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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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gesehen habe, wie dieser Schweinehund sich in Staubflocken im Wasser aufgelöst hat, schlafe ich in der Tat viel besser. Und wissen Sie was? Mein dickster Fall hier ist der illegale Import von Türklinken aus Asien. Das FBI hat mir alle Befugnisse entzogen. Sie können sich also vorstellen, wohin ich mir Ben O. Boz und alle serial killer gesteckt habe …«
    Sie hängte ein.
     
    In der nächsten Nacht grübelte Frank alleine in seinem Zimmer wieder und wieder über dieses »Guten Tag« aus dem Jenseits nach.
    In seinem Halbschlaf dachte er an die Mutter des Schriftstellers, die ihren Mann bei einem Autounfall getötet hatte, an Patrick Turd und seine Schwester Abigail … An William Charlier, der vermutlich unter anderem Namen in seinen Roman Eingang finden würde … Wie sollte er diese Figur im Übrigen nennen?
    Und dann klingelte alles.
    Gleichzeitig.
    Handy, Fax, dann der Computer im Arbeitszimmer. Ein digitaler Fanfarenstoß verkündete den Eingang einer E-Mail.
    Es war Punkt drei Uhr morgens. Frank sprang aus dem Bett und stürzte zu seinem Schreibtisch im ersten Stock. Auf dem Monitor wurde die Nachricht sichtbar. Derselbe anonyme Absender wie schon an diesem Nachmittag. Ein rätselhafter Code: QFL-ISBN-2845632908 .
    Aber dieses Mal war er mit Boz unterschrieben.
    »Jetzt haben wir es, es geht wieder los«, dachte sich der junge Mann.
    An die Nachricht war ein Anhang hinzugefügt. Ein Foto. Ein Abzug, auf dem ein jüngerer Ben O. Boz mit Weste und weichem Hut zu sehen war, ganz im Stil »Reporter« von anno dazumal, umringt von einer Schar blutjunger Polizisten. Alle lächelten. Das Foto trug ein Datum und eine Ortsangabe: April 1987, Polizeiakademie von Pennsylvania, Center Township, Monaca .
    »Was soll das bedeuten?«, murmelte Franklin.
    Das Fax und die SMS hatten den gleichen Inhalt.
    Ganz unten unter dem Foto noch eine letzte Aufmerksamkeit:
    »Gute Nacht.«

3
    Die folgenden Stunden verbrachte Frank mit dem Versuch, im Internet die von Boz übermittelte Zeichenfolge QFL-ISBN- 2845632908 zu entziffern.
    Franklin wusste, dass Kodes, die mit der Abkürzung ISBN begannen, so gut wie sicher zu Werken gehörten, die in Nationalbibliografien veröffentlicht oder erfasst waren. Aber in welchem Land und in welchem Zusammenhang? Dieses QFL erschwerte seine Nachforschungen.
    Was das Foto und die erwähnte Polizeiakademie anging, so fand Frank problemlos heraus, dass es sich um die Polizeischule in Monaca, Pennsylvania, handelte, die ihren Sitz auf dem Gelände der Arcadia University im Bezirk Beaver hatte. Am nächsten Morgen wollte er unverzüglich das dortige Archiv kontaktieren und sich erkundigen, ob aus dem Jahr 1987 noch Trimesterzeugnisse der Einrichtung oder offizielle Fotobände des Jahrgangs 1987 einzusehen waren.
    Am frühen Morgen schlief der Professor schließlich hundemüde ein.
    Nach dem Erwachen stieg Frank mit schwerem Kopf zum Frühstücken hinab. Es war Mittag. Der Himmel hatte sich bedeckt. Nicht mehr lange, und auf den Wald würde ein Wolkenbruch niedergehen. Mary hatte kein Telefon. Sie arbeitete viel, denn der Erfolg ihres Praktikums würde die Wahl des Professors beeinflussen, den man ihr im Januar an der Hutchinson Fashion & Design School zuteilen würde. Er wusste an diesem Morgen noch nicht, wie ihre Pläne für das Wochenende aussahen.
    Doch diese Überlegungen führten dazu, dass Frank dank einer zufälligen Assoziationskette erst wieder die Akte des FBI über Mary in den Sinn kam, deren Lektüre er verweigert hatte, und dann der dicke Aktenordner über Boz.
    Das brachte die Erleuchtung.
    Er stieg die Treppe hoch, öffnete die Klappe und ließ die Leiter herab, die in den Dachboden des Hauses führte. Dort stürzte er sich auf den Koffer, in dem er alles verstaut hatte.
    Niemand hatte drei Monate zuvor bei der hektischen Auflösung des Sonderkommandos »The Last Word« daran gedacht, die schriftlichen Beweise, die er besaß, von ihm zurückzufordern, vermutlich weil das ohnehin illusorisch war und weil die Agenten wussten, dass er sich schon längst Kopien hätte machen können.
    Frank öffnete erneut den schwarzen Ordner. Die verschiedenen Bestandteile der Ermittlungsakten über Boz waren allesamt nummeriert und mit Titeln versehen.
    Das eben war ihm wieder eingefallen: Die Biografie des Schriftstellers trug die Bezeichnung QFL-OFF087 .
    Das Vernehmungsprotokoll des ersten Verlegers Simon Abelberg: QFL-OFF112 .
    Die Kopie des Protokolls über den Autounfall von Boz’ Frau:

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