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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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heißt das?«

    »Captain Perlmutter und ich brauchen nur noch weitere Informationen, Mrs. Lawson.«
    Ein weiterer Kunde des Fotoladens, eine frisch Blondierte in Graces Alter, näherte sich dem leeren Geschäft. Sie legte die Hände um die Augen und spähte ins Innere. Auch sie runzelte die Stirn und ging dann ärgerlich wieder davon.
    »Sind Sie beide jetzt auf dem Revier?«
    »So ist es.«
    »Ich bin in drei Minuten bei Ihnen.«

    »Seit wann leben Sie und Ihr Mann in der Stadt?«, fragte Captain Perlmutter.
    Sie saßen gedrängt in einem Raum, der eher dem Kabuff eines Hausmeisters ähnelte als dem Büro des Polizeichefs einer Kleinstadt. Die Cops von Kasselton hatten ihr Revier in die ehemalige Stadtbibliothek verlegt, einem historischen und traditionsreichen Gebäude mit wenig Komfort. Captain Stu Perlmutter saß hinter seinem Schreibtisch. Er lehnte sich bei der ersten Frage zurück und verschränkte die Hände über dem Bauchansatz. Officer Daley lehnte im Türrahmen und versuchte entspannte Atmosphäre zu verbreiten.
    »Vier Jahre«, antwortete Grace.
    »Und, gefällt’s Ihnen?«
    »Jedenfalls ist es nicht schlecht hier.«
    »Wie schön.« Perlmutter lächelte wohlwollend. »Und Sie haben Kinder?«
    »Ja.«
    »Wie alt?«
    »Acht und sechs.«
    »Acht und sechs«, wiederholte er mit einem verträumten Lächeln. »Ein großartiges Alter. Keine Babys mehr und noch keine Teenager.«

    Grace wartete ab.
    »Mrs. Lawson, ist Ihr Mann schon irgendwann früher mal einfach so verschwunden?«
    »Nein.«
    »Was ist mit Eheproblemen?«
    »Nichts. Gibt es nicht.«
    Perlmutter musterte sie skeptisch. »Alles perfekt, was?« Er schien sich ein Zwinkern zu verkneifen.
    Grace sagte nichts.
    »Wie haben Sie Ihren Mann kennen gelernt?«
    »Wie bitte?«
    »Ich habe gefragt …«
    »Was tut das jetzt zur Sache?«
    »Ich versuche nur, mir ein Bild zu machen.«
    »Ein Bild wovon? Haben Sie etwas herausbekommen?«
    »Bitte!« Perlmutter versuchte es mit einem Lächeln, das er offenbar für entwaffnend hielt. »Ich brauche Hintergrundinformationen. Einfach zur besseren Beurteilung. Also, wo haben Sie und Ihr Mann sich kennen gelernt?«
    »In Frankreich.«
    Er notierte sich das. »Sie sind Künstlerin, Mrs. Lawson?«
    »Ja.«
    »Dann haben Sie in Europa Kunst studiert?«
    »Captain Perlmutter …«
    »Ja oder nein?«
    »Nehmen Sie mir’s nicht übel, aber diese Fragen sind absurd.«
    Perlmutter sah Daley an. Der zuckte mit den Schultern. »Vielleicht haben Sie Recht.«
    »Haben Sie etwas in Erfahrung gebracht?«
    »Schätze, Officer Daley hat Ihnen bereits erklärt, dass Ihr Mann volljährig ist und wir daher nicht verpflichtet sind, Ihnen Auskunft zu geben.«
    »Ja, das hat er.«

    »Gut. Jedenfalls glauben wir nicht, dass hier ein Verbrechen vorliegt. Falls Sie sich deshalb Sorgen machen.«
    »Weshalb sagen Sie das?«
    »Es gibt keinerlei Hinweise.«
    »Was bedeutet, dass Sie keine Blutspuren oder Ähnliches gefunden haben, oder?«
    »Richtig. Mehr noch …« Perlmutter warf Daley erneut einen Blick zu. » … wir haben etwas in Erfahrung gebracht. Was wir Ihnen allerdings vermutlich nicht mitteilen dürften.«
    Grace richtete sich auf ihrem Stuhl auf. Sie versuchte Perlmutter direkt in die Augen zu blicken, doch er wich ihr aus. »Ich möchte herzlich gern erfahren, was Sie herausbekommen haben.«
    »Ist nicht viel«, sagte Perlmutter.
    Sie schwieg abwartend.
    »Officer Daley hat im Büro Ihres Mannes angerufen. Natürlich ist er nicht dort. Das wissen Sie vermutlich längst. Krank gemeldet hat er sich auch nicht. Deshalb haben wir beschlossen, ein paar Erkundigungen einzuziehen. Inoffiziell, versteht sich.«
    »Sicher.«
    »Sie waren so nett, uns die Nummer Ihrer KFZ-Mautkarte zu nennen. Wir haben sie in den Computer eingegeben. Um wieviel Uhr, sagten Sie, hat Ihr Mann gestern Abend das Haus verlassen?«
    »Gegen zehn.«
    »Und Sie dachten, er sei zum Supermarkt gefahren?«
    »Keine Ahnung. Er hat mir ja nichts gesagt.«
    »Er ist ohne ein Wort fortgefahren?«
    »Richtig.«
    »Und Sie haben ihn nicht gefragt, wohin er wollte?«
    »Ich war im ersten Stock. Habe nur gehört, wie der Motor seines Wagens ansprang.«
    »Gut. Also, Folgendes muss ich wissen.« Perlmutter nahm die
Hände von seinem Bauch. Sein Stuhl knarrte, als er sich vorbeugte. »Sie haben ihn auf seinem Handy angerufen. Und zwar unmittelbar nachdem er fort war. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Tja, das ist das Problem. Weshalb hat er den Anruf nicht angenommen?

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