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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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(übrigens würde ich lieber den Dehydrierungstod sterben, als mir ein mit Urin getränktes T-Shirt um den Kopf zu wickeln).
    Ich lief …
    Und lief …
    Und lief …
    Vielleicht war die Idee doch nicht so gut. Ich hatte das Gefühl, noch eine Ewigkeit laufen zu können, ohne einen Starbucks zu finden. Oder in diesem Fall den Coffeeshop … aus dem Höllennebel!
    Ich musste kichern, was mich aber keineswegs aufmunterte, da mein Lachen vom Höllennebel gedämpft wurde und einfach nur traurig klang. Gelegentlich konnte ich in den Nebelschwaden Umrisse erkennen. Sie schienen jedoch nicht näher zu kommen, und das war mir nur recht. Nach etwa einer halben Stunde entspannte ich mich sogar allmählich. Ich war immer noch allein und verlassen. Ich saß immer noch fest. Und ich wünschte mir immer noch, ich hätte nicht an Starbucks gedacht, weil ich mich jetzt unablässig nach einer heißen Schokolade mit einem Spritzer Null negativ sehnte. Doch niemand schien sich an mich heranzuschleichen oder sich mir auf andere Weise zu nähern. Vermutlich war mir mein Ruf vorausgeeilt, doch darauf bildete ich mir nichts ein; so eitel war ich nun auch wieder nicht. Ich nahm an, dass die Verdammten sich, ebenso wie ich, im Nebel verirrt hatten und nun die Köpfe einzogen und sich dezent im Hintergrund hielten, bis sie wussten, was sie als Nächstes tun sollten. Ganz genau wie ich.
    Zur Hölle, ich war eine von ihnen! Die Taktik, bis auf Weiteres den Kopf einzuziehen und mich dezent im Hintergrund zu halten, gefiel mir ausgesprochen gut. Und ich würde ganz bestimmt mein Bestes geben, um es zu vermeiden aufzufallen, obwohl das meinen inneren Instinkten total gegen den Strich ging. Ha! Unwillkürlich musste ich an meine verstorbene Stiefmutter denken – Ant, das Biest. Ihr war es nie gelungen, sich dezent im Hintergrund zu halten. Selbst wenn sie sich darum bemüht hatte, zurückhaltend und bescheiden zu wirken, war sie übertrieben anmaßend und aufdringlich rübergekommen. Jedes verdammte Mal. Statt rumzujammern, sollte ich lieber dankbar sein.
    Es gab Schlimmeres, als mit einem Haufen böser verdammter Seelen (sie waren definitiv böse und verdammt, sonst wären sie ja wohl kaum in der Hölle gelandet) auf einer seltsamen unirdischen Insel im Nichts gestrandet zu sein.
    »Ach, zur Hölle!«
    Mir wurde kalt, äh, kälter. Diese Stimme … Sie erinnerte mich daran, dass es tatsächlich Schlimmeres gab und es dumm von mir gewesen war, dies auch nur einen Wimpernschlag lang zu vergessen. Meine Hacken hoben sich unwillkürlich, sodass ich praktisch auf den Zehenspitzen stand. Ich kannte diese Stimme. Oh, ja! Es war die Stimme, die meine zerstörte Familie symbolisierte. Die Stimme, die ich von allen am meisten hasste. Die Stimme, die mein ganz persönliches Grauen bedeutete.
    Kaum malt man den Teufel gedanklich an die Wand, kommt ihre Assistentin angerannt.
    Ich wirbelte herum, um mich dem teuflischsten Höllenwesen in der Geschichte der Menschheit zu stellen: meiner Stiefmutter.

20
    Ich hatte mir die Erledigung zahlreicher Besorgungen vorgenommen, von denen ich die meisten vergaß, sobald ich mich umdrehte und meine Königin erblickte.
    »Ach du grüne Neune!«, grüßte sie ihren König und Gebieter. »Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie furchterregend du aussiehst.«
    »Meine Hosen«, erwiderte ich in dem würdevollen Ton, den ich seit der Ermordung meiner Schwester gleichermaßen als Schutzschild und Waffe gebrauche, »sind in der Reinigung.«
    »Blödsinn!«, kreischte die Königin vergnügt. »Es macht dir Spaß, dir den frischen Wind um die Knie wehen zu lassen. Aber Bermudas? Keine gute Wahl. Du hast schon mal besser ausgesehen.«
    Sie hatte mit beidem recht, verflixt.
    »Allerdings muss ich zugeben, dass du in kurzen Hosen bei Weitem schlimmer aussehen könntest«, fuhr sie fort und umkreiste mich wie ein Schneider, der den Sitz eines Kleidungsstückes überprüft. Apropos Schneider … Ich musste mir unbedingt einen Termin bei
Heimie’s Haberdashery
geben lassen. In diesem erstklassigen Laden wusste man noch, dass es bei einem Anzug vor allem auf den perfekten Sitz ankommt. Seit den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts hatte man meinen Bedürfnissen nicht mehr solch große Beachtung geschenkt. Bedauerlicherweise war ich gezwungen gewesen, meinen letzten Herrenausstatter zu verlassen, nachdem er sein Geschäft vergrößert und Schneider angestellt hatte, deren Fähigkeiten … nun ja, breit gefächert

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