Kein Bisschen ohne dich
Hilfe?«, frage ich zuckersüß.
»Ich brauche sie nicht«, stellt er klar und seine Stimme ist voller Bitterkeit. »Es erscheint mir bloß unnötig, sich die ganze Mühe zu machen, eine Tür aufzubrechen, wenn du sie einfach mit einem Passwort öffnen kannst.«
»Jetzt denkst du endlich nach«, erwidere ich mit einem Grinsen. »Geh ein Stück zurück, Vampir, und beobachte ein bisschen sterbliche Magie.«
Ich nehme mir die Schaltanlage vor, öffne das Alarmkästchen und tippe den geheimen Code ein, den ich von meinem Training bei Slayer Inc.
her kenne. Gott sei Dank habe ich gut aufgepasst, als Teifert mir damals die Zahlen eingetrichtert hat. Wenig später piept das Kästchen zweimal und alle LED-Leuchten werden grün.
Triumphierend drehe ich mich zu Jareth um.
»Würden Sie jetzt bitte die Tür eintreten, Mylord, und uns dabei Ihre eindrucksvolle Vampirstärke vorführen?«
Jareths Mundwinkel zuckt. »Es gibt also doch etwas, was du nicht kannst.«
»Eigentlich nicht. Ich wollte dir nur das Gefühl vermitteln, noch immer nützlich und wichtig zu sein.«
Der Vampir stöhnt, dann legt er die Hand um den Türknauf und die Tür schwingt mühelos auf. »In Ordnung! Freie Bahn!«, rufe ich, so munter ich kann, und tätschle ihm den Rücken. »Weiter so, du böser Vampir!«
»Würde es dir was ausmachen, etwas leiser zu sein?«, zischt der Vampir. »Wir wollen doch unentdeckt bleiben oder etwa nicht?«
»Oh. Stimmt. Guter Hinweis.« Ich habe es so genossen ihn aufzuziehen, dass ich fast vergessen hätte, dass wir uns immer noch auf gefährlichem Terrain befinden und so.
»'tschuldigung. Also los.«
Wir treten durch die Tür in den dunklen Flur im hinteren Teil des Herrenhauses. Ich kaue auf der Unterlippe und versuche, mich zu erinnern, wie man am besten zu der Treppe kommt, die in den Kerker hinunterführt. Wenn Magnus und Sunny geschnappt wurden, hat man sie wahrscheinlich dorthin gebracht. Es sei denn, Bertha oder irgendeine andere Jägerin ist zu eifrig gewesen und ...
Aus Jareths Gesäßtasche erklingt ein Song von My Chemical Romance. •
»Jaja, nur keine Aufmerksamkeit erregen, Batman«, bemerke ich trocken.
Der Vampir fingert an seinem Handy herum.
Zuerst nehme ich an, er tut es, damit es ver-stummt. Aber dann geht er zu meiner Überraschung zur Tür hinaus und hält das Gerät ans Ohr.
»Hallo?«, flüstert er, während ich ihn ungläubig anstarre. »Oh, hi, Baby«, sagt er nach einer Pause. »Das ist ganz lieb von dir. Aber ich bin gerade mitten in einer dringlichen Sache. Ich kann jetzt eigentlich nicht reden.«
Ich balle die Hände zu Fäusten. Ist das sein Ernst, verdammt noch mal? Mit wilden Gesten bedeute ich ihm lautlos, sich zu beeilen. Er hebt eine Hand.
»Nein, nein, ich bin allein«, versichert er ihr, während er zu mir schaut und einen Finger auf die Lippen legt. Ich kann gerade noch verhindern, dass mir der Unterkiefer bis zum Boden herunterklappt. »Also, ich weiß das zu schätzen. Bis später, Süße.« Er hält inne, dann kichert er. »Nein, leg du auf!« Noch eine Pause.
»Nein! Du!«
Ich reiße ihm das Telefon aus der Hand und werfe es über den Rasen. Während er mit entsetztem Gesicht zuschaut, wie sein Telefon durch die Luft fliegt, zucke ich die Achseln.
»Sorry«, sage ich. »Du hattest anscheinend Mühe aufzulegen. Da dachte ich, ich helfe dir ein bisschen.«
»Ich glaub's einfach nicht, dass du gerade...«
»Also, ziehen wir diese ganze Rettungsaktion jetzt durch? Oder musst du deine Süße zurückrufen?«
Jareth stößt einen langen Seufzer aus, schließt dann die Tür und lässt sein Telefon auf dem Rasen liegen, wo es hoffentlich so nass wird vom Regen, dass es nie wieder funktioniert.
»Na schön«, sagt er. »Also, wo fangen wir an?«
»Sei einfach still und folge mir«, knurre ich und bin nun gar nicht mehr aufgeregt wegen unserer tollkühnen Rettungsmission. Ich schleiche den Flur entlang und drehe mich nicht um, um zu sehen, ob er mir folgt oder nicht. Ich kann einfach nicht glauben, dass er an sein Telefon gegangen ist. Und er ist nicht nur rangegangen - er hat mit dem Mädchen am anderen Ende der Leitung auch noch rumgeturtelt. Das sieht dem Jareth, den ich kenne, überhaupt nicht ähnlich. Mit mir hat er am Telefon nicht ein einziges Mal so geredet!
Rasend vor Eifersucht drücke ich die Tür zum Keller auf, wo sich der Kerker befindet. Ich starre in die Dunkelheit und wünschte, ich hätte meine Taschenlampe noch.
»Worauf wartest du,
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