« Ich wollte nicht weiter ins Detail gehen, schon weil ich wußte, was es mit dem Hund auf sich hatte.
    »Ganz richtig«, bestätigte Jarden Podmanitzki. »Wie Sie mich hinken gesehen haben, ist es Ihnen kalt über den Rücken gelaufen, nicht wahr?«
    »Über den Rücken? Über den ganzen Körper! Geradezu ein Schüttelfrost!«
    Was für ein Hund?
    Podmanitzkis Antlitz hatte sich mit einemmal verfärbt, seine Stimme zitterte:
    »Und da wagt es ein Niemand wie Chaim Schmirkowitz zu

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