Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
zu überspielen versuchte. Ich fragte mich tatsächlich, warum ihm mein Trinkverhalten überhaupt aufgefallen war. Eigentlich ließ sich daraus nur schließen, dass er am Set wirklich auf mich geachtet haben musste. Ja, ich wusste auch, was er gerne aß und trank, aber ich fand Tom auch schon eine ganze Weile interessant und mir war klar, wie gern ich ihn beobachtete.
Schließlich beschloss ich, ihn aus dieser für ihn peinlichen Situation zu retten.
„Wo wollen wir denn nach dem Essen hin? Und was könnte ich deinem Bruder überhaupt schenken?", lenkte ich ab und sah ihn fragend an.
Bevor er antwortete, wurden uns die bestellten Getränke gebracht und schließlich sagte er: „Wir gehen einfach los und sehen dann, in welches Geschäft wir wollen und in welches nicht. Meinem Bruder gefällt fast alles. Es muss ja nichts Großes sein."
Endlich hörte er damit auf, an seiner Serviette zu spielen und auch seine Gesichtsfarbe hatte sich wieder normalisiert. Es dauerte nicht lange, bis auch die Pizzen kamen. Heißer Dampf stieg von den Tellern auf und verursachte ein leises Knurren in meinem Magen. Tom ergriff das Besteck hastig, nuschelte noch ein „Guten Appetit!" und begann gierig zu essen. Auch ich wollte mit dem Essen anfangen, doch lenkte Toms Verhalten mich zu sehr davon ab. Tom aß so hastig und stopfte sich ein Stück nach dem anderen in den Mund, dass ich nichts anderes als lachen konnte. Erst nach einigen Sekunden blickte er auf, wischte sich mit der Serviette über den Mund und schluckte.
„Was ist denn?", fragte er schmatzend.
„Och, gar nichts", erwiderte ich ironisch und lachte noch immer. Statt seine Frage zu wiederholen, blickte er mich weiterhin fragend an. Auch ich griff nun nach meinem Besteck.
„Tom", erklärte ich dann, „es sieht so aus, als hättest du tagelang nichts zu Essen mehr bekommen. Dabei erinnere ich mich an ein ausgiebiges Frühstück heute Morgen."
„Oh", machte Tom und blickte auf seinen Teller, der schon fast zur Hälfte leer war.
Ich grinste und wartete auf eine weitere Reaktion. Er nahm sein Glas, trank einen Schluck und lehnte sich schließlich in seinem Stuhl zurück. Ich sah ihn noch immer an und bemerkte dabei nicht, wie intensiv mein Blick war und wie verträumt ich ihn ansehen musste, bis er sagte: „Und du siehst so aus, als säße gerade ein Engel vor dir."
Ich rüttelte mich und drehte meinen Kopf augenblicklich zur Seite. Dieses Mal war ich es, der etwas rötlich anlief. Ganz unrecht hatte Tom mit seiner Vermutung ja auch nicht, aber davon sollte er eigentlich nichts mitbekommen. Die ganze Situation war mir wirklich unangenehm. Ich presste meine Lippen zusammen und lächelte verlegen, bevor auch ich mir ein Stück Pizza gönnen wollte. Doch ganz so weit kam es nicht, denn als ich die folgenden Worte hörte, ließ ich beinahe meine Gabel fallen.
„Du siehst niedlich aus, wenn du lächelst. Weißt du das eigentlich?"
Ich wagte es nicht, ihn anzusehen. Dies lag nicht nur daran, was er gesagt hatte, sondern vor allem daran, wie er es gesagt hatte.
Noch immer traute ich meinen Ohren nicht und überlegte, ob ich so tun sollte, als hätte ich seine Worte überhört. Unsicher schob ich mir ein Stück Pizza in den Mund. Nach weiteren Sekunden des Schweigens sah ich nervös auf. Tom blickte noch immer in meine Richtung. Ich merkte, wie sehr ich zurückstarrte und wandte meinen Blick deshalb schnell wieder ab.
Aus Toms verträumtem Blick wurde plötzlich ein leises Lachen und schließlich ein breites Grinsen.
Es dauerte etwas, bis ich meine Sprache wieder fand und fragte: „Was? Was ist?"
Toms Grinsen wurde wieder zu einem Lächeln. Auch er sah dabei niedlich aus, doch behielt ich diesen Gedanken im Gegensatz zu ihm lieber für mich.
„Nichts. Du hast da bloß Tomatensauce", erklärte er zwischen weiterem, leisem Auflachen. Sofort legte ich meine Gabel auf den Teller und wischte mir über die rechte Wange.
„Andere Seite", amüsierte sich Tom.
Ich nickte und wischte mir daraufhin über meine andere Wange. Tom lächelte bloß.
„Nein", sagte er knapp und blickte mir kopfschüttelnd in die Augen.
„Genau", er hob seine Hand und ich glaubte, mein Herz bliebe stehen, „da."
Während er das letzte Wort aussprach, fuhr er mir zweimal vorsichtig mit seinem Daumen über den Mundwinkel. Die ganze Zeit über sah ich ihn an und war wie gelähmt. In diesem Moment hätten all die Emotionen, die meinen Körper durchfluteten, ein halbes Buch füllen können.
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