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Kein Bisschen ohne dich

Kein Bisschen ohne dich

Titel: Kein Bisschen ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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abgeschmackt.«
    Oooh, ich würde ihr am liebsten dieses selbstzufriedene Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Fast so gern, wie ich ihr sagen würde, dass ich Vampire schon lange vor dem Twilight-Hype mochte. Verdammt noch mal, ich habe in der Grundschule Anne Rice gelesen und ich habe Buffy gesehen! Wie kann sie es wagen, mich als Grünschnabel abzustempeln?
    Aber ich muss das große Ganze bedenken: Wie zum Beispiel die Frage, warum zum Kuckuck Jareth überhaupt eine Freundin hat. Ich meine, klar, ich hatte ihn in der ersten Runde technisch gesehen noch gar nicht kennengelernt - wir machten uns erst anderthalb Monate später miteinander bekannt, als ich meinen ersten Job für Slayer Inc. bekam. Aber trotzdem! Er hat damals nie eine Andeutung gemacht, dass er gerade eine ernste Beziehung hinter sich hatte.
    Er hat immer betont, dass er seit Jahrhunderten Single gewesen war.
    Aber was konnte ich tun? Eine Erklärung verlangen? Ihn zwingen, mir zu erklären, warum er mir nie von einer Exfreundin erzählt hat, auch wenn wir uns aus seiner Perspektive erst vor ein paar Minuten das erste Mal begegnet sind?
    Ich muss den Tatsachen ins Auge sehen. So gern ich auch wüsste, was zum Teufel hier los ist, ist mir doch klar, dass das nicht die richtige Zeit und auch nicht der richtige Ort ist, um danach zu fragen. Wenn ich mich plötzlich benehme wie eine besitzergreifende Furie, dann stoße ich ihn für immer zurück. Nein, ich muss abwarten, bis ich ihn allein erwische. Dann ist er vielleicht offener für eine Erklärung.
    »Ähm, du kannst die Musik jetzt wieder einschalten«, teile ich dem DJ mit und versuche, das Zittern aus meiner Stimme zu verbannen.
    »Alles ist cool.« Zum Glück kommt der DJ
    meinem Wunsch nach und wenig später plärrt Muse durch den Club und alle fangen wieder an zu tanzen und das Drama ist vergessen.
    Außer dass Jareth und seine Schlampe von Freundin immer noch dastehen und mich anstarren.
    »Also, ich schätze, wir sehen uns dann, ähm, später«, stammle ich und habe das Gefühl, ich müsste dieses peinliche Gespräch irgendwie beenden, bevor ich in die Nacht verschwinde.
    »Ich kann es kaum erwarten«, antwortet Jareth lustigerweise. Seine dumme Freundin kichert und ich kann mich nur mit Mühe davon abhalten, ihr gegen den Kopf zu treten. Stattdessen zwinge ich mich, auf dem rechten Weg zu bleiben und den Kampf auf später zu verschieben, drehe mich um und schlängle mich durch die Menge, wobei ich die Blicke ignoriere, die sich in meinen Rücken bohren, während ich auf den Ausgang zugehe.
    Ich kann mit Stolz behaupten, dass es mir gelingt, die Tränen zurückzuhalten, bis ich zum Wagen meiner Mutter komme und in die Nacht fahre.

7
    Ich springe in den Prius und rase nach Hause, wobei ich erfolglos versuche, mich einigermaßen an die Verkehrsregeln zu halten. Was jetzt doppelt riskant ist, da ich nicht mehr diesen verlockenden Vampirduft versprühe, um unter Einsatz meines Charmes keinen Strafzettel verpasst zu bekommen, falls die Polizei mich anhält. Aber wie soll ich mich auf so unwichtige Dinge wie Geschwindigkeitsbegrenzungen und Ampeln konzentrieren, wenn ich an nichts anderes denken kann als daran, wie Jareth gerade einem anderen Mädchen die Zunge in den Hals schiebt?
    Als ich in unsere Straße einbiege, blitzen in meiner Erinnerung die letzten Augenblicke auf, die ich unten in der Unterwelt mit Jareth verbracht habe. Wie er mich in die Arme nahm, als ich weinte, und mich tröstete, während ich immer wieder versprach, dass ich ihn finden würde, koste es, was es wolle. Ich erinnere mich, dass er mir ins Ohr flüsterte, ich soll mir keine Sorgen machen. Wir seien füreinander bestimmt, sagte er, und auf keinen Fall würde eine so lästige Kleinigkeit wie das Zurückdrehen der Zeit jemals zwischen uns stehen.
    War dieser Jareth - mein Jareth - immer noch da und versteckte sich tief unter der Oberfläche dieses selbstgefälligen, Arroganten und in eine Schlampe verliebten Kerls? Oder - und das war meine größte Angst - hatten die Fäden der Zeit mich schon auf einen anderen Weg geführt? In eine andere Zukunft, in der Jareth und ich nicht mehr füreinander benimmt waren?
    Das ist zu viel, als dass ich ruhig darüber nachdenken könnte. Ich biege gerade in unsere Einfahrt, als die Tränen abermals anfangen zu fließen und meinen Blick trüben, sodass ich fast die Garage demoliere. Salzige Tränen, keine blutigen, an die ich mich während des letzten Jahres als Vampir schon so gewöhnt

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