Kein Drehbuch für die Liebe (Junge Liebe )
hatte und meine Gelenke vom langen Sitzen schmerzten. Ich schloss die Augen und begann nachzudenken. Konnte mir nicht einfach alles egal sein? Ja, das Filmteam brauchte mich eigentlich in jeder Szene, denn schließlich war ich der Hauptdarsteller, doch konnten sie nicht heute auf meine Anwesenheit verzichten? Ich hatte keine Lust auf den Dreh. Außerdem würde ich unglaubwürdig herüberkommen und somit Schelte von Michael, unserem Regisseur, bekommen. Ich hatte genug von den Meinungen anderer und wollte meine Ruhe haben. Doch wie könnte ich mich unauffällig davon stehlen? Alle warteten sicherlich bereits auf mich. Während ich über all das nachdachte, torkelte ich in das Badezimmer, machte mich frisch, wechselte meine Kleidung. Daraufhin verließ ich das Zimmer wieder. Während ich hilflos durch die langen Korridore schlich, wusste ich nicht, wohin ich gehen sollte. Nach nur wenigen Minuten entschied ich mich anders und kehrte ins Hotelzimmer zurück und schloss mich vorerst im Badezimmer ein. Nach etwa einer halben Stunde hörte ich ein lautes Klopfen und Rufen an der Tür. Ich kniff meine Augen zusammen und ignorierte es.
„Bist du da, Dan?", riefen Sean und Amy abwechselnd.
Mit einem Mal kam mir eine bessere Idee. Ich schloss die Badezimmertür wieder auf und trat in das Zimmer.
„Ähm ... Ja, aber ich brauch' noch ein wenig", rief ich laut Richtung Tür. „Ich komm nachher nach. Hab' zurzeit nur ein Handtuch um!"
Ich hörte ein leises Gemurmel und Gekicher und daraufhin ein: „Okay, bis nachher, Dan! Und beeil dich lieber! Du kennst ja Michael."
„Ja!", rief ich und setzte mich zurück auf das Bett. Ich hatte einfach keine Lust, an diesem Tag irgendetwas zu tun und als ich noch einmal zu den Frühstückstabletts blickte, merkte ich, dass mir übel wurde. Dieses Gefühl war kein Hunger, sondern Sehnsucht. Ich vermisste Tom so sehr. Mir fehlten sein Lachen, sein Lächeln, seine Stimme und seine Berührungen.
Ich nahm mein Handy und wählte die Nummer unseres Regisseurs.
„Ja?", meldete er sich und wirkte dabei etwas gestresst.
„Michael, hier ist Dan", meldete ich mich.
„Ja, was gibt's denn?", fragte Michael.
„Wäre es möglich, dass ich heute frei bekomme?"
„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?", fragte Michael ungläubig.
„Doch. Es geht nicht anders. Ich hab' fürchterliche Magen-Darm-Probleme", log ich.
Michael erwiderte eine Weile nichts. Im Hintergrund vernahm ich ein leises Rascheln.
„Ja, was soll's", sagte er schließlich. „Gute Besserung dann. Aber morgen bist du wieder fit, versprochen?"
„Ja, klar", erwiderte ich erleichtert und legte schließlich auf.
Kaum hatte ich dies getan, musste ich schon wieder an Tom denken und mir kam plötzlich die Idee, eine Überraschung für ihn vorzubereiten. Sofort zog ich mir eine Jacke über und drückte mich in die Schuhe. Ich setzte mir noch eine Mütze und eine Sonnenbrille auf, damit mich die vielen Leute auf der Straße nicht sofort erkannten. Dann griff ich nach meinem Portemonnaie, schritt zur Tür und eilte los. Am Empfang des Hotels ließ ich mir ein Taxi rufen. Natürlich wartete vor der Tür schon ein Chauffeur auf mich, der mich zum Set fahren sollte. Ich versteckte mich unter meiner Mütze und ignorierte ihn. Als ich das bestellte Taxi anfahren sah, schlich ich mich unauffällig an dem Chauffeur vorbei und stieg ein.
„Wohin soll's gehen, junger Mann?", fragte mich der Fahrer und blickte in den Rückspiegel.
„Bury Hill, bitte", erwiderte ich prompt, schnallte mich an und lehnte mich im weichen Sitz zurück.
„So weit?", fragte mich der Fahrer ungläubig.
„Ja, bitte!", gab ich knapp zurück.
Der ältere Fahrer fuhr erst an, nachdem er das Radio eingestellt hatte, während ich begann, eine riesige Überraschung für Tom zu planen. Der Bury Hill See war Toms liebster See zum Angeln. Genau dort wollte ich alles vorbereiten und Tom dann dorthin kommen lassen. Somit würden wir endlich eine Möglichkeit bekommen, um in Ruhe miteinander zu reden und aufgrund des Sees würde Tom dabei um ein Vielfaches entspannter sein. Zudem würden wir uns dort - sollte alles klappen - erst in der Dämmerung wiedersehen. Er müsste mir also nicht direkt ins Gesicht sehen. Vielleicht fiel ihm das Reden dann leichter. Ich wusste, dass Steven, ein Cousin von Tom, am See arbeitete. Ich begann einen Plan zu schmieden, wie ich alles organisieren würde. Nach einer langen Fahrt kam das Taxi endlich zum Halt. Ich bedankte mich, stieg aus
Weitere Kostenlose Bücher