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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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wählen, als ein simpler Gedanke sie innehalten ließ: Was genau sollte sie sagen?
    Hallo, ich war heute im Supermarkt, verstehen Sie, und da war dieser Kerl bei der Wursttheke. Also und der flüstert mir den Namen der Lehrerin meiner Tochter zu. Richtig, der Lehrerin. Oh, und die Klassenzimmernummer. Ja, an der Wursttheke. Gleich neben dem abgepackten Fleisch. Und dann ist er weggerannt. Später habe ich ihn mit der Frühstücksbox meiner Tochter gesehen. Draußen vor dem Supermarkt. Was er getan hat? Er ist da einfach gegangen. Also, nein. Eigentlich war’s gar nicht Emmas Frühstücksbox. Sah nur genauso aus. Die mit dem Batman-Motiv. Nein, offen gedroht hat er mir nicht. Wie bitte? Ja, ich bin die Frau, die gestern ihren Mann als entführt gemeldet hat. Richtig. Dann hat mein Mann angerufen und gesagt, er bräuchte Abstand. Klar war ich das. Genau die hysterische Zicke …
    Gab es eine andere Möglichkeit?
    Sie ging die Sache erneut in Gedanken durch. Die Polizei hielt sie bereits für eine Irre. Konnte sie die Beamten vom Gegenteil überzeugen? Vielleicht. Was würden die Cops tun? Würden sie
einen Polizisten zum Schutz ihrer Kinder abstellen? Wohl kaum. Nicht einmal dann, wenn sie ihnen die Dringlichkeit der Angelegenheit glaubhaft machen konnte.
    Dann fiel ihr Scott Duncan ein.
    Er arbeitete bei der Staatsanwaltschaft. Er hatte Einfluss. Er hatte Macht. Und vor allem würde er ihr glauben.
    Duncan hatte ihr seine Handy-Nummer gegeben. Sie suchte in ihrer Handtasche danach. Fand sie nicht. Hatte sie den Zettel im Wagen gelassen? Vermutlich. Machte nichts. Er hatte gesagt, er müsse ins Büro zurück. Das Büro des Generalstaatsanwalts befand sich vermutlich in Newark. Mittlerweile musste er dort sein.
    Sie blieb stehen und drehte sich zur Schule um. Ihre Kinder waren dort drinnen. Seltsamer Gedanke, aber sie konnte ihn nicht unterdrücken. Ihre Kinder verbrachten hier ihre Tage, getrennt von ihr in dieser Festung aus Backstein, und ein Teil von Grace empfand das als seltsam überwältigend. Sie wählte die Auskunft, bat um die Nummer der Generalstaatsanwaltschaft in Newark und ließ sich für einen Aufpreis von 35 Cents verbinden.
    »Generalstaatsanwaltschaft von New Jersey.«
    »Scott Duncan bitte.«
    »Augenblick.«
    Nach zwei Klingeltönen meldete sich eine Frauenstimme. »Goldberg«, sagte diese.
    »Ich möchte mit Scott Duncan sprechen.«
    »Um welchen Fall handelt es sich?«
    »Wie bitte?«
    »Ich brauche das Aktenzeichen.«
    »Ich möchte nur Mr. Duncan sprechen.«
    »Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit.«
    »Es ist privat.«
    »Tut mir Leid. Da kann ich nicht helfen. Scott Duncan arbeitet nicht mehr hier. Ich habe die meisten seiner Fälle übernommen. Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann …«

    Grace hielt das Handy weit von sich. Starrte es auf die Entfernung an. Legte auf. Sie stieg wieder in den Wagen und betrachtete den Backsteinbau, in dem sich ihre Kinder befanden. Sie betrachtete ihn lange und fragte sich, ob es irgendjemanden gab, dem sie sich vorbehaltlos anvertrauen konnte, bevor sie eine Entscheidung traf.
    Sie nahm erneut das Handy. Sie wählte die Nummer.
    »Ja?«
    »Grace Lawson hier.«
    Drei Sekunden später meldete sich Carl Vespa: »Alles in Ordnung?«
    »Ich habe meine Meinung geändert«, erklärte Grace. »Ich brauche Ihre Hilfe.«

31
    »Sein Name ist Eric Wu.«
    Perlmutter war wieder im Krankenhaus. Er hatte sich bemüht, eine richterliche Verfügung zu bekommen, um Indira Khariwalla zu zwingen, die Identität ihres Klienten preiszugeben, doch der örtliche Staatsanwalt war auf mehr Hindernisse gestoßen als erwartet. In der Zwischenzeit taten die Jungs vom Labor ihre Arbeit. Die Fingerabdrücke waren mittlerweile beim NCIC (National Crime Information Centre), und wenn man Daley glauben durfte, hatte man bereits die Identität des Täters festgestellt.
    »Ist er vorbestraft?«, fragte Perlmutter.
    »Er ist vor drei Monaten aus Walden entlassen worden.«
    »Weswegen hat er gesessen?«
    »Bewaffneter Überfall in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung«, sagte Daley. »Wu hat einen Deal gemacht. Ich hab mich umgehört. Ist ein ganz schlimmer Finger.«
    »Wie schlimm?«

    »So, dass man sich in die Hose scheißt. Wenn nur zehn Prozent stimmen, was man sich über den Kerl erzählt, lass ich von jetzt an nachts meine Barney-Dinosaurier-Lampe brennen.«
    »Erzähl mehr.«
    »Aufgewachsen in Nordkorea. Vollwaise seit früher Kindheit. Hat eine Weile in den

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