Kein Bisschen ohne dich
wie eine Welle und verschlingt mich.
Während mein Blut zu ihm fließt, spüre ich, wie wir im Geiste miteinander tanzen, mein Lebenssaft fließt in ihn hinein und gibt ihm neues Leben und neue Kraft. Es ist ein berauschendes Gefühl. So schön, dass ich mich einfach fragen muss, warum wir das noch nie getan haben. Es hätte uns einander so nah bringen können, selbst an den Tagen, als wir uns einander so fern fühlten.
Aber gerade als ich mich dem Gefühl vollkommen hingebe, reißt Magnus den Mund weg, sein Gesicht umwölkt vor Verwirrung. Als er mich anstarrt, als wäre ich eine Art Geist wird mir klar, dass ich wahrscheinlich nicht an unsere gemeinsame Vergangenheit hätte denken sollen, während wir im Geiste so eng verbunden waren.
Konnte er über das Rauschen des Blutes hinweg meine Gedanken hören? Oder vielleicht die überwältigende Liebe und Zuneigung spüren, die ich für ihn empfinde - eine Wildfremde seiner Meinung nach?
»Wer b ist du?«, haucht er und sieht mir tief in die Augen, als wollte er versuchen, mir in die Seele zu blicken. Das Staunen in seinem Gesicht, diese mit Verwirrung gemischte Verzückung, verzehrt mich und ich habe große Mühe, nicht auf der Stelle zusammenzubrechen. Zu verhindern, dass der Damm bricht, und ihm alles zu erzählen, in der Hoffnung, dass er mir glaubt, statt schreiend in die Nacht zu laufen.
Aber ich zwinge mich, die Beherrschung zu bewahren, weil es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Und auch nicht der richtige Ort. Also streiche ich ihm nur mit zärtlichen Fingern eine Locke aus den Augen.
»Ich bin nur ich«, antworte ich einfach und schenke ihm ein kleines Lächeln. »Niemand Besonderes.«
»Ganz im Gegenteil«, widerspricht er und beugt sich erneut nach vorne, um noch einen Schluck zu nehmen. »Ich glaube, du bist sogar ziemlich besonders. Mehr«, fügt er hinzu, bevor er die Reißzähne wieder in meine Wunde drückt, als ich mir je hätte vorstellen können.«
12 Rayne
Ich schaue wohl zum tausendsten Mal auf meine Armbanduhr, während ich in meinem Zimmer auf und ab gehe. Mom ist schon zweimal hier oben gewesen, um mich höflich (nur beim ersten Mal) zu bitten, ich solle aufhören, so herumzutrampeln; sie behauptet, unten klingt es wie ein Erdbeben und übertönt ihre Stolz-und-Vorurteil- DVD . (Dabei kennt sie das ganze Ding schon längst auswendig!) Wenn sie den wahren Grund für meine Unruhe kennen würde, würde sie Collin Firth definitiv auf Pause stellen. Sunny ist noch nicht zurück. Und sämtliche SMS, die ich ihr geschickt habe, sind unbeantwortet geblieben. Ich habe sogar versucht anzurufen, aber bei ihrem Telefon schaltet sich sofort die Mailbox ein. Zuerst dachte ich, sie hätte vielleicht nur den Klingelton ausgeschaltet. Aber inzwischen ist zu viel Zeit vergangen und ich mache mir Sorgen, dass sie in Schwierigkeiten sein könnte.
Wenn sie mich doch nur aufgefordert hätten mitzukommen. Aber nein, sie sind aus dem Club Fang verschwunden, ohne mir Bescheid zu geben, und ganz allein direkt zu Slayer Inc.
gefahren. Sicher, ich verstehe schon, warum Sunny das getan hat; das Mädchen versucht immer zu beweisen, das sie genauso emsig ist wie ich, wenn es um solche Dinge geht. Aber trotzdem! In diesem Fall hätte ich absolut helfen können. Ich bin Jägerin. Ich kenne das Hauptquartier von Slayer Inc. in - und auswendig.
Ich hätte dafür sorgen können, dass sie bekommen, was sie brauchen, und dass sie ohne Probleme wieder von dort verschwinden können.
Aber nein, alles, was ich bekomme, ist eine SMS, in der sie nach Codes und einem Grundriss fragt.
Und die habe ich natürlich geschickt. Aber vielleicht hätte ich die Initiative ergreifen und selbst dorthin fahren sollen, um mich mit ihnen zu treffen. So wären sie gezwungen gewesen, meine Hilfe anzunehmen.
Ich sehe wieder auf meine Armbanduhr.
Irgendetwas muss passiert sein. Auf keinen Fall wandert sie immer noch durch die Gänge des Hauptquartiers, es sei denn, etwas ist schiefgelaufen. Vielleicht hat sie den Alarmcode falsch eingetippt. Oder vielleicht war jemand nach Büroschluss noch dort und hat die Eindringlinge entdeckt. Eine Milliarde Möglichkeiten gehen mir durch den Sinn, was meiner Schwester in diesem Haus alles zugestoßen sein könnte.
Ich halte es nicht mehr aus. Ich gehe nach unten und erzähle Mom, dass ich noch mal kurz zur Bibliothek will. Im günstigsten Fall ist alles in Ordnung und ich habe ein paar Liter Benzin verschwendet. Keine große Sache.
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