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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gerötet und verquollen, aber er wusste, nötigenfalls konnte er es auf das Reinigungsspray schieben, das ihm Stokes am Tag zuvor ins Gesicht gesprüht hatte.
    Er sah Teresa Corazon, ausnahmsweise ohne ihren Kameramann, in der vordersten Reihe hoher Polizeibeamter und städtischer Würdenträger sitzen, die nicht sehr zahlreich erschienen waren. Sie trug eine Sonnenbrille, aber Bosch konnte genau sagen, wann sie ihn bemerkte. Ihr Mund schien zu einem harten, dünnen Strich zu erstarren. Fin perfektes Begräbnislächeln.
    Bosch war der Erste, der wegsah.
    Es war ein schöner Tag für ein Begräbnis. Frische Nachtwinde vom Pazifik hatten den Smog vorübergehend vom Himmel gefegt. Selbst der Blick von Boschs Haus aufs Valley war an diesem Morgen klar gewesen. Über den Himmel zogen Zirruswolken und die Kondensstreifen hoch fliegender Düsenflugzeuge. Die Luft auf dem Friedhof duftete von den vielen am Grab niedergelegten Blumen. Von da, wo er stand, konnte Bosch die schiefen Buchstaben des Hollywood-Zeichens hoch oben auf dem Mount Lee über dem Begräbnis thronen sehen.
    Diesmal hielt nicht wie sonst bei Todesfällen im Dienst der Polizeichef eine Rede. Stattdessen sprach der Kommandant der Akademie, der die Gelegenheit nutzte, um darauf hinzuweisen, dass im Polizeidienst die Gefahr immer aus einer Ecke kam, aus der niemand mit ihr rechnete, und dass Officer Brashers Tod möglicherweise anderen Polizisten das Leben retten würde, weil er sie daran erinnerte, immer auf der Hut zu sein. Er nannte sie in seiner zehnminütigen Rede nie anders als Officer Brasher, was dem Ganzen eine peinlich unpersönliche Note verlieh.
    Während der ganzen Trauerfeier musste Bosch ständig an Fotos von Lava spuckenden Vulkanen und Haien mit weit aufgerissenen Mäulern denken. Er fragte sich, ob sich Julia endlich der Person gegenüber bewiesen hatte, der gegenüber sie das nötig zu haben geglaubt hatte.
    Unter den blauen Uniformen, die den silbernen Sarg umringten, war eine Schwade Grau. Die Anwälte. Ihr Vater und eine große Abordnung aus der Kanzlei. In der Reihe hinter Brashers Vater sah Bosch den Mann von dem Foto auf dem Kaminsims des Bungalows in Venice. Eine Weile stellte sich Bosch vor, wie es wäre, zu ihm zu gehen und ihn zu ohrfeigen oder ihm das Knie in die Genitalien zu rammen. Es mitten beim Begräbnis zu tun, vor aller Augen, und dann auf den Sarg zu zeigen und dem Mann zu sagen, dass er sie auf den Weg dorthin geschickt hatte.
    Aber er ließ es bleiben. Er wusste, dass Erklärung und Zuweisung der Schuld zu simpel und falsch waren. Letzten Endes, wusste er, wählte jeder seinen Weg selbst. Man wurde vielleicht in eine bestimmte Richtung gedrängt und gestoßen, aber die letzte Entscheidung traf man selbst. Jeder hat einen Käfig, der ihn vor den Haien schützt. Diejenigen, die die Tür öffnen und sich nach drau ßen wagen, tun das auf eigene Gefahr.
    Für den Salut waren sieben Angehörige von Brashers Abschlussjahrgang ausgesucht worden. Sie richteten ihre Gewehre in den blauen Himmel und feuerten jeweils drei Platzpatronen ab, deren ausgestoßene Messinghülsen in hohem Bogen durch das Licht segelten und wie Tränen ins Gras fielen. Die Schüsse waren noch nicht zwischen den Grabsteinen verhallt, als die Hubschrauber über sie hinwegflogen, und dann war das Begräbnis vorbei.
    Als Bosch zwischen sich entfernenden Trauergästen hindurch langsam auf das Grab zuging, zupfte ihn von hinten jemand am Ellbogen. Er drehte sich um. Es war Brashers Partner, Edgewood.
    »Ich, äh, wollte mich wegen gestern entschuldigen«, sagte er. »Wegen dem, was ich getan habe. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Bosch wartete, bis er den Blickkontakt herstellte, und nickte dann bloß. Er hatte Edgewood nichts zu sagen.
    »Ich nehme an, Sie haben dem OIS nichts davon gesagt, und dafür, äh, wollte ich mich bei Ihnen bedanken.«
    Bosch sah ihn bloß an. Edgewood wurde unbehaglich. Er nickte einmal und entfernte sich. Als er weg war, fand sich Bosch einer Frau gegenüber, die direkt hinter dem Cop gestanden hatte. Eine Latina mit grauem Haar. Bosch erkannte sie nicht sofort.
    »Doktor Hinojos.«
    »Detective Bosch, wie geht’s?«
    Es war das Haar. Fast sieben Jahre zuvor, als Bosch Hinojos’ Praxis regelmäßig aufgesucht hatte, war ihr Haar von einem tiefen Braun gewesen, ohne einen Anflug von Grau. Sie war immer noch eine attraktive Frau, ob grau- oder braunhaarig. Aber es war erstaunlich, wie stark es sie veränderte.
    »Es geht so. Wie

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