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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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wieder aufgetaucht und hat selbst die Hypothese bestätigt, dass sie ausgerissen sei … Angeblich ist sie mit einer Freundin durch andere Bundesstaaten gezogen. Der Fall wurde zu den Akten gelegt. Damit lockt man keine Katze hinter dem Ofen hervor. Eine Ausreißerin ist heutzutage kein Fall mehr, der zu einem Strafverfahren führt. Man wollte ihr nicht wegen einer solchen Belanglosigkeit die Anstellung bei uns verweigern!«
    »Trotzdem … Niemand hat sich die Mühe gemacht, die Nachforschungen weiter zu treiben.«
    »Weil der Fall abgeschlossen ist!«
    Melanchthon schüttelte unzufrieden den Kopf.
    »Es ist nicht bekannt, wer diese Freundin ist, die sie begleitet haben soll.«
    »Abigail wollte ihren Namen nicht nennen. Schweigegelübde unter Kommilitoninnen.«
    »Man weiß nicht, wohin sie gegangen ist und wovon sie die ganze Zeit ohne Geld gelebt hat. Mehr als ein Monat, das ist eine lange Zeit.«
    Sie machte eine Pause.
    »Woran denken Sie?«, fragte Garcia.
    Melanchthon stand auf und betrachtete durch das Fenster des Büros den schwarzen Wald.
    »Wenn man heute noch einmal darüber nachdenkt«, sagte sie. »Ein verschwundenes Mädchen im August 1987. In Rhode Island. Boz war bereits sehr aktiv zu dieser Zeit. Er kann sie gut entführt haben wie andere Versuchskaninchen, und hat sie dann … etwas Einmaliges - freigelassen?«
    Sheridan und Garcia sahen sie ungläubig an.
    »Freigelassen?«
    »Ja. Vielleicht hat sich Abigail in den Schriftsteller verliebt? Ist seine Geliebte geworden? Das muss schließlich mal passieren. Selbst bei Boz. Eine Affäre ist nicht unvorstellbar. Aus diesem Grund schützt sie ihn nach ihrer Rückkehr mit ihrer Ausreißergeschichte. Mit wem wohl, glauben Sie, bringt sie ihren jüngeren Bruder später in Kontakt, als er zu schreiben beginnt? Mit Boz. Die Verbindung fand allerdings ein schlechtes Ende. Von Anfang an, überall, ist sie das Bindeglied in unseren Ermittlungen!
    Es war Abigail Burroughs, die die statistischen Daten über die vierundzwanzig Leichen … über ihre Identität am Computer ausgewertet hatte … und Ben O. Boz tauchte am Ende jeder ihrer Nachforschungen auf!
    Und dann die Untersuchung der Romane. Wieder war sie es, die dank Amy Austens Lieblingsbuch auf Boz gekommen war.
    Ihre vielen Entdeckungen? Standen sämtlich in Bezug zu dem Schriftsteller. Die polizeilichen Ermittlungsakten, die mit den Fiktionen des Autors übereinstimmten? Wieder sie.«
    »Und ich habe mich über das Gedächtnis dieses Mädchens und über die herausragende Suchkapazität ihres Programms gewundert …!«
    »Nehmen Sie dann noch die Faxe mit den Identifizierungen hinzu, die Boz am Anfang an Basile King geschickt hat«, fuhr Melanchthon fort. »Mit Abigail Burroughs hatte er einen Spion mitten in der Polizei. Deshalb sind die vierundzwanzig hier gelandet und nirgendwo sonst. Dank diesem Mädchen kannte er jeden Ihrer Schritte, Sheridan, ja mehr noch: Er wählte selbst aus, was Sie über die vierundzwanzig und über ihn erfahren sollten! Auf die eine oder andere Weise ist Boz im Begriff, auf unsere Kosten abzusahnen. Er trickst uns aus. Und er steuert Sie, Colonel.«
    Sheridan schüttelte den Kopf.
    »Aber … ich verstehe das nicht … er war gestern sogar in Durrisdeer, wenn er mitten in einem Komplott gegen mich steckt, warum sollte er dann seine Zeit mit Frank Franklin vergeuden?«
    »Zur Ablenkung. Zur Zerstreuung. Zur Unterhaltung, wer weiß? Jetzt jedenfalls kommt die Millionenfrage: Haben Sie jemals vor Abigail Frank Franklins Existenz erwähnt? Falls ja, bedeutet das, dass Boz auf dem Laufenden ist und dass der Professor wohl nur noch wenige Tage zu leben hat!«
    »Nein«, antwortete der Colonel unverzüglich mit fester Stimme. »Ich bin mir vollkommen sicher. Niemand außer Garcia und mir ist über meine Kontaktaufnahme zu dem Professor von Durrisdeer informiert. Und Abigail kann es nicht erraten haben.«
    »Sicher?«
    »Absolut, sage ich Ihnen.«
    »In diesem Fall lasse ich sie auf der Stelle wegen ihres Bruders, der erwürgt im Wald gefunden wurde, zum Verhör holen. Am Ende wird sie Boz’ Namen schon ausspucken. Jetzt haben wir ihn, unser Autor wird sich vor Gericht wiederfinden, um auf den nächsten freien elektrischen Stuhl zu warten. Ende des Romans.«
    Sheridan und Garcia blickten sich nicht ganz überzeugt an.
    »Sie haben gesagt, Abigail hätte bei ihren Eltern angerufen und sich nach Ihrem Namen erkundigt, als Sie bei ihnen waren?«, nahm Stu das Gespräch wieder auf.

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