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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hinunter.
    »Weißt du, bei mir hat das nicht wie bei ihm zur Folge, dass ich an Gott glaube«, sagte Edgar. »Eher schon an Außerirdische, so kleine grüne Männchen aus dem Weltall.«
    Bosch sah zu ihm hinüber. Edgar hatte den Kopf gegen das Seitenfenster sinken lassen und starrte auf den Boden des Wagens.
    »Wie das?«
    »Weil ein Mensch seinem eigenen Kind so was nicht angetan haben kann. Es muss ein Raumschiff gelandet sein und den Jungen entführt haben und ihm das alles angetan haben. Eine andere Erklärung gibt es nicht.«
    »Ja, wäre schön, wenn das auf der Checkliste stünde, Jerry. Dann könnten wir jetzt alle beruhigt nach Hause fahren.«
    Bosch legte den Gang ein.
    »Ich brauche was zu trinken.«
    Er fuhr vom Parkplatz.
    »Ich nicht, Mann«, sagte Edgar. »Ich möchte nur noch heim, meinen Jungen sehen und ihn in die Arme nehmen, bis es wieder besser wird.«
    Sie sprachen kein Wort mehr, bis sie im Parker Center ankamen.

8
    Bosch und Edgar fuhren im Lift in den vierten Stock und gingen ins SID-Labor, wo sie einen Termin mit Antoine Jesper hatten, der für die kriminologischen Aspekte des Falls zuständig war. Jesper holte sie am Sicherheitszaun ab und nahm sie mit nach hinten. Er war ein junger Schwarzer mit grauen Augen und glatter Haut. Er trug einen weißen Laborkittel, der mit seinen langen Schritten und rudernden Armen mitschwang und schlenkerte.
    »Hier lang«, sagte er. »Viel habe ich nicht für Sie, aber was ich habe, gehört Ihnen.«
    Durch das Hauptlabor, in dem nur eine Handvoll anderer Kriminologen arbeitete, führte er sie in die Trockenkammer, einen großen, vollklimatisierten Raum, in dem Kleidungsstücke und andere kriminologische Indizien auf Trockentischen aus Edelstahl ausgelegt und untersucht wurden. Es war der einzige Ort, der es mit der Obduktionsabteilung aufnehmen konnte, was den Verwesungsgeruch betraf.
    Jesper führte sie zu zwei Tischen, auf denen Bosch außer dem offenen Rucksack und mehreren von Erde und Pilz geschwärzten Kleidungsstücken einen Frühstücksbeutel liegen sah, der einen undefinierbaren verfaulten schwarzen Klumpen enthielt. »In den Rucksack sind Wasser und Schlamm eingedrungen«, sagte Jesper. »Im Lauf der Zeit eingesickert, schätze ich.«
    Jesper nahm einen Stift aus der Tasche seines Laborkittels und zog ihn zu einem Zeigestab aus. Er benutzte ihn zur Illustrierung seiner Ausführungen.
    »Wir haben hier einen ganz normalen Rucksack, der drei Garnituren Unterwäsche enthielt und etwas, das wahrscheinlich ein Sandwich oder sonst etwas Essbares war. Um genau zu sein: drei T-Shirts, drei Unterhosen, drei Paar Socken. Und der Proviant. Er enthielt auch einen Umschlag beziehungsweise, was von einem Umschlag übrig geblieben ist. Sie sehen ihn hier nicht, weil ›Dokumente‹ ihn hat. Aber machen Sie sich lieber keine allzu großen Hoffnungen. Er befand sich in schlechterem Zustand als das Sandwich – wenn es ein Sandwich war. «
    Bosch nickte. Er notierte sich den Inhalt des Rucksacks.
    »Irgendwelche Identifikationshilfen?«, fragte er.
    Jesper schüttelte den Kopf.
    »Keine Namensangaben auf Kleidung oder Rucksack«, sagte er. »Aber zwei Dinge, auf die ich Sie aufmerksam machen sollte. Erstens, bei diesem Hemd hier gibt es einen Hinweis auf die Marke. Auf der Brust steht ›Solid Surf‹. Sie können es jetzt nicht sehen, aber mit Schwarzlicht war es deutlich zu erkennen. Vielleicht hilft es Ihnen weiter, vielleicht auch nicht. Falls Ihnen ›Solid Surf‹ nichts sagt, nur so viel: Es hat mit Skateboardfahren zu tun.«
    »Verstehe«, sagte Bosch.
    »Dann wäre da noch die Verschlussklappe des Rucksacks.«
    Er schlug sie mit seinem Zeigestab um.
    »Hab sie ein bisschen sauber gemacht und dabei das hier gefunden.«
    Um besser sehen zu können, beugte sich Bosch über den Tisch. Der Rucksack war aus blauer Leinwand. In der Mitte der Klappe war deutlich eine Verfärbung in Form eines großen B zu erkennen.
    »Wie es aussieht, war irgendwann einmal so etwas wie eine Haftapplikation auf dem Rucksack«, sagte Jesper. »Sie ist jetzt weg, und ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, ob sie schon gefehlt hat, als der Rucksack vergraben wurde, oder sich erst danach aufgelöst hat. Aber ich würde mal sagen, davor. Es sieht so aus, als wäre sie abgezogen worden.«
    Bosch trat vom Tisch zurück und schrieb ein paar Zeilen in sein Notizbuch. Dann sah er Jesper an.
    »Okay, Antoine, gute Arbeit. Sonst noch was?«
    »Nicht auf diesem Zeug da.«
    »Dann

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