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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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Informationen und Details als Stoff für seine Bücher. Warum nicht auch in einer Polizeischule?
    »Hören Sie zu, Franklin«, sagte Patricia. »Sie werden eine Reise antreten müssen. Zur Akademie in Quantico. Ich kenne dort jemanden, der es einrichten kann, Sie in die Bibliothek der FBI-Rekruten einzuschleusen.«
    Wieder einmal würde Frank allein in Aktion treten müssen.
    »Wenn Sie sich erwischen lassen, ist das Ihre Angelegenheit, verstanden? Nächsten Montag, passt Ihnen das?«
    Frank zögerte.
    »Sie dürfen das Dokument auf keinen Fall mitnehmen«, betonte die Agentin. »Sie sehen nur nach, worum es sich handelt, und dann ziehen Sie Leine. Mehr ist im Moment nicht drin. Wir haben keine Wahl.«
    »Einverstanden«, erwiderte er. »Ich werde am Montag kommen. Wie soll die Sache ablaufen?«
     
    Am gleichen Abend noch traf er bei Mary in New York ein. Er erklärte ihr, dass er am Montagmorgen nach Virginia fahren würde.
    Mary protestierte die ganzen zwei Tage lang, die sie zusammen verbrachten.
    »Beschränk dich auf deinen Roman! Das genügt. Du schuldest niemandem etwas wegen Boz. Sie waren es, die dich in diesen Alptraum gestürzt haben!«
    Franklin erzählte ihr von seiner ersten Begegnung mit Patricia Melanchthon, als sie ihm erklärt hatte, dass das FBI sieben Agenten durch Boz verloren hätte und dass diese Untersuchung eine Art persönliche Angelegenheit des FBI geworden sei.
    »Ich habe auch jemanden verloren«, sagte Franklin zu Mary. »Vier Studenten. Morde, deren Täter offenbar niemand mehr einen Namen und ein Gesicht zuordnen will. Ich kann nicht so leben, als wüsste ich nicht, dass Boz der Täter war. Ich habe jetzt ebenfalls eine Rechnung mit diesem Kerl offen.«
    Er war aufrichtig. Seine Reaktion auf die Geschehnisse konnte sich nicht auf das Schreiben eines Romans beschränken, der die Tatsachen hinter einer Fiktion verbarg und keinen Angehörigen der Opfer zufriedenstellen konnte. Das war keine Methode, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
     
    Am Montagmorgen landete er am Ronald Reagan Airport von Washington, mietete ein Auto und legte die fünfzig Kilometer zurück, die ihn vom Bezirk Prince William in Virginia und der Stadt Quantico trennten.

4
    Melanchthon hatte ihn gebeten, sich um 13 Uhr in der Bar des Hotel Ramada einzufinden. Dort sollte seine Kontaktperson ihn treffen. Er solle sich keine Sorgen machen, der Betreffende wisse, wie er aussehe.
    Tatsächlich aber war dieser Er eine Sie .
    Es war eine große Frau in einem strengen, gut geschnittenen, dunklen Kostüm entsprechend den Kleidervorschriften des FBI. Sie hatte sehr lange kastanienbraune Haare und ein ernstes und angespanntes Gesicht, ein bisschen wie das von Patricia.
    Sie reichte ihm eine Ausweiskarte.
    »Das ist der Ausweis eines Rekruten«, sagte sie. »Er ist bis um 16 Uhr 30 außerhalb der Zentrale. Sie betreten das Gebäude während seiner Abwesenheit.«
    Sie reichte ihm einen Plan des Geländes.
    »Gehen Sie direkt in die Bibliothek der Schule, erwecken Sie nie den Anschein, als suchten Sie nach Ihrem Weg.«
    Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß.
    »Die Haare sind ein bisschen lang, aber der Anzug geht«, verkündete sie.
    Melanchthon hatte ihm geraten, einen schwarzen Anzug anzuziehen, um besser in der Menge aufzugehen. Er hatte gehorcht und in einem Laden in New York etwas Passendes gekauft. Sie hatte ihm nichts von einem obligatorischen Haarschnitt erzählt.
    »Arbeiten Sie in Quantico?«, fragte er die Frau. »Warum haben Sie nicht selbst die Quellenangabe des Textes, die wir suchen, ausfindig gemacht?«
    Die Frau schüttelte ablehnend den Kopf.
    »Ich arbeite in der Abteilung für öffentliche Angelegenheiten«, erklärte sie. »Ich habe keinerlei Grund, mich in der Nähe der Akademie herumzutreiben. Und außerdem weiß die interne Aufsicht, dass ich Melanchthon nahestehe; man kann nicht wissen, ob sie nicht auch auf mich ein Auge haben. Mit diesem Ausweis gehen Sie hinein, lesen ein paar Minuten und dann verschwinden Sie wieder. Um den Text zu kopieren, müssten Sie ihn auf dem elektronischen Konto des Typen, der uns hilft, verbuchen lassen. Tun Sie ihm das nicht an.«
    »Verstanden.«
    Patricia hatte bestimmt auch dafür gesorgt, dass der Typ, der seinen Ausweis verlieh, den Titel des fraglichen Buchs oder Manuskripts nicht las. Je weniger er wusste, umso weniger würde seine Neugierde geweckt. Solange man den von Boz ins Spiel gebrachten Titel nicht kannte, blieb man von allem unbehelligt.
    »Danke«, sagte

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