Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
Vom Netzwerk:
»Wenn sie das ist, was Sie glauben, nämlich eine Komplizin des Schriftstellers, dann können wir darauf wetten, dass Boz jetzt bereits über Ihren Besuch bei den Turds und die Schlinge, die sich um ihn zusammenzieht, Bescheid weiß.«
    »Wo ist Abigail jetzt?«
     
    Nirgendwo. Seit dem Vortag verschwunden. Weder zu Hause noch bei ihren Eltern. Ihre Freunde haben seit zwei Tagen nichts mehr von ihr gehört. Abigail hatte sich in Luft aufgelöst.
    Die Polizei gab eine weitere Vermisstenmeldung und einen Aufruf an die Bevölkerung zur Angabe zweckdienlicher Hinweise heraus.

24
    Die dreihundert Studenten von Durrisdeer hatten sich in der Nähe des Theaters von Durrisdeer versammelt. Der Vortrag von Ben O. Boz sollte um drei Uhr beginnen. Es war ein herrlicher Tag, die Stimmung war unbeschwert und entspannt. Im Park war ein Buffet aufgebaut worden. In der Ferne beherrschte das Schloss den Wald unter der strahlenden Sonne.
    »Anscheinend hat er sein Haus immer noch nicht verlassen!«
    Melanchthon hatte soeben mit einem ihrer Agenten telefoniert, die das Haus des Schriftstellers überwachten. Franklin machte sich Sorgen.
    »Er müsste in spätestens zwanzig Minuten hier sein. Wenn er noch in Dovington ist, kann er niemals den Vortrag halten. Was zum Teufel treibt er nur? Er weiß doch, dass alle auf ihn warten!«
    Melanchthon machte eine Geste der Verzweiflung. Der Professor und sie befanden sich in einem Gehölz in der Nähe des Theaters. Sie hatten alle Studenten im Blickfeld. Das FBI blieb unsichtbar. Wenn ein Student die Anwesenheit der Agenten bemerkte, konnte alles schiefgehen. Boz konnte durch ein bloßes Gerücht gewarnt werden. Alles musste geheim bleiben. Auch Sheridan und ein paar seiner Männer waren hier, allerdings als Verstärkung außerhalb des Universitätsgeländes.
    Franklin, Sheridan und Melanchthon waren überzeugt, dass der Schriftsteller heute etwas unternehmen würde.
    »Was machen wir jetzt?«, bohrte der junge Professor nach. »Und wie erreichen wir ihn? Ich habe versucht, ihn anzurufen, aber ich bin nur auf seinen Anrufbeantworter gestoßen.«
    Patricia hatte ihre Beziehungen spielen lassen, damit ihr ein Dutzend zusätzliche Agenten für diesen Tag zur Verfügung gestellt wurden. Sie wollte nicht riskieren, dass die Situation an der Universität außer Kontrolle geriet. Doch wenn wieder nichts passierte, dann würde die Rechnungsaufsicht des FBI über sie herfallen und ihr vorhalten, dass die Ausgaben der Sonderermittler »Letztes Wort« zu kostspielig seien und nie etwas dabei herauskäme.
    Dekan Lewis Emerson war ebenfalls beunruhigt und beschloss, die versammelten Studenten ins Theater einzulassen. Er hatte beabsichtigt, Ben O. Boz und sein Werk in einer Einführungsrede den Studenten vorzustellen, die ihn nicht kannten. Der Dekan hatte Franklin um einen Text gebeten, den er auswendig gelernt hatte, um sich als Kenner der zeitgenössischen Kriminalliteratur zu profilieren. Wenn Boz nicht wie vereinbart erschien, wollte Emerson die Gelegenheit nutzen, um einige Ansichten über die Universität zu verkünden, eine Jahresbilanz zu ziehen und Empfehlungen für die nahenden Prüfungen abzugeben.
    Um 14 Uhr 55 war der Saal voll. Er ähnelte in seiner Architektur stark den sogenannten »italienischen« Theatern des 18. Jahrhunderts, besaß ein Parkett und eine Rangloge mit rot bezogenen Sesseln. Das Bühnenportal und die Balustraden waren mit Gold und barocken Figuren überzogen und die Bühne aus dunklem Holz neigte sich unübersehbar zum Publikum hin. Dreihundert Plätze. Die ganze Schule. Gemäß dem Willen von Ian E. Iacobs.
    Frank Franklin trat in Begleitung von Mary Emerson als einer der Letzten ein. Die Stimmung im Saal war heiter und jeder erwartete, dass dieser »meschuggene Schriftsteller«, wie manche Schüler Franklins ihn nannten, mit Enthüllungen über Straftaten oder polizeiliche Ermittlungen aufwarten würde. Manche behaupteten, er würde ein blutbeflecktes Messer mitbringen, andere sprachen von einem abgeschnittenen Kopf.
    Frank zog es vor, mit Mary in der Nähe des Ausgangs zu bleiben. Er wollte sich nicht entfernen für den Fall, dass Boz doch noch erschien. Er war ruhig. Ein bisschen enttäuscht natürlich. Boz schlüpfte ihnen durch die Finger. Er dachte sich, dass …
    »Ja, wirklich?«
    Er runzelte die Augenbrauen und trat rasch ein paar Schritte vor zwischen die Zuschauerreihen.
    »Was ist los?«, fragte Mary.
    Hastig eilte Frank die Treppe des Theaters hoch, um einen

Weitere Kostenlose Bücher