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Kein Bisschen ohne dich

Kein Bisschen ohne dich

Titel: Kein Bisschen ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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aus. Und ich denke, mein Gesicht könnte nicht mehr röter werden.
    »Bist du okay?«
    Ich schaue in die Richtung, aus der die vertraute Frauenstimme kommt. Meine Augen weiten sich, als ich keine Geringere sehe als Charity selbst -
    eine von Magnus' Blutspenderinnen -, die sich über mich gebeugt hat, einen besorgten Ausdruck auf dem Gesicht. Ohne eine Antwort abzuwarten, hilft sie mir auf und führt mich zu einer nahe stehenden Bank. Ich kann die belustigten Blicke aller Vampire und Sterblichen spüren, als ich auf der Bank in mich zusammensacke, aber ich zwinge mich, sie zu ignorieren.
    »Danke«, sage ich und atme tief aus. »Sorry, ich habe nur kurz den Halt verloren.«
    Sie lässt sich neben mich fallen, greift in ihre Tasche und zieht einen Schokoriegel heraus.
    »Iss das«, weist sie mich an.
    »Ich finde, ein bisschen Zucker hilft, wenn man weiche Knie hat.«
    Dankbar nehme ich den Riegel. Schließlich muss sie alles über weiche Knie wissen, denn sie ist ja Blutspenderin und so. Und ich weiß, ihre Freundlichkeit zu schätzen - das ist mehr, als ich von irgendjemandem sonst in diesem Raum behaupten kann. »Danke«, murmle ich und beiße in den Riegel. »Ich weiß das zu schätzen.«
    »Ich bin Charity«, stellt sie sich vor und streckt die Hand aus. »Ich nehme an, du bist eine von den Anwärterinnen?«
    Ich nicke. »Ich bin Sun... ich meine, Rayne McDonald«, sage ich und schüttle ihr die Hand.
    Ihre Augen weiten sich interessiert. »Rayne McDonald?«, wiederholt sie. »Dann bist du . . .«
    Ein Schatten ragt über uns auf und unterbricht ihre Frage. »Da bist du ja, Charity. Du wirst hinten gebraucht. Rachel hat mir gesagt, du wärst dran mit Spenden.«
    Oh Gott. Meine Kehle wird trocken. Ich würde diese tiefe Stimme mit dem englischen Akzent niemals vergessen. Und wenn tausend Jahre vergangen wären, seit ich sie das letzte Mal gehört hätte, würde ich sie immer noch besser kennen als meine eigene Stimme. Meine Hände fangen unkontrolliert zu zittern an und ich schiebe sie hastig unter meine Oberschenkel.
    Schau nicht hoch. Egal, was du tust, aber schau nicht hoch. Halt den Blick gesenkt, bis er weggeht und für immer aus deinem Leben spaziert.
    Aber natürlich ist es aussichtslos, dass ich das schaffe.
    Und so betrachte ich sein schönes Gesicht und meine Augen begegnen hilflos seinen saphirfarbenen Augen, die von dichten schwarzen Wimpern umrahmt sind. Das ist bloß Magnus, versuche ich, mein dahinschmelzendes Herz zu tadeln. Du hast Stunden und Tage in seinen Armen gelegen. Es sollte keine große Sache sein, ihn anzusehen.
    Aber das ist es doch. Es ist die größte Sache aller Zeiten.
    »Sehr wohl, Meister«, erwidert Charity, steht auf und senkt ehrerbietig den Blick. »Ich gehe sofort zu Rachel. Ich weiß, dass du an einem Abend wie heute großen Hunger haben musst.«
    Ihre Worte reißen mich aus meiner Trance. »An einem Abend wie heute?«, platze ich heraus und begreife, dass ich keine Ahnung habe, was die Leute hier während ihrer Vampirausbildung wirklich machen. Umso mehr frage ich mich, warum Magnus nach einer Extraportion Blut verlangt?
    Er sieht mich streng an. »Beißnacht«, erwidert er steif, als sei es eine Last für ihn, sich überhaupt dazu herabzulassen, mit mir zu sprechen. Er dreht sich wieder zu Charity um.
    »Magnus«, flüstert die Blutspenderin ihm in zischendem Ton zu. »Das ist Rayne McDonald.
    Deine, na ja ...« Sie hält inne, beißt sich auf die Unterlippe und schaut zwischen ihrem Meister und mir hin und her. »Du weißt schon ...«
    »Deine zukünftige Blutsgefährtin«, beende ich ihren Satz, stehe auf und schenke ihm ein verlegenes Lächeln. »Zu deinen Diensten.«
    Magnus' Gesicht wird schneeweiß. Er sieht zuerst Charity an, dann mich, dann wieder seine Blutspenderin. Ich weiß genau, was er denkt. Du erzählst mir, dass ich bis in alle Ewigkeit mit dieser billigen Modepuppe festsitze? Wenn es nicht so tragisch wäre, dann wäre es schon fast komisch.
    Das Schweigen, das folgt, ist erdrückend. Mein Herz fühlt sich an, als würde es in einen Schraubstock gepresst. »Vielleicht sollte ich lieber gehen«, stammle ich. »Es war eine dumme Idee.« In vielerlei Hinsicht.
    Ich wende mich von ihm ab, um zu verbergen, dass mir die Tränen in die Augen schießen. Ich sollte gehen. Ich sollte aus dieser alten säkularisierten Kirche rennen und nicht zurück-blicken. Aber gerade als ich den ersten Schritt mache, spüre ich eine starke Hand auf meinem Arm. Ich drehe mich um

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