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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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sagen, was immer sie im Leben auch getan hatte, es war nicht annähernd so schlimm wie das, was die beiden getan hatten, also war es auch sinnlos, darüber zu diskutieren. »Zu einer gewissen Zeit in meinem Leben hätte ich mir sogar den Arm abgehackt, um eine Einladung zu eurem jährlichen Schwarz-Weiß-Ball zu bekommen.« Ein schmales Lächeln. »Die Doppeldeutigkeit ist unbeabsichtigt.«
    »Wo liegt der Unterschied? Wir sind hier, du bist hier. Doch seit du ein paar Botengänge für die Grande Dame erledigt hast, hältst du dich ja für was Besseres und …«
    »Sorry, wie war das?«, platzte ich verdattert heraus. »Die ›Grande Da…‹ oh. Reden Sie nur weiter!« Die »Grande Dame«? Das war wohl der freundlichste Euphemismus für Satan, den ich je gehört hatte. »Hinterhältige, bösartige, grauenhafte, blöde Schlampe«, kam einem allerdings auch nicht ganz so leicht über die Lippen. Die Grande Dame. Die Grooond Daaaaaaam.
    »… und willst nichts mehr mit uns zu tun haben.«
    »Ich halte mich für etwas Besseres, weil ich niemals versucht habe, mein eigenes Kind zu ficken. Ich habe auch nie herausgefunden, dass mein Ehemann es versucht hat, und es dann zusammengeschlagen, um zu verhindern, dass es den Ernährer der Familie ins Gefängnis bringt. Aus diesem Grund will ich nichts mehr mit euch zu tun haben.«
    Die Watsons musterten sie mit gewitterschwarzem Blick. Ant hingegen starrte sie mit einer Miene nieder, die ich ebenfalls noch niemals an ihr bemerkt hatte: Langeweile, die an Ungeduld grenzte, als stünde eine arme kleine Pfadfinderin vor ihr, die ihr Plätzchen verkaufen will. Sie vermittelte den Eindruck, dass die beiden ihr egal waren, kaum wert, dass man sich über sie aufregte. Völlig verblüfft blickte ich die zweite Mrs Taylor an, die zum ersten Mal wirklich … wie hieß das doch gleich? Ehrfurcht gebietend? Jawoll. … die zum ersten Mal wirklich Ehrfurcht gebietend wirkte. Und zwar im wortwörtlichen Sinne, so, wie es das Lexikon definiert: »achtungsvolle Scheu einflößend«.
    Darauf konnten Scheusal eins und Scheusal zwei nicht mehr viel sagen, also wandten sie sich wieder mir zu (Mist!). »Sag ihr, dass es uns leidtut!« Ich fand es erstaunlich, dass Mr Watson sich selbst im Tod nicht mit den einfachsten Formen der Höflichkeit aufhielt wie beispielsweise »bitte« und »danke«.
    »Ich soll was?«, fragte ich ungläubig. Ant tat gerade wieder so, als wäre sie nicht da. Ich beneidete sie um die Pose und wünschte mir,
ich
wäre tatsächlich nicht hier.
    »Und dass alles nur ein großes Missverständnis war«, fügte seine Frau hinzu.
    »Ein Missverständnis?« Ich dachte daran, wie Jessica am Ende nichts anderes übrig geblieben war, als hinter der Schlafzimmertür auf ihren Vater zu warten. Ich sage »warten« und nicht »sich verstecken«, denn sie wartete tatsächlich auf ihn – mit einem Baseballschläger in der Hand. Den sie auch benutzte. Mehrmals. »Was haben Sie den Ärzten in der Notaufnahme eigentlich erzählt? Das habe ich mich schon immer gefragt. Etwa, dass Sie sich zu einer Nachkonferenz-Vergewaltigung in das Zimmer Ihrer Tochter geschlichen haben und versehentlich auf ihren Baseballschläger gefallen sind? Mit dem Kopf, der Schulter und dem Hintern? Ganz oft? Da wäre ich gern dabei gewesen.« Der Gedanke ließ mich in schallendes Gelächter ausbrechen.
    »Ein Missverständnis«, wiederholte Mrs Watson fest. Ein weiterer Wesenszug aus ihrem Leben, den sie mit in den Tod genommen hatte. Sie besaß die Fähigkeit, jegliche Unannehmlichkeiten einfach zu ignorieren. »Außerdem werden wir Großeltern.«
    Memo an mich: Ant fragen, wie die Menschen in der Hölle solche Dinge herausfanden! Konnten sie uns nachspionieren? Oder brachten die Menschen, die am Vortag gestorben waren, alle anderen auf den neuesten Stand? Gab es irgendwo ein Anschlagbrett?
Mr und Mrs Watson werden Großeltern. Mr Millers Tochter hat den städtischen Kickballwettkampf gewonnen. Madame Drummonds Ururururenkelin veranstaltet eine Party.
    »Und mit den Babys wird Jessica alle Hände voll zu tun haben«, sagte Mr Watson.
    Babys? Mehr als eines. Pfundig! Und das hatte eine Doppelbedeutung, da Jessicas Bauch so gigantisch groß war! He, das war … Mist, ich sollte besser aufpassen. »Ach ja? Plötzlich wollen Sie hier einen auf Großeltern machen? Zu Lebzeiten haben Sie sich einen Scheißdreck um Jess gekümmert.«
    »Das haben wir sehr wohl!«, widersprach die Frau, die Jess’ Nase und Lippe blutig

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