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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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    Wow.
    »Wow.« Meine Mom verschwand – puff – in einer imaginären Schwarzpulverwolke aus dem Bürgerkrieg, und Dr. Taylor nahm ihren Platz ein. Lange bevor sie Vorlesungen über den Bürgerkrieg hielt, war Mom bereits Bürgerkriegsexpertin gewesen. Zu ihrem sechzehnten Geburtstag hatte ihr mein Großvater eine Kartätschenladung geschenkt, die genauso aussah wie ein Haufen schmutziger Steine, und sie hatte geweint. Nicht aus dem Grund, aus dem ich geweint hätte; offenbar waren zertifizierte, authentische schmutzige Steine für sie ein tolles Geschenk. Deshalb war Tina für sie natürlich eine Goldgrube an Informationen. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass Mom sich nichts sehnlicher wünschte, als dass Baby Jon
und
Tina bei ihr wohnen würden.
    Pech gehabt! Sie gehörten mir! Aber hey, Mom war abgelenkt, fiel mir daher nicht auf den Wecker, und das konnte mir nur recht sein. Und damit das klar ist: Baby Jon und Tina gehörten mir!
    Mit diesem besitzergreifenden Gedanken im Kopf verließ ich das Haus.

10
    »Verdammte Hacke! Ich kann mich nicht erinnern, ob der Antichrist lieber schreckliche Preiselbeersoße oder echte Preiselbeersoße mag.«
    »Das haben wir beim letzten Einkauf auch schon durchgekaut«, erinnerte mich Jess.
    Und wir hätten nicht noch einmal einkaufen oder das Ganze erneut durchkauen müssen, wenn du nicht so ein Vielfraß w… Ganz ruhig!, ermahnte ich mich. Ein neues Leben … in ihr wächst ein neues Leben heran. Oder etwas anderes.
    Ich schluckte den Sarkasmus hinunter und zwang mich zu einem Lächeln. »Ich möchte sie nur nicht auf dem falschen Fuß erwischen, da wir doch so kurz vor der Versöhnung stehen.« Klopf auf Holz! Ich hätte mich fast nicht getraut, heute Nachmittag die Augen aufzuschlagen, vor Sorge, dass der neue Tag keine Versöhnung, sondern nur Horror bringen würde – oder Versöhnungshorror.
    »Guter Punkt«, stimmte Marc zu und sah von Fosters
Meine galaktischen Freunde
auf, in dem er gelesen hatte. »Ihre Mutter zu töten war ein riesiger Fauxpas. Du willst die Sache bestimmt nicht noch schlimmer machen, indem du ihr Preiselbeeren aus der Dose auftischst. Das würde das Fass wirklich zum Überlaufen bringen.«
    »Genau.« Ich hielt eine Schale Preiselbeeren in der einen und eine Dose in der anderen Hand. Wir hatten uns wieder in der Küche versammelt, um das große Familienmahl vorzubereiten, wobei wir gegen das vage Gefühl ankämpften, dass es besser gewesen wäre, wenn wir mit den Vorbereitungen schon einige Stunden früher angefangen hätten.
    Dass wir es nicht getan hatten, war jedenfalls nicht meine Schuld. Das hatte ich, vielleicht, möglicherweise, ausnahmsweise einmal nicht verbockt. Der Nachmittag war im Nu verflogen. Ich hatte das Mittagessen mit meinem Ehemann (okay,
aus
meinem Ehemann) geschlürft, ein Dutzend Paar Schuhe bei einer karitativen Einrichtung abgegeben und Begeisterung für die Tapetenmuster geheuchelt, die Jess für das Kinderzimmer ausgewählt hatte (an
diesem
Nachmittag). Danach hatte ich Begeisterung darüber geheuchelt, dass Puppi und Struppi nach dem Fressen in den Garten zum Kacken flitzten (Sinclair schwor, dass er den Welpen diesen Trick beigebracht hatte). Und anschließend Interesse geheuchelt, als Marc alle Gründe aufführte, warum Daenerys die prophezeite Königin war, die Cersei stürzen würde (solange ich’s im Fernsehen nicht gesehen habe, will ich auch nichts davon hören). Und als ich auf die bissige E-Mail Nummer sieben von Meerjungfrau Fred geantwortet hatte (lange Geschichte), war der Nachmittag – schwups – plötzlich vorüber. Ebenso wie der Morgen und die vorige Woche und auch der vorige Monat und die vergangenen zwei Jahre. Warum verging die Zeit in meinem Leben nach dem Tod eigentlich im Eiltempo?
    »Es sind bereits genug Fehler gemacht worden«, beschloss ich und wog immer noch Schale gegen Dose. »Obwohl es bestimmt kein Fehler war, Satan zu töten.«
    »Das solltest du vielleicht besser für dich behalten«, schlug Jess vor. Marc nickte darauf so wild, dass ich dachte, er kippt vom Stuhl.
    »Ach nee. Und danke. Aber da bleibt immer noch eine Frage: matschige Preiselbeeren oder frische?«
    Natürlich war es schon ein wenig lächerlich, mich wegen des Festmahls so verrückt zu machen. Schließlich konnten die meisten von uns eh nichts davon essen. Jedenfalls nicht ohne die Hilfe von Mr Mixer. So blöd war ich nun auch wieder nicht, dass ich das nicht wusste.

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