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Kein böser Traum

Kein böser Traum

Titel: Kein böser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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bevorzugte sie Jogginganzüge aus Lycra oder alles, was ihren flachen, gebräunten Bauch sehen ließ. Sie war zierlich, hatte dunkle Augen, und jeder Kerl auf dem Revier, Perlmutter eingeschlossen, hatte ein Faible für sie.
    Veronique Baltrus war sowohl außerordentlich hübsch als auch eine Computerfachfrau – was eine interessante, wenn auch aufreibende
Tätigkeit war. Sechs Jahre zuvor hatte sie für einen Bademoden-Einzelhändler in New York City gearbeitet, als die Sache mit dem Stalker begonnen hatte. Der Stalker rief sie an. Er schickte E-Mails. Er belästigte sie bei der Arbeit. Seine Waffe war hauptsächlich der Computer, die beste Tarnung für Feiglinge und alle, die unerkannt bleiben wollten. Die Polizei hatte nicht genügend Personal, um ihm auf die Spur zu kommen. Außerdem glaubten sie, dass dieser spezielle Stalker nicht bis zum Äußersten gehen würde.
    Das war ein Irrtum gewesen.
    An einem ruhigen Herbstabend wurde Veronique Baltrus Opfer eines brutalen Überfalls. Ihr Peiniger konnte fliehen. Doch Veronique kam wieder auf die Beine. Sie, die bereits gut mit Computern umgehen konnte, perfektionierte ihr Können und wurde zur Expertin. Sie nutzte ihre Fähigkeiten, um ihrem Peiniger auf die Spur zu kommen – er schickte ihr weiterhin E-Mails und drohte mit einer Wiederholung – und überführte ihn. Er bekam seine gerechte Strafe. Danach kündigte sie ihre Stelle und ging zur Polizei.
    Auch wenn sie jetzt Uniform trug und ganz normal Dienst tat, war sie dennoch die inoffizielle Computerexpertin des Bezirks. Perlmutter war der einzige, der ihre Geschichte kannte. Das war Teil der Vereinbarung gewesen, als sie sich für den Job beworben hatte.
    »Hast du was für uns?«, fragte er sie.
    Veronique Baltrus lächelte. Sie hatte ein hübsches Lächeln. Perlmutters »Faible« für sie war anders als das der übrigen Kollegen. Es entsprang nicht ausschließlich sexuellem Verlangen. Veronique Baltrus war die erste Frau seit Marions Tod, die überhaupt Gefühle in ihm weckte. Perlmutter ließ es allerdings bei der bloßen Einsicht bewenden. Alles andere wäre nicht professionell. Es wäre unanständig. Und ehrlich gesagt, spielte Veronique in einer anderen Liga.
    Sie machte eine Geste in Richtung Charlaine Swain. »Wir müssen ihr vermutlich dankbar sein.«

    »Inwiefern.«
    »Al Singer.«
    Das, so hatte Sykes Charlaine gesagt, war der Name, den Eric Wu benutzt hatte, als er sich für einen Boten ausgegeben hatte. Als Charlaine gefragt hatte, wer Al Singer sei, hatte sich Sykes etwas gewunden und geleugnet, irgendeinen Mr. Singer zu kennen. Er behauptete, die Tür aus purer Neugier geöffnet zu haben. »Und ich dachte schon, dass Al Singer frei erfunden ist«, sagte Perlmutter.
    »Ja und nein«, entgegnete Baltrus. »Ich habe Mr. Sykes’ Computer sehr gründlich durchforstet. Er war Mitglied bei einer Online-Partnervermittlung und hat ziemlich regelmäßig mit einem Mann namens Al Singer korrespondiert.«
    Perlmutter zog eine Grimasse. »Eine Kontaktbörse für Schwule?«
    »Bisexuell«, verbesserte sie ihn. »Hast du damit ein Problem?«
    »Nein. Dann war Al Singer also … wie sagt man … sein Online-Liebhaber?«
    »Al Singer existiert nicht. Das war ein Pseudonym.«
    »Ist das im Netz nicht üblich – besonders bei der Kontaktsuche unter Schwulen? Benutzt man da kein Pseudonym?«
    »Schon«, räumte Baltrus ein. »Aber lass dir erklären. Mr. Wu gibt vor, etwas abliefern zu wollen. Er benutzt den Namen Al Singer. Wie sollte Wu von Al Singer wissen, wenn er nicht …«
    »Willst du behaupten, Eric Wu ist Al Singer?«
    Baltrus nickte, stemmte die Hände in die Hüften. »Das nehme ich doch stark an. Also meiner Meinung nach hat das so funktioniert: Wu geht ins Internet. Er benutzt den Namen Al Singer. Er lernt dadurch einige Leute kennen – potenzielle Opfer. In diesem Fall trifft er Freddy Sykes. Er bricht in sein Haus ein und verletzt ihn schwer. Ich bin sicher, er hätte Sykes im Endeffekt umgebracht.«
    »Meinst du, er hat das nicht zum ersten Mal gemacht?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Dann ist er so eine Art bisexueller Serien-Sexualtäter?«

    »Das weiß ich nicht. Aber es passt zu den Vorgängen, die ich im Computer gefunden habe.«
    Perlmutter überlegte. »Hat dieser Al Singer noch andere Online-Partner?«
    »Noch drei.«
    »Ist einer davon überfallen worden?«
    »Noch nicht, nein. Sie sind alle wohlauf.«
    »Was meinst du dann mit ›Serientäter‹?«
    »Ist noch zu früh, um das

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