Kein Biss unter dieser Nummer
dir gefällt!« Sie kicherte ausgelassen. »Es ist nett von dir, dass du dich um sie kümmerst, Marc.«
»Oh, ja!« Er lächelte sie an. »Es ist ein Vollzeitjob. Er hält mich auf Trab.« Ich stellte fest, dass Marc uns alle anlächelte.
Während sie aus dem Haus strömten, verabschiedete ich mich von Dr. Taylor, die nun im Flur stand. »Danke für Ihre …«
»Hast du noch einen Moment Zeit, Eric?«
Ich trat wieder ins Haus und schloss die Tür fast ganz, damit die Wärme nicht entwich. Die anderen waren bereits draußen. Tina hatte sich unter Marcs Parka/Kühlschrank/Schutzschild verborgen. »Ja, Dr. Taylor? Was kann ich für Sie tun?«
»Ich möchte dir etwas geben.« Sie war ins Wohnzimmer gelaufen und hatte Elizabeths Polizeifoto von der Wand genommen. Strahlend überreichte sie es mir. »Hier, bitte«, sagte sie und sah mich mit den Augen meiner Gemahlin an. »Ich weiß, dass es dein Lieblingsbild ist. Du kannst es behalten, bis du sie zurückgeholt hast.«
Unausgesprochen:
Mehr kann ich nicht für dich tun.
Ebenfalls unausgesprochen:
Ich weiß, dass du sie zurückholen wirst; das ist mein Pfand dafür.
Ihr Vertrauen bedeutete mir sehr viel. Obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass sich Laura meinem Willen beugen würde – sich meinem Willen beugte – und dass Elizabeth, ganz gleich, wo sie war, alles unter Kontrolle hatte, hatten mich das Leben und der Tod doch gelehrt, dass die Dinge nicht immer nach Plan verliefen.
Behutsam, als wäre es ein kleines Vögelchen, nahm ich das Bild in die Hand. »Vielen Dank.« Einen furchtvollen Augenblick lang dachte ich, mir würde die Stimme versagen. Doch der schreckliche Moment ging vorüber, und das keine schreckliche Millisekunde zu früh. »Ich werde es für Sie aufbewahren, bis auf Weiteres …«
Bis auf Weiteres.
Vage und hoffnungsvoll zugleich.
»Danke.« Mir wurde bewusst, dass ich mich wiederholte. Und ich wusste, ich sollte gehen. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass sich ein Kloß in meiner Kehle bildete. Fest schwor ich mir, nicht vor einer Frau in Schluchzen auszubrechen, die Jack-Skellington-Plüschpantoffel trug. »Danke, Dr. Taylor.«
Lächelnd nickte sie. »Du wirst sie zurückholen. Und wenn du das getan hast, bringst du mir das Bild zurück, und ich werde dir alles darüber erzählen.«
»Es besteht kein Anlass, mir zu drohen«, sagte ich sarkastisch und verließ das Haus so schnell, wie es meine Würde erlaubte.
29
»Das ist keine gute Idee«, sagte Detective Berry, als er Jessica half, sich aus dem Beifahrersitz zu hieven. »Aber es ist schön, Sie draußen in der gerade nicht scheinenden Sonne zu sehen.«
Die Sonne hatte sich in den vergangenen Tagen schüchtern hinter einer Wolkendecke verborgen, doch es war erst Nachmittag und immer noch hell. (Verglichen mit der tiefschwarzen Dunkelheit der gut zwanzigtausend Nächte, die ich seit meiner Verwandlung zum Vampir erlebt hatte, war jeder Tag, auch wenn er noch so grau und bewölkt war, hell für mich.)
Wir waren von Dr. Taylors Haus das kurze Stück zur presbyterianischen Kirche gefahren, die sich seit dem Jahr 1855 hier befand. Es war ein überwältigender Bau, dessen dicke Wände hoch über der Vermillion Street thronten. Die beiden Türme und weißen Torbogen waren im romanischen Stil erbaut, wodurch die Kirche wirkte, als hätte die Gemeinde sie einfach aus dem mittelalterlichen Europa nach Minnesota verpflanzt und dort Stein für Stein wieder aufgebaut. Ich bewunderte das Bauwerk schon seit Langem.
Laura hatte ihren Wagen in der Sixth Street hinter meinem und Marcs Auto geparkt und spazierte neben mir her. Marc hatte sein Handy am Ohr und versorgte Tina, die es sich in seinem Kofferraum gemütlich gemacht hatte, mit einer erschöpfend genauen Beschreibung dessen, was wir taten. »Okay, wir stehen alle auf der Straße. Aber da wir in Hastings sind, ist es unwahrscheinlich, dass wir wie Hunde überfahren werden. Jetzt blicken wir auf eine riesige Kirche, die so aussieht, als würde sie jeden Augenblick von mittelalterlichen Bauern erstürmt werden. Nun gehen dein Boss und mein Mitbewohner zu den Türen der … äh, Eric? Ich halte das für keine gute Idee.«
»Komm mit mir!«, sagte ich zu Laura, die mit mir Schritt hielt.
»Willst du mir drohen, dich umzubringen, wenn ich Betsy nicht zurückhole?«, fragte sie ehrlich interessiert. »Ich muss zugeben, ich wäre unschlüssig, wie ich mich in einer solchen Situation verhalten soll. Nicht nur meinetwegen, sondern zum Wohle
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