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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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Blick in die Rangloge zu werfen. Auch dort musterte er die Zuschauer und stieg sodann mit noch sorgenvollerer Miene wieder hinab.
    »Die Mitglieder des Klubs der Schreiber«, murmelte er. »Oscar, Jonathan, Daniel und Macaulay! Sie sind nicht im Theater. Keiner von ihnen!«
    Mary war über das Komplott im Bilde, das mit Unterstützung des Klubs der Schreiber um Boz gesponnen wurde.
    »Das hat bestimmt nichts zu bedeuten«, sagte sie. »Sie können hinter den Kulissen sein.«
    Franklin fuhr sich mit der Hand über die untere Gesichtshälfte und versuchte, einen plausiblen Grund für ihre Abwesenheit zu finden.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Mary. »Sie wissen, welches Risiko sie eingehen.«
    »Sie haben keine Mikros. Sie …«
    Im selben Augenblick packte jemand Franklin am Arm, damit er sich umdrehte.
    Es war Patricia.
    »Kommen Sie!«
    Gefolgt von Marys Blicken, die sich nie Melanchthon näherte, verließ er den Raum.
    Im Foyer gegenüber den weit zum Park geöffneten Türen blieben sie stehen.
    »Ich habe soeben einen Anruf von Ike Granwood erhalten«, sagte Melanchthon.
    »Weshalb?«
    »Der Fall wird komplett aufgegeben. Befehl des großen Chefs. Das Sonderkommando »The Last Word« wird aufgelöst, die Auflösung gilt unverzüglich …«
    »WAS?«
    Franklin schrie beinahe.
    »Erklären Sie mir das!«
    »Etwa fünfzehn Zeitungs- und Fernsehredaktionen im ganzen Land haben heute Morgen einen Umschlag voller Dokumente erhalten. Fotos des Massakers vom 3. Februar! Die Namen der Leichen! Das Datum ihres Verschwindens! Plus detaillierter Schilderung der Vertuschungen durch das FBI, um die Leichen zurückzuhalten, ohne die Familien zu informieren! Dazu noch all unsere Lügengeschichten aus den ersten Berichten, die wir abgegeben haben. Granwood sagte mir, dass die Artikel ab morgen herauskommen werden. Das ist ein katastrophaler Skandal für uns!«
    »Boz?«
    »Wer sonst? Der Mistkerl war sogar so raffiniert, nicht in jeden Umschlag dieselben Enthüllungen zu stecken. Jede Zeitung wird ihre kleine Exklusivmeldung ganz für sich allein haben! Das wird alle Schlagzeilen beherrschen! Und das FBI hat keinerlei Erklärung parat, geschweige denn eine polizeiliche Ermittlung, die Hand und Fuß hat und dieses Schweigen rechtfertigen könnte. »The Last Word« war eine inoffizielle Truppe, verdammt! Die schwarze Liste, auf der Boz steht, darf der Öffentlichkeit nicht bekannt werden! Die gesamte Spitze stellt sich darauf ein zu fliegen. Drei Köpfe sind schon gerollt in Quantico, und Granwood warnt, dass das nur die Ersten sind! Kurzum, morgen werde ich meine Marke los sein …«
    Franklin betrachtete den Park und das Theater. Es war Punkt 15 Uhr.
    »Aber warum heute? Warum jetzt? Wo sind Ihre Leute?«
    »Im Bus. Granwood hat den Befehl zum Rückzug gegeben. Es gibt keinen Fall Boz mehr, also gibt es auch keine Überwachung von Boz mehr. Fehlte nur noch, dass ein Student der Universität uns sieht und uns bei den Zeitungsschreibern denunziert.«
    »Wer ist noch hier?«
    »Ich sowie Colby und O’Rourke, die mir ergeben sind.«
    Frank seufzte.
    »Mein Gott. Im Grunde ist es besser, wenn Boz nicht auftaucht.«
    Sie schwiegen. Im Saal hatte Emerson mit seinem Vortrag begonnen.
    »Es wird schwierig werden, die Interviews fortzusetzen«, sagte der Professor. »Er wird Ihnen wieder entwischen!«
    »Wir müssen alles abblasen. Vor allem hier, wir spielen mit dem Leben der Klubmitglieder.«
    »Sie wollen nicht mehr, dass wir ihm eine Leiche zuspielen und ihn mit Turd aufs Glatteis führen?«
    Melanchthon schüttelte den Kopf.
    »Nein. Die Falle könnte sich gegen uns wenden.«
    Im Wald hallte ein Schuss. Klar und deutlich. Die Agentin und der Professor erstarrten. Im Theater hatte niemand etwas gehört.
    Er kam aus den allegorischen Gärten.
    Frank dachte sofort an die abwesenden Klubmitglieder. Er ahnte die Gefahr und rannte wie der Blitz in diese Richtung davon.
    »Nein, Franklin!«
    Der Professor lief, so schnell er konnte, und rannte den Rasenhang zum Waldrand hinab. Er durchquerte das Schachbrett und den menschenleeren Rosengarten, bevor er den Eingang zu Theseus’ Labyrinth erreichte. Bewegungen! Er ahnte hastige Schritte hinter den Hecken. Und er vernahm Kampfgeräusche und erstickte Schreie.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, murmelte er. »Das alles ist mein Fehler.«
    Er drang in das Labyrinth ein.
    Grauenhafte Irrwege. Frank hatte nicht die leiseste Ahnung, wohin er ging. Er landete in Sackgassen und kehrte zum

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