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Kein Biss unter dieser Nummer

Kein Biss unter dieser Nummer

Titel: Kein Biss unter dieser Nummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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der ganzen Menschheit.«
    »Du hast mir erklärt, dass sich Menschen nicht ändern können. Etwas, dass du in den langen zwanzig Jahren gelernt hast, die du schon auf dem Planeten weilst.«
    »Jetzt macht sich Eric über Lauras Alter lustig«, berichtete Marc pflichtbewusst. »Hat sie tatsächlich geglaubt, sie wäre subtil, als sie in Mama Taylors Küche verkündet hat, dass nur alte Leute behaupten würden, Menschen könnten sich ändern? Selbst ich bin bei dieser Bemerkung zusammengezuckt, dabei bin ich nur ein paar Jahre älter als sie. Ooh, jetzt nähern sie sich dem großen Kirchenportal! Es ist eine Doppeltür aus Holz. Ich vermute, er droht ihr damit, sich selbst zu verbrennen … oh, mein Gott! Er öffnet die Tür! Und er steht nicht in Flammen! Bis jetzt jedenfalls nicht!«
    »Komm!«, sagte ich zum Antichristen. »Bete mit mir!«
    »Wofür sollen wir beten?«, flüsterte Laura und folgte mir in die Kirche.
    »Für die sichere Rückkehr meiner Gemahlin«, antwortete ich. »Und für Frieden auf Erden für alle Menschen, nehme ich an. Wenn dir danach ist. Mir ist nicht danach; das wäre doch langweilig!«
    Sie folgte mir durch den Gemeindesaal, der den größten Teil des Erdgeschosses einnahm. Nach der Messe traf man sich hier zum gemütlichen Plausch bei Kaffee und Snacks, und gelegentlich fanden hier auch Partys und Empfänge statt. Im hinteren Teil des Gebäudes befanden sich mehrere kleinere Räume, die für Kurse und Kinderbetreuung genutzt wurden. Zur Linken war eine riesige Garderobe, und dahinter führte eine Treppe in die eigentliche Kapelle.
    Den Antichristen an der Hand, stieg ich die Treppe hoch.
    »Das Amüsante an der ganzen Sache ist, dass ich früher ähnlich gedacht habe wie du. Dass sich die Menschen niemals ändern, dass sie sich gar nicht ändern können. Dass die Menschen entweder gut oder schlecht oder feige oder tapfer sind, letztendlich jedoch nicht besonders originell oder interessant. Und ganz gewiss nicht gewillt, ihr Verhalten zu ändern, und falls doch, dann niemals für lange. Doch dann bin ich der Königin begegnet. Und durch sie habe ich all diese außergewöhnlichen Menschen in unserem Leben kennengelernt. Dich eingeschlossen«, fügte ich mit einem Lächeln hinzu.
    »Jetzt führt er sie in den Teil der Kirche, in dem die Messe abgehalten wird!« Marc schrie beinahe in sein Handy. »Und er steht immer noch nicht in Flammen. Ist noch nicht einmal angekokelt. Aber ich werde dich über die Feuersache auf dem Laufenden halten. Was? Ich schreie? Tut mir leid.« Ich hörte, wie Detective Berry Jessica die Stufen hinaufhalf. »Beeilt euch, Leute, ihr verpasst ja alles!«
    »Was, wie ich zugeben muss, Segen und Fluch zugleich war«, beendete ich meinen Satz. »Du weißt, wie sehr ich die Königin liebe. Doch … nun ja. Segen und Fluch.«
    Gebannt ließ sich Laura von mir zum Altar geleiten.
    »Letztendlich habe ich gelernt, dass sich Menschen sehr wohl ändern können«, sagte ich und kniete nieder. »Und ich habe gelernt, mich geduldig zu zeigen, falls sie sich nicht ändern können oder wollen. Denn vielleicht sind ja nicht sie diejenigen, die sich ändern sollten, vielleicht muss ich mich ändern. Das hat mich die Königin gelehrt.«
    Ich faltete die Hände. Schaute zum Altar. Die weisen Augen des großen Hirten ruhten auf mir, so wie in dem Moment, als ich als kleiner Schreihals den Bauch meiner Mutter verlassen hatte.
    »›Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn …‹«
    Neben mir fing Laura an zu weinen. »›Er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.‹«
    »›Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet’s; lasst uns essen und fröhlich sein!‹«
    Gemeinsam beendeten wir das Lieblingsgleichnis meiner Mutter: »›Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden.‹«
    »Es tut mir leid.« Laura weinte. »Es tut mir so unendlich leid!«
    »Schon gut.« Ich half ihr auf.

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