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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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geschlagen hatte, weil Jessica die Schandtaten ihres Vaters nicht für sich behalten wollte. »Ich sagte doch bereits, wir haben uns verändert. Und weil du an den Zeitströmen herumgepfuscht hast, werden Jessicas Babys etwas ganz Besonderes sein. Sie wird Hilfe benötigen, und wir stehen ihr gern bei.«
    Es kostete mich große Anstrengung, eine gleichgültige Miene zu bewahren, obwohl mir durch diesen Wink mit dem Zaunpfahl dämmerte, dass in Jessicas Schwangerschaft etwas gehörig schieflief. Ich hatte mir bisher nicht sonderlich viele Gedanken um ihre Schwangerschaft gemacht, weil es mir irgendwie logisch erschien, dass ich über die Details nicht Bescheid wusste. Im alten Zeitstrom war sie nicht schwanger gewesen, und Nick war verständlicher- und bedauerlicherweise aus ihrem Leben verduftet. Nach dem Herumpfuschen am Zeitstrom war sie hochschwanger, und Nicht-Nick betete sie an. Ich hatte nie danach gefragt, wie es dazu gekommen war. Ich war einfach glücklich, dass sie glücklich war.
    Aber auch niemand sonst wusste Genaueres über ihre Schwangerschaft! Wie war das möglich? Wieso war mir bisher nicht aufgefallen, dass absolut
niemand
wusste, wie lange sie schon schwanger war, verfluchte Hacke? Dass niemand – nicht einmal Jess selbst – ihren Entbindungstermin kannte? Wieso waren wir uns alle sicher, dass die Geburt erst in mehreren Wochen, vielleicht sogar Monaten, stattfinden würde, obwohl Jessica aussah, als könnte ihr jeden Moment die Fruchtblase platzen? Sie war nicht einmal bei einem Arzt gewesen, um Himmels willen, und niemand machte sich auch nur die geringsten Sorgen deswegen!
Was ging in diesem Uterus vor sich?
Plötzlich hatte ich Angst vor Jessicas Bauch, und zwar aus Gründen, die nichts mit dem Verschwinden ganzer Truthähne aus unserem Kühlschrank zu tun hatten.
    »Gnnn unnn«, stammelte ich. Es gelang mir, unbeeindruckt zu blicken und mich nicht an den Watsons zu vergreifen, obwohl ich am liebsten gebrüllt hätte: »Was wisst ihr über die Sache, ihr unmoralischen Schweine?«, um anschließend ihre Köpfe fünf oder zehn Minuten lang aneinanderzuschlagen. Doch es gelang mir nicht, meine ganze Wut, den Schock und die Furcht so weit zu bezwingen, dass ich sie in Worte fassen konnte. Noch nicht. »Mrrrgggg.«
    Glücklicherweise konzentrierten sich Mr und Mrs Watson auf ihr Hauptinteresse: sich selbst. (Okay, ich war auch selbstsüchtig, aber nicht so schlimm. Normalerweise.)
    »Ihre Babys verursachen diese Verschiebungen«, sagte Jess’ Mutter, »und ich wette, das hört auch nach der Geburt nicht auf. Sie wird Hilfe brauchen. Und du … du hast hier unten einen gewissen Einfluss.«
    »Hier unten«, das klang lustig. Wir befanden uns in einer anderen Dimension. Es gab kein »Unten«, ebenso wenig wie es ein »Oben« gab. Doch das, was wir einmal über die Hölle gelernt hatten, hatte sich vermutlich so fest in unseren Köpfen eingenistet, dass wir diese Vorstellung nicht loswurden, selbst wenn wir die Hölle mit eigenen Augen sahen.
    »Nein.« Oh, gut! Ich hatte meine Sprache wiedergefunden.
    Jessicas verabscheuungswürdige Eltern tauschten einen Blick, dann schauten sie wieder mich an. Mrs Watson versuchte sich an einem vorsichtigen Lächeln. »Es tut uns wirklich leid.«
    »Ihnen tut es leid, dass Sie in der Hölle sind. Aber Sie bereuen nicht das, was Sie hierher gebracht hat.«
    »Ich hab ja gar nichts getan!«, giftete Mrs Watson. »Er allein war es – der verfluchte Perversling! Ich hatte nichts mit der ganzen Sache zu tun.«
    Die einzige Sache, die mich davon abhielt, sie auf der Stelle umzubringen, war die Tatsache, dass sie bereits tot und in der Hölle war. »Ja, aufgrund dieser Einstellung, Mrs Watson, sind Sie auch in der Hölle gelandet.«
    Ihr Abschaum von Ehemann entschloss sich, seine unmaßgebliche Meinung beizusteuern: »Du könntest uns helfen, wenn du willst.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.« In Wahrheit hatte ich keinen Schimmer, wie ich das bewerkstelligen sollte.
    »Das könntest du. Du hast diese Hundeschlampe auch hier rausgebracht. Alle wissen, dass sich die Grande Dame mit dir gutstellen wollte. Und sie hat zugelassen, dass du sie tötest. Du besitzt Einfluss. Jetzt mehr denn je.«
    Hundeschlam… oh. Antonia, der Werwolf. Und die Watsons täuschten sich. Ich hatte meine Mitbewohnerin gar nicht aus der Hölle geholt; Lena Olin hatte das für mich erledigt. Diese Karte konnte ich nicht noch einmal ausspielen, selbst wenn Satan 1.0 noch leben

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