Kein Bisschen ohne dich
Und das alles, weil ein gewisser Vampirgeneral meiner Schwester nicht glauben wollte.«
Jareth reißt missmutig die Hände in die Luft. »Ich hab's doch gewusst.« Er flucht leise. »Diese Idioten. Sie haben keine Ahnung, womit sie es zu tun haben.« Er geht auf der Lichtung auf und ab wie ein Tiger im Käfig. Was, das muss ich zugeben, irgendwie heiß ist. Nicht dass mich das besonders beeindrucken könnte, während ich auf einer Mission bin, um meine Schwester zu retten.
»Also, sie sind schon vor ein paar Stunden hineingegangen und Magnus' Wagen steht noch immer am Straßenrand«, teile ich ihm mit.
Vielleicht können wir ja irgendwie zusammenarbeiten.
»Meinst du, sie sind noch drin?«
»Ich weiß, dass sie noch drin sind«, bestätigt Jareth. »Zumindest Magnus. Sein Telefon hat eine Funktion, mit der es geortet werden kann«, erklärt er. »Bevor er aus dem Club Fang verschwunden ist, habe ich sie aktiviert, damit ich ihm folgen kann. Er ist auf jeden Fall in der Nähe.«
Seine Worte bestätigen meine Ängste. »Das ist nicht gut«, murmle ich. »Es ist schon so viel Zeit vergangen. Ich mache mir Sorgen, dass ihnen irgendetwas zugestoßen ist.«
»Das brauchst du nicht«, erwidert Jareth schroff.
»Ich werde reingehen und nachsehen.« Er greift in seine Tasche und zieht eine sandfarbene Visitenkarte mit goldener Schrift heraus. »Schick mir in einer Stunde eine SMS und ich gebe dir Bescheid, was ich gefunden habe.«
Ich ziehe eine Augenbraue hoch, werfe einen Blick auf die Karte und schaue dann zu ihm hoch. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«, frage ich. »Ich gehe auf gar keinen Fall nach Hause und warte, falls du das andeuten willst.
Sie ist meine Schwester. Und wenn sie in Schwierigkeiten steckt, werde ich ihr helfen.«
Jareth schnaubt. »Du?«, fragt er voller Verachtung. »Du und welche Armee?«
»Ich bin eine Ein-Mann-Armee, Baby!«, erkläre ich und schiebe die Brust raus. Sicher, ich bin vielleicht kein Vampir mehr. Nicht einmal mehr offiziell eine Jägerin. Aber ich bin Rayne McDonald und das genügt!
»Klar doch«, erwidert er mit von Verachtung triefender Stimme. »Aber darf ich vorschlagen, dass du dein großmäuliges Getue mal kurz sein lässt? Vertrau mir, ich bin der General des Blutzirkels und weiß, was zu tun ist. Eine einfache Sterbliche hat nicht die geringste Chance, erfolgreich in ein hoch gesichertes Verwaltungsgebäude von Slayer Inc.
einzubrechen.«
»Selbst wenn die fragliche Sterbliche alle Sicherheitspasswörter von Slayer Inc. kennt?«, frage ich mit einem schwachen, trotzigen Lächeln. »Meinst du, dann hätte sie vielleicht eine kleine Chance?«
Jareth zieht eine Augenbraue hoch. »Und wie, darf ich fragen, sollte jemand wie du an solche Informationen herankommen?«
»Nein, darfst du nicht - fragen, meine ich«, schieße ich zurück. »Du darfst entweder zugeben, dass du meine Hilfe brauchst, oder du kannst gehen und die ganze Operation allein vermasseln.«
Jareth verzieht verärgert die Lippen. Ich weiß, dass es ihn umbringt, wenn er zugeben müsste, dass ich bei diesem Unterfangen auch nur ein kleines bisschen nützlich sein könnte.
»Na komm schon«, dränge ich und lasse meinen sarkastischen Tonfall bleiben. »Schluck deinen Stolz herunter. Es ist dein Freund und Zirkelkamerad, über dessen Leben wir hier reden. Du musst die bittere Pille schlucken - und jede Hilfe annehmen, die du kriegen kannst, und das weißt du auch.«
Jareth tritt mit der Stiefelspitze gegen einen Baumstumpf und zuerst denke ich, dass er nicht antworten wird. Dann seufzt er. »Also gut«, lenkt er ein. »Du darfst mich begleiten, wenn du es wünschst.«
»Herr im Himmel, danke. Wie nett von dir, mich hinterherzockeln zu lassen.«
»Komm mir bloß nicht in die Quere.«
»Wie wäre es, wenn du mir nicht in die Quere kommst?« Ich weiß, ich bin stur, aber im Ernst, der Junge muss dringend mal von seinem hohen Ross heruntergeholt werden.
Jareth überrascht mich mit einem widerstrebenden Nicken, dann dreht er sich um und läuft so schnell durch den Wald, dass ich sprinten muss, um ihn einzuholen. Er rennt gekonnt um den Rasen vor der Villa herum und meidet dabei alle Scheinwerfer, bis wir die Hintertür erreicht haben. Er begutachtet sie einen Moment lang und betrachtet das massive Schloss, das mit einer Fernbedienungsschaltung daneben verbunden ist. Dann dreht er sich mit einem erwartungsvollen Blick zu mir um.
»Oh tut mir leid. Brauchst du jetzt schon meine einfache sterbliche
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