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Kein Bisschen ohne dich

Kein Bisschen ohne dich

Titel: Kein Bisschen ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Video zeigt einen blonden schwarz gekleideten Vampir, der in einem gepolsterten Sessel sitzt. Meine Augen weiten sich, als mir klar wird, wer das ist - kein anderer als Pyrus selbst. Der Sprecher des Konsortiums. Der Mann, der in der Zukunft unsere Todesurteile verhängen wird. Ein Schauer überläuft mich und ich muss mir alle Mühe geben, nicht von der Bank zu springen und mich darunter zu verstecken. Ich muss mir in Erinnerung rufen, dass das erstens ein aufgezeichnetes Video ist und er sich nicht tatsächlich im Raum befindet, und zweitens, dass er, selbst wenn er hier wäre, keine Kristallkugel hat, um in die Zukunft zu schauen. Für ihn bin ich einfach irgendein Möchtegern-Vampir aus der Szene der Twilight-Fans, ohne die geringste Bedeutung für sein Leben.
    Aber trotzdem. Es ist wahnsinnig unheimlich, ihn auf dem großen Bildschirm zu sehen. Vor allem weil niemand außer mir im Raum weiß, wozu er fähig ist. Das heißt, wozu er fähig sein wird.
    »Guten Abend, liebe Vampire«, sagt er mit tiefer, kehliger Stimme. »Und herzlichen Glückwunsch zum Erreichen der Eintausend-Jahre-Marke.«
    Applaus brandet auf im Raum, als die Sterblichen ihre zukünftigen Blutsgefährten beklatschen. Wow, diesen Teil hatte ich total vergessen. Ein Vampir muss buchstäblich tausend Jahre leben, bevor sie ihm oder ihr einen Partner zugestehen. Und das ist eine ziemlich lange Zeit, in der man kein Date haben darf, wenn ihr mich fragt.
    »Es ist eine große Leistung«, fährt Pyrus fort.
    »Und wir freuen uns darauf, die nächsten tausend Jahre mit euch und euren Blutsgefährten in unseren Diensten zu verbringen.«
    Ich runzle finster die Stirn. Ja, Pyrus und seiner Diktatur zu Diensten zu sein. Wenn diese Leute wüssten, welcher Sache sie sich da wirklich verschreiben, sobald sie sich mit diesem Mistkerl zusammentun.
    »Und ein herzliches Willkommen auch an unsere Rekruten«, schnurrt Pyrus. Sein Blick scheint über das Publikum zu wandern. »Ihr seid die Besten der Besten. Handverlesen von unseren Experten wegen eurer überlegenen DNA und eurem hohen IQ. Ich bin mir sicher, dass jeder Einzelne von euch eine ausgezeichnete Ergänzung unseres neuen Zirkels sein und in alle Ewigkeit zu einem loyalen Diener des Weltweiten Vampirkonsortiums werden wird.«
    Tosender Applaus wogt durch die Menge. Eifrige Sterbliche, die keine Ahnung haben, wem sie da Beifall spenden, applaudieren dem Mann auf dem Bildschirm. Während ich dasitze und zuhöre, wie Pyrus über Verantwortung und Hingabe faselt, kriecht ein Gefühl des Grauens und der schrecklichen Erkenntnis durch meine Knochen.
    In ebendiesem Moment bin ich die Einzige auf der Welt, die weiß, wozu dieser Vampir fähig ist.
    Was passieren wird, wenn seine Herrschaft ungehindert fortbesteht. Nun, das heißt, ich und meine Schwester. Wir sind die Einzigen, die wissen, wie viel Schaden er anrichten kann, wenn man ihm erlaubt, an der Macht zu bleiben.
    Also selbst wenn ich die ganze egoistische »Ich-will-Magnus-wieder-als-meinen-Freund«-Sache beiseiteschiebe - wie können wir uns entspannt zurücklehnen und unser normales Leben weiterleben und vergessen, dass es überhaupt Vampire gibt, solange Pyrus noch das Sagen hat? Sicher, wenn wir uns heraushalten, wird er nicht hinter uns her sein. Und vielleicht auch nicht hinter dem Blutzirkel. Aber so wie er in dem Lehrvideo auftritt, wird er stattdessen jemand anderem wehtun.
    Das können wir nicht zulassen.
    Pyrus sagt irgendetwas bemüht Geistreiches, alle klatschen wieder und das Video wird schwarz. Die Türen werden geöffnet und Blutspender verteilen Plastiktorsos an die Vampire, als wären wir in einem Erste-Hilfe-Kurs.
    Ich schätze, man übt mit Dummies, bevor man sich über die echten Dummies hermacht. Über diejenigen, die tatsächlich denken, es wäre eine gute Idee, einer von Pyrus' Leuten zu werden.
    Aber ich habe keine Zeit für diese Insiderspielchen. Ich muss dringend meine Schwester finden. Sofort stehe ich von der Bank auf und drehe mich mit einem bedauernden Lächeln zu Magnus um. »Es tut mir leid«, sage ich. »Können wir das Beißen ein andermal nachholen? Ich muss dringend was erledigen.«

6 Rayne
    Ich sollte heute Abend wahrscheinlich zu Hause bleiben und Videospiele spielen. Schließlich brauche ich den Kurs für mein Vampirzertifikat nicht mehr zu besuchen. Und Sunny ist nicht zu Hause; wahrscheinlich feiert sie den Sieg ihrer Hockeymannschaft oder irgend so was. Also ist es doch logisch, dass ich zu Hause bleiben und

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