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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bediente – aufs höchste gereizt wurde. Wahrlich, hätte J. T. Maston zur Zeit jenes Christenverfolgers gelebt, so würde seine Angelegenheit sehr bald einen glatten Abschluß gefunden haben – er wäre einfach den Raubthieren vorgeworfen worden. Da hätte er sich aber doch begnügt zu antworten:
    »Ist schon geschehen!«
    Auf jeden Fall verweigerte der unerschütterliche J. T. Maston jede Auskunft über den Ort
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, da er wohl einsah, daß nach der Kenntnißgabe desselben der Präsident Barbicane und der Capitän Nicholl unbedingt an der Durchführung ihres Werkes gehindert werden würden.
    Alles in Allem hatte er doch etwas Schönes, Erhebendes an sich, dieser Kampf eines einzelnen Mannes gegen die ganze Welt. Das ließ J. T. Maston in den Augen der Mrs. Evangelina Scorbitt nur noch größer erscheinen und erhöhte womöglich noch sein Ansehen bei den Mitgliedern des Gun-Club. Diese wackeren, aber so trotzköpfigen Leute, wie das pensionirte Artilleristen einmal sind, waren nämlich nach wie vor Feuer und Flamme für die Projecte ihres Barbicane (und Cie). Der Schriftführer des Gun-Club hatte schon eine so hohe Stufe der Berühmtheit erlangt, daß viele Personen an ihn schrieben, wie man an einen Staatsverbrecher ersten Ranges schreibt, um einige Zeilen von der Hand zu besitzen, welche die Welt aus ihren Angeln heben sollte.
    Doch wenn das schön war, so wurde es daneben auch mehr und mehr gefährlich. Drohend umringte das Volk Tag und Nacht das Gefängniß von Baltimore. Da gab es Geschrei und heilloses Lärmen. Die Wüthendsten wollten J. T. Maston kurzer Hand und auf der Stelle lynchen. Die Polizei sah den Augenblick kommen, wo sie unfähig wurde den Gefangenen zu vertheidigen.
    In dem Wunsche, der amerikanischen Volksmenge ebenso wie den fremden Völkern eine gewisse Genugthuung zu bieten, entschloß sich die Bundesregierung zu Washington endlich, J. T. Maston in Anklagezustand zu versetzen und ihn von den ordentlichen Gerichten aburtheilen zu lassen.
    Mit Geschworenen, die selbst schon unter dem Banne des Schreckens standen, wäre »seine Karre nicht ordentlich ins Rollen gekommen«, wie Alcide Pierdeux sagte, der für seine Person eine Art Sympathie für die widerhaarige Natur des Rechenmeisters empfand.
    Am Morgen des 5. September begab sich also der Vorsitzende der Sachverständigen-Commission persönlich nach der Zelle des Gefangenen.
    Auf ihr dringendes Ansuchen war Mrs. Evangelina Scorbitt zugestanden worden, ihn zu begleiten. Vielleicht gelang es bei einem letzten Versuche dem Einflusse der liebenswürdigen Dame doch noch, den Trotzkopf anderen Sinnes zu machen. Jedenfalls sollte nichts unversucht gelassen werden, und alle Mittel wurden als erlaubt betrachtet, wenn sie nur die Lösung des schweren Räthsels versprachen. Erreichte man das nicht, so blieb weitere Entschließung vorbehalten.
    »Weitere Entschließung vorbehalten! wiederholten mehr scharfblickende Leute. Wahrlich eine schöne Aussicht, wenn man J. T. Maston gehenkt hat und das Unheil dann mit allen Schrecken hereinbricht!«
    Gegen elf Uhr sah sich J. T. Maston also Mrs. Evangelina Scorbitt und John Prestice, dem Vorsitzenden der Sachverständigen-Commission, gegenüber.
    Der Uebergang zur Sache vollzog sich sehr einfach. In dem bezüglichen Gespräche wurden die folgenden, von der einen Seite sehr schroffen, von der anderen sehr ruhigen Fragen und Antworten gewechselt.
    Und wer hätte wohl glauben mögen, daß dabei Umstände zu Tage traten, unter denen die Ruhe auf Seiten J. T. Maston’s war!
    »Zum letzten Male, wollen Sie Antwort geben?… fragte John Prestice.
    – Worüber?… entgegnete ironisch der Schriftführer des Gun-Club.
    – Ueber den Ort, wohin Ihr College Barbicane sich begeben hat.
    – Das hab’ ich Ihnen schon hundertmal gesagt.
    – So wiederholen Sie es zum hundertersten Male.
    – Er ist da, wo der Schuß abgefeuert werden wird.
    – Und wo wird das geschehen?
    – Da, wo mein College Barbicane sich befindet.
    – Nehmen Sie sich in Acht, J. T. Maston!
    – Wovor?
    – Vor den Folgen Ihrer Verweigerung einer Auskunft, deren Resultat sein dürfte…
    – Daß Sie einfach nicht erfahren, was Sie nicht wissen sollen.
    – Und was zu erfahren wir doch das vollste Recht haben!
    – Das ist meine Meinung gerade nicht.
    – Sie werden vor die Gerichte geschleppt werden.
    – Schleppen Sie zu!
    – Das Gericht wird Sie verurtheilen.
    – Das ist seine Sache.
    – Und das ergangene Urtheil wird ohne Säumen vollstreckt

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