Kein Augenblick zu früh (German Edition)
Fluchtfahrzeug! Du Vollidiot!«
»Und wie hätte ich das wissen sollen?«, blaffte Jack zurück.
»Rein, schnell, steigt ein!« Key winkte uns aufgeregt zu.
Dad, der gerade einsteigen wollte, schreckte zurück. »Warum ist da ein …«
»Wir müssen irgendwie aus dem Camp kommen«, schnitt ich ihm das Wort ab und stieg hinter ihm ein. Jack folgte dichtauf und Key schlug die Laderaumtür zu. Wir saßen im Halbdunkel.
»Ist der für mich bestimmt?«, fragte Jack mit einer Kopfbewegung zum Sarg.
Ich nickte.
»Hübscher Einfall. Von Alex, stimmt’s?«
Ich nickte noch einmal. Es war tatsächlich Alex’ Idee gewesen, aber es ärgerte mich, dass er mir die gute Idee nicht zutraute.
»Macht euch bereit!«, schrie Key vom Fahrersitz. Der Motor heulte auf. Jack stieg in den Sarg und nahm die Waffe mit.
»Alles klar?«, fragte ich und beugte mich über ihn.
Er grinste. »Wir sehen uns im Jenseits.«
»Was soll das?«, fragte Dad empört.
Jack blinzelte mir zu. »Deckel drauf!«
Mir war klar, dass Dad noch immer keine Ahnung hatte, was eigentlich los war, und dass er wahrscheinlich den Schock seines Lebens erleben würde, wenn er die Wahrheit erfuhr. Aber hatte ich eine andere Wahl?
»Wir kommen gleich zum Tor«, rief Key. »Macht euch bereit.«
Mit einem Blick schloss ich den Deckel. Danach herrschte Grabesstille. Langsam drehte ich mich um. Dad starrte den Sargdeckel an, dann mich und allmählich schien ihm die Wahrheit zu dämmern. Er reagierte nicht so heftig wie Jack, dem die Einheit eine Gehirnwäsche verpasst hatte, damit er alle »Psy« hasste. Was mein Vater dachte … Eigentlich hatte ich keine Ahnung, was er dachte, aber ich wusste, dass er Psy wie mich für kranke Menschen hielt, die man heilen müsse. Dad rastete eigentlich nie aus und er blieb auch jetzt ruhig. Aber er war geschockt, sehr geschockt, und sein Gesicht war so blass, dass ich dachte, er würde ohnmächtig.
Der Leichenwagen schwang um eine Kurve und warf uns nebeneinander auf die Sitzbank. Ich legte Dad den Arm um die Schulter. Das könnte sogar funktionieren, dachte ich – ein trauernder Vater, dem eine Krankenschwester ein wenig Trost spendet. Wir hielten an. Ich neigte mich noch mehr zu Dad, konzentrierte mich aber gleichzeitig auf die Stimmen draußen.
»Wir haben eine Alarmmeldung bekommen, Sir. Darf ich mal in Ihren Laderaum schauen?«
»Aber, Lieutenant …«, begann Key.
»Ich bin nur ein Private, Sir«, unterbrach ihn der Wärter.
»Na gut … Ich habe einen trauernden Vater und den Sarg mit seinem Sohn darin. Können Sie uns nicht einfach weiterfahren lassen?«
»Befehl ist Befehl, Sir. Ich kann mich nicht darüber hinwegsetzen, schon gar nicht, wenn Alarm ausgelöst wurde. Ist der Laderaum offen?«
Oh Gott. Mein Herz raste wie wild. Es klang, als schlüge jemand gegen einen Sargdeckel, um befreit zu werden.
Key zögerte. Lass dir was einfallen! , schrie ich stumm. Lass sie nicht reinschauen!
»Ja«, sagte Key.
Reife Leistung, Key, danke.
»Nicht bewegen«, murmelte ich Dad zu. Er schien mich nicht verstanden zu haben, saß immer noch wie gebrochen da, mit gesenktem Kopf, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Ich rückte schnell auf die andere Seite, wo es etwas dunkler war, und zupfte mein Schwesternhäubchen zurecht. Vielleicht kamen wir damit durch. Solange sie den Sarg nicht öffneten.
Die Laderaumtür ging auf, helles Licht drang herein. Blinzelnd erkannte ich die Umrisse von zwei Männern in voller Kampfmontur mit schussbereiten Waffen.
»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte einer. »Mein Beileid, Sir. Leider müssen wir Sie belästigen – wir haben Befehl, jedes Fahrzeug zu durchsuchen, das die Basis verlässt. Bitte entschuldigen Sie …«
Meine Hand hatte sich ums Knie meines Vaters verkrampft. Der Soldat wollte gerade die Tür wieder schließen, als plötzlich eine andere Stimme rief: »Einen Moment!«
Stimmengewirr. Ich hörte Key leise fluchen. Der Wärter hatte sich umgedreht; seine Hand löste sich vom Türgriff und packte das Gewehr. Ich wartete nicht länger ab. Ich ließ die Tür zuknallen und schrie Key zu: »Fahr los! Fahr los!«
Key zögerte keine Sekunde. Der Motor heulte auf. Dad und ich wurden von der Bank geschleudert, konnten uns aber am Sarg festklammern. Es knallte entsetzlich laut und zwei Handbreit über meinem Kopf war plötzlich eine faustgroße Delle in der Wand des Laderaums.
Ich stand auf und warf mich nach vorn, um aus dem Fahrerfenster sehen zu können. Wir rasten
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