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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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waren.
    Zu meiner Bestürzung musste ich feststellen, dass es sogar Rodeo-Schneider gab, die sich auf Rodeo-Maßanzüge spezialisiert hatten, und zwar mit allem Drum und Dran: Perlendruckknöpfen. Taschen mit aufgenähten Pfeilspitzen. Strasssteinen!
    Oh, Heiliger Ludwig
IX
., Schutzpatron der französischen Weber, ich wünschte, dein himmlischer Einfluss hätte sich auch auf Amerika ausgedehnt!
    Elizabeth, die immer noch um mich herumschlich, erstarrte. »Rodeo-Schneider? Denkst du ernsthaft über Rodeo-Schneider nach? Weil … wow. In diesem Fall hätte ich eine Menge Fragen. Die erste große Frage lautet: Was ist ein Rodeo-Schneider?«
    Lachend zog ich sie an mich. Ihre blaugrünen Augen verengten sich in gespielter Entrüstung (meine Elizabeth zeigte hauptsächlich zwei Emotionen: gespielte Entrüstung oder ehrliche Entrüstung).
    Es war ein trüber Tag; dicke, regenschwere Wolken verdeckten die Sonne, und der Wind wehte kalt und kräftig aus Nordost. Es war ein Tag, der wie gemacht zu sein schien, um erneut Dostojewskis
Der Idiot
zu lesen und dabei ein Glas schottischen Bowmore-Whisky vor dem prasselnden Feuer im Kamin zu genießen. Ein scheußlicher Tag.
    Und gleichzeitig ein wundervoller Tag. Alle Tage waren wundervoll, seit meine Königin über den Teufel triumphiert und mir die Sonne wiedergegeben hatte. Sie hielt dies für kaum der Rede wert, doch für mich war es eine wahrhaft außergewöhnliche Sache. Plötzlich war alles möglich: ein Picknick. Golf. Bermudashorts.
    »Ehrlich gesagt«, meinte sie und rieb ihre Nase an der meinen. »Deine haarigen Knie sind ziemlich süß.«
    »So wie die deinen, meine Liebste.«
    »Denkste! Ich hab mir die Beine am Abend vor der Nacht, in der mich der Aztek platt gefahren hat, rasiert. Ich muss sie nie wieder rasieren. In diesem Land werden haarige Beine bei Frauen wohl hoffentlich niemals in Mode kommen. Denn das fände ich echt zum Kotzen. Wohin gehen wir?«
    »Irgendwohin, wo ich dich von deinen wie immer gut beschuhten Füßen reißen kann.« Obwohl ich das praktisch schon getan hatte, denn ich hatte sie hochgehoben und war losmarschiert. Ihre Füße baumelten und strampelten in der Luft. Ich war gerade von meinem neu eingeführten Ritual zurückgekehrt, als sie mir vor der Villa über den Weg gelaufen war, und der Summit Lookout Park lag nur wenige Schritte entfernt.
    »Ohhh, du Verrückter!«, stöhnte Elizabeth an meinem Hals, als ich mit ihr rasch die Straße überquerte. »Sinclair, lass das! Schluss jetzt mit der Vögelei in freier Natur! Außerdem wird es gleich wie aus Eimern schütten.«
    »Dein kehliges Gemurmel wirkt, wie immer, sehr erregend.«
    »Sinclaaaaaair«, kreischte meine Königin. Ein weniger liebestrunkener Gentleman hätte es vielleicht als Genörgel bezeichnet. »Echt jetzt, müssen wir es denn schon
wieder
im Park tun?«
    »Beim bloßen Anblick der New-York-Life-Eagle-Statue stehe ich in Flammen. Ich muss dich einfach haben.« Wir hatten inzwischen die Straße überquert und betraten den kleinen, hübschen Park, also hob ich meine Braut auf den Arm. Man hätte annehmen können, dass ihre Klagen ob dieser bequemeren Lage nun verstummen würden. Doch weit gefehlt.
    »Es ist schweinekalt, und diese Adlerstatue ist gruselig.«
    »Es ist niemand in der Nähe«, versicherte ich ihr.
    »Weil es schweinekalt ist und gleich eiskalter Regen auf uns herniederprasseln wird. Ich wiederhole das nur für den Fall, dass du dich nicht mehr daran erinnerst, was ich vor zwanzig Sekunden gesagt habe.«
    »Das Gefühl deiner seidenweichen Glieder in meinen Armen hat meine Lust entfacht, und der Klang deiner Sirenenstimme lässt die Flammen der Leidenschaft nur noch höher schlagen.«
    »Schau, ich hab’s ja verstanden, okay?«, sagte sie und redete und redete und redete, während ich nach einer abgeschiedenen Stelle Ausschau hielt. »Du hast es seit vielleicht hundert Jahren nicht mehr im Freien treiben können …«
    Wusste sie etwa nicht, wie alt ich war?
    »… und jetzt, da du das wieder kannst, erinnerst du dich deiner Bauernjungenwurzeln und willst sie gern ausleben und so weiter und so fort. Aber könnten wir diese ganze Nummer im Freien nicht auf … sagen wir mal … Juli, verschieben? Juli, das klingt doch nett, oder nicht? Feuerwerk und Picknick und Limonade? Und danach Sex? Weil ich, mmmmmmmm …«
    Ich brachte meine Liebste auf effektive und sehr angenehme Weise zum Schweigen. Trotz all ihrer Klagen waren ihre Lippen warm und hießen mich

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