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Kein Bisschen ohne dich

Kein Bisschen ohne dich

Titel: Kein Bisschen ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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meinen Computer hochfahren sollte, oder? Um meinen Mitspielern aus der Vergangenheit meine futuristische Überlegenheit bei Videospielen zu demonstrieren? Ich kann mir ihre Gesichter ganz genau vorstellen, wenn ich den World-of-Warcraft- Dungeon knacke, was bis jetzt niemand so schnell geschafft hat. Und vielleicht würde ich sogar dieses einhändige Feuerschwert meistern, das der letzte Boss am Ende manchmal fallen lässt.
    Oder ich könnte vielleicht mit Mom abhängen.
    Ein bisschen Zeit mit ihr verbringen und die Tatsache ausnutzen, dass sie in einem Flanellpyjama auf unserem Sofa herumlümmelt, statt in einer anderen Dimension die Hochkönigin des Lichthofes im Elfenland zu spielen. Es könnte tatsächlich schön sein, sich mit ihr unter der Decke zusammenzurollen und zusammen eine Packung Eiscreme mit einem extra großen Löffel zu essen und die letzten Folgen unserer Lieblingsfernsehserien anzuschauen.
    Ich sollte eins von beidem tun. Oder sonst irgendetwas vollkommen Normales und Gewöhnliches und Vampirfreies. Schließlich habe ich Sunny ein Versprechen gegeben. Und außerdem, welchen Sinn hat eine zweite Chance, wenn man wieder die gleichen Dinge tut, die man beim ersten Mal getan hat?
    Aber sosehr ich es auch versuche, ich kann mich nicht dazu durchringen, den Computer einzuschalten, um nach einer LAN-Party zu suchen und bis tief in die Nacht World of Warcraft zu spielen. Oder mich aufs Sofa zu hauen und mit Fernsehen zu begnügen.
    Vielleicht liegt es daran, dass ich weiß, dass das sogenannte umwerfende einhändige Feuerschwert, das ich erringen könnte, in ein paar Monaten, nach dem nächsten Update des Spiels, praktisch wertlos sein wird. Oder dass es zwar nett wäre, Zeit mit Mom zu verbringen, aber dass alles im Fernsehen für mich eine Wiederholung ist.
    Also öffne ich stattdessen wider besseres Wissen meinen Kleiderschrank, wühle darin herum und entscheide mich für ein rot-schwarzes Gothic-Lolita-Kleid mit dazu passendem roten Cape und schwarzen Plateaustiefeln. Nachdem ich in das Outfit geschlüpft bin, gehe ich ins Badezimmer, um mich mit meinem weißen Lieblingspuder, mit Kajalstift und blutrotem Lippenstift zu schminken. Aufgothen zum Ausgehen.
    Ich muss sagen, es ist ganz komisch, wenn ich in den Spiegel schaue und ein blondes Mädchen sehe, das mich anstarrt. Ich sehe Sunny zum Verwechseln ähnlich, sogar mit der Schminke -
    kein Wunder, dass Magnus uns an diesem schicksalsträchtigen Abend nicht auseinander-halten konnte. Ich schwöre, dass ich mir auf dem Rückweg in dem durchgehend geöffneten Drugstore eine Flasche schwarze Tönung kaufen werde. Mom wird mich umbringen, aber diese Strafe nehme ich gerne auf mich, wenn ich nur endlich wieder auffalle.
    Ich bitte Mom um die Schlüssel für ihren Prius, da Sunny den VW Käfer genommen hat, den wir uns teilen. Meine Hände zittern schon, als ich den Schlüssel im Zündschloss drehe, und ich habe keine Ahnung, in was für einem Zustand ich sein werde, wenn ich mein verbotenes Ziel erreiche.
    Ja, ich fahre zum Club Fang. Dafür sollte ich meine kostbare Zeit wirklich nicht opfern, denn es ist ja eine reine Vampirkneipe und bis vor ein paar Minuten habe ich Sunny darüber belehrt, dass wir uns von jetzt an bemühen müssen, ein vampirfreies Dasein zu führen.
    Aber ich muss unbedingt dahin! Obwohl ich genau weiß, dass ich nicht sollte. Wie kann ich das Versprechen brechen, das ich Jareth im Hades gegeben habe, nachdem ich ihm gestanden hatte, dass ich ihn würde verlassen müssen? Ich hatte versprochen, ihn zu suchen und ihn dazu zu bringen, sich in mich zu verlieben, ganz gleich, was ich tun müsste. Und ich hatte nicht die Absicht, dieses Versprechen zu brechen, selbst wenn der Jareth, auf den ich jetzt treffen werde, keine Ahnung hat, dass ich es gegeben habe... und schon gar keine Ahnung, wer ich eigentlich bin.
    Aber egal. Ich werde dafür sorgen, dass es funktioniert. Irgendwie...
    Nachdem ich das Auto geparkt habe, bezahle ich dem Mann an der Tür fünf Dollar und gehe nach oben In den Club. Tagsüber dienen die Räumlichkeiten als Treffpunkt für die Ritter des Columbus, aber darauf würde man jetzt nie kommen. Die Rauchmaschinen machen Überstunden und das Flashlight blitzt durch den Raum, während die Wände die tiefen Bässen widerhallen, die durch die Lautsprecher dröhnen.
    Der DJ sitzt hinter einem schwarzen Käfig und spielt meine Lieblingsmelodie von Sisters of Mercy, Temple of Love, und die Tanzfläche ist brechend voll von

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