Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
Vom Netzwerk:
hatte ich keine Ahnung, dass ein böses Genie unter meinen Strähnchen schlummert.«
    Marc schüttelte den Kopf und weigerte sich, von seinem Buch aufzusehen.
    »Jedenfalls werde ich jedes Stück Truthahn, von dem du denkst, es sei nicht gar, in der Mikrowelle rösten, nur um sicherzugehen. Und es ist auch nicht schlimm, wenn der Vogel so lange im Ofen bleiben muss. Dadurch haben Laura und ich Zeit zum Reden. Das ist nämlich alles, was wir brauchen, wisst ihr. Ein offenes Gespräch. Ich kann ihr ein paar Dinge erklären, und sie kann Dampf ablassen, und danach laben wir uns am Tryptophan und fallen ins Fresskoma. Und Gott segne uns«, fügte ich hinzu und schwang die Dose wie eine Krücke, »jeden Einzelnen von uns!«
    »Ihr werdet aber nicht ins Fresskoma fallen.« Marc hob den Blick von seinem Buch. »Das ist nur ein Mythos. Jedes Geflügel enthält Tryptophan, nicht nur Truthahn, und der enthält auch nicht viel mehr als andere Fleischsorten. Die Menschen werden müde, weil sie
mit
dem Truthahn so viele Kohlenhydrate in sich reinschlingen, und so hat sich diese Legende verbreitet. Ist das nicht großartig?«
    Nicht besonders, doch ich nickte trotzdem. Oh … vermutlich wollte er damit sagen, es sei großartig, dass er sich daran erinnerte. Und das war es tatsächlich. »Halt uns mit dem nutzlosen Wissen über Lebensmittel ruhig auf dem Laufenden, mein Großer! Vielleicht können wir es ja irgendwann gebrauchen. In der Zwischenzeit werde ich mir so viel Truthahn in meinen Thanksgiving-Smoothie mixen, wie ich möchte. Apropos – wo ist eigentlich die Küchenmaschine abgeblieben? Ich werde dieses Dinner nicht allein trinken.«
    »Sie ist kaputtgegangen, als Sinclair damit …«
    »Sag es nicht!« Vermutlich hatte er eine Handvoll Diamanten darin zermahlen wollen, um Puppi und Struppi ein dauerhaft glänzendes Fell zu verleihen. Nichts war zu gut für die beiden Flauschknäuel.
    »Deine Mom ist übrigens auf dem Weg.« Jess ließ sich in einen der Regiestühle sinken, die Tina besorgt hatte, nachdem sich Jess beim Aufstehen von einem der Barhocker in eine lebende Bowlingkugel verwandelt hatte. Um ein Haar wären wir alle wie die Kegel gefallen, als sie das Gleichgewicht verlor und mit einem Aufschrei zu Boden ging. Nach diesem Vorfall haben wir uns von den Barhockern verabschiedet und bequeme rote Regiestühle angeschafft. (Das Angebot, an ihrem Stuhl einen Sitzgurt befestigen zu lassen, hatte Jess abgelehnt.) »Hast du dein Handy wieder in deinem Zimmer vergessen? Na, jedenfalls hat sie mich angerufen und zugequasselt. Weiß der Himmel, welche Laus ihr über die Leber gelaufen ist! Ich hab nicht richtig zugehört, weil ich gerade Affenschwänze gemacht habe.«
    »Will ich überhaupt wissen, was …«, fing Marc an.
    »Mit Schokolade überzogene, gefrorene Bananen«, erklärte ich. Himmlisch! Eins meiner Lieblingsdesserts im Leben wie im Tod. Memo an mich: eine neue Küchenmaschine kaufen! Und zusätzliche Mixer!
    »Ich muss zugeben, ich war überrascht. Das sieht deiner Mom gar nicht ähnlich. Eigentlich mag ich sie nämlich genau deswegen, weil sie nicht der ganzen Welt bis zum Erbrechen mitteilt, wenn ihr eine Laus über die Leber gelaufen ist. Sie arbeitet sich allein durch die Scheiße und zieht keinen anderen mit hinein.«
    »Betsy, ich hatte ja keine Ahnung, dass du adoptiert bist«, sagte Marc in vorgetäuschtem (glaub ich wenigstens) Erstaunen.
    »Leck mich!«, war die schlagfertigste Antwort, die mir dazu einfiel. »Aber du hast recht. Irgendetwas brennt ihr auf der Seele.«
    »Vielleicht wollen sie und Clive …«
    »Wenn du diesen Satz beendest, kauf ich deinem Kind eine Trommel zum fünften Geburtstag. Und zum sechsten. Und so weiter … Hast du mich verstanden?«
    Jess gehorchte, doch um zu beweisen, dass ich sie nicht einschüchtern konnte, grinste sie mir breit ins Gesicht. Mir sollte es recht sein. Eine Schlacht nach der anderen. »Okay, wenn wir den Antichristen friedlich gestimmt haben, kann ich mich vielleicht mit Mom zusammensetzen oder sie zum Essen ausführen, damit sie sich ihren Kummer von der Seele reden kann. Ich kann mir nicht vorstellen, was …« Von einem Geistesblitz getroffen ließ ich die Dose und die Schale mit den Beeren auf die Kücheninsel fallen, öffnete einen der Kühlschränke und griff nach dem Truthahn. »Oh, mein Gott! Oh, Leute! Wir sind tot. Das ist ein frischer Truthahn.«
    »Auch darüber haben wir bei der Planung für das letzte Thanksgiving-Dinner gesprochen.«

Weitere Kostenlose Bücher