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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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postierte sich vor Boz und verschränkte die Arme wie jemand, der weiß, dass er die Grenzen überschreitet, sich jedoch einen feuchten Kehricht darum schert. Mehr noch: der seinen Spaß daran hat.
    »Was sagen Sie dazu, Mr. Boz? Zudem haben wir hier ein perfektes Untersuchungsthema: die Verwesung eines Leichnams unter Frühlingsbedingungen in New Hampshire mitten im Wald … Sie sagten vor der Klasse, ein Schriftsteller sei verpflichtet, beim Schreiben Präzision und Genauigkeit walten zu lassen … Haben Sie schon einmal etwas Besseres herausgebracht?«
    Boz erhob sich und postierte sich vor Oscar. Nun überragte er ihn um beinahe zwei Köpfe. Ein Koloss.
    »Das ist riskant«, versetzte er.
    »Aber der Roman könnte am Ende den Einsatz wert sein!«
    Boz legte seine rechte Faust auf die Schulter des jungen Mannes und sagte ernst, aber mit einem leisen Lächeln: »Ich muss nachdenken … Vor allem mir etwas einfallen lassen. Wie wir unter Umständen zusammen vorgehen könnten. Ich und ihr vier.«
    Als die Klubmitglieder ein wenig später Franklin und dem FBI Bericht erstatteten, sagten alle, dass sie in diesem Moment des Geschehens, als sie Boz in die Augen blickten, das unangenehme Gefühl gehabt hätten, dass nicht mehr sie ihm eine Falle stellten, sondern dass er herausgefunden hatte, wie er sie in die Enge treiben könnte …
    Bevor Boz Durrisdeer verließ, verabschiedete er sich von Emerson und Franklin. Dabei unterbreitete er ihnen einen Vorschlag.
    »Ich besitze eine besondere Sammlung echter Beweisstücke der Polizei … aus früheren polizeilichen Untersuchungen. Allesamt authentisch.«
    Er behauptete, er sei angenehm überrascht über das Niveau der Studenten an diesem Morgen und wolle wiederkommen und eine Art Vortrag im Theater der Universität mit allen Studenten organisieren, um an Franklins Seite die klassischen Elemente eines Kriminalromans zu demonstrieren, in etwa mit der Fragestellung: Kann die Realität in der Fiktion aufgehen? Er würde Beispiele und Fotos aus seiner Sammlung mitbringen und er würde außerdem einen Abriss der Geschichte der Gerichtsmedizin seit dem 18. Jahrhundert liefern; das sei auch für die Naturwissenschaftler und Historiker von Interesse.
    »Eine ausgezeichnete Idee!«, rief Emerson aus.
    Eine Vollversammlung aller Studenten im Theater? Handfeste Beweise? Eine Geschichte der Gerichtsmedizin?
    Franklin war beunruhigt.
    »Sagen wir, in zwei oder drei Wochen?«, schlug Boz vor.
    Auch Franklin gestand später im Gespräch mit den Agenten, dass er in diesem Augenblick das Gefühl hatte, als würde die Situation ihm entgleiten …

23
    Im Hayes Building, im Büro des Polizeichefs, diskutierten Colonel Sheridan, Lieutenant Garcia und Special Agent Melanchthon erbittert über den Fall Abigail Burroughs.
    »Ich hatte Zeit, ein paar zusätzliche Nachforschungen über ihre Vergangenheit anzustellen«, sagte Sheridan. »Ich habe hier ihre Bewerbungsunterlagen für die Stelle einer Praktikantin in unserem Archiv. Sie wurden mehrmals von der Zentrale und von der Justizabteilung zur Bestätigung und Beglaubigung überprüft, bevor sie letztes Jahr bei uns eingestellt wurde!«
    Amos Garcia betonte: »Die Digitalisierung der Polizeiarchive, selbst sehr alter, ist ein heikles Thema. Aus diesem Grund wurden nur Verträge mit Spezialisten abgeschlossen, die nicht aus unserem Bundesstaat stammten. Dadurch wollte man verhindern, dass Interessenskonflikte auftauchten, und vor allem, dass diese Experten die Familien kannten, die in diese Fälle verwickelt waren. Abigail hatte ein ideales Bewerbungsprofil. Sie war Stipendiatin in Seattle an einer Informatikhochschule und mit einem Typen verheiratet, der auch im Softwarebereich arbeitete. Keine Eintragungen im Strafregister.«
    Melanchthon blickte auf eine Seite in ihrer Akte.
    »Abgesehen davon, dass sie mit 15 Jahren von zu Hause ausgerissen ist.«
    Sheridan wirkte überrascht.
    »Ein banaler Fluchtversuch, der drei oder vier Wochen gedauert hat? Das ist klassisch bei Mädchen in diesem Alter mitten in der Pubertät.«
    Melanchthon holte ein Blatt aus ihrer Akte und reichte es den Polizisten.
    »Trotzdem hat die Schule, die sie besuchte, eine Entführungsanzeige aufgegeben! Angeblich haben Zeugen erklärt, das Mädchen sei mit Gewalt in einen schwarzen Lieferwagen mit einem Nummerschild aus New Mexico geschleppt worden.«
    Sheridan nickte zum Zeichen, dass er dieses Faktum kannte.
    »Das ist richtig, aber einen Monat später ist Abigail taufrisch

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