Kein Entrinnen
einfach aus dem Stadium gejagt!«
Der Lieutenant und der Mediziner hoben nicht einmal den Blick von ihren Kaffeetassen.
»Also stellen wir alle Ermittlungen ein?«, fragte Garcia.
Sheridan antwortete ihm mit tonloser Stimme.
»Bevor ich hierhergekommen bin, habe ich ein paar Nummern gewählt und zwei oder drei verlässliche Kontakte reaktiviert, um zu erfahren, ob die vom FBI abtransportierten Leichen wirklich im Labor der Zentrale in Quantico in Virginia eingetroffen sind, wohin die Bundespolizei sie gewöhnlich bringen lässt.«
»Und?«, sagte der Gerichtsmediziner.
»Die Leichen sind nicht dort eingetroffen. Vor allem aber werden sie dort überhaupt nicht erwartet. Die Lage der Dinge ist also folgendermaßen: Wir kennen nicht nur die Identität dieser Toten nicht, jetzt wissen wir nicht einmal mehr, wo sie sich befinden! Schwierig, unter diesen Bedingungen weiterzumachen, Garcia.«
Eine Kellnerin brachte ihnen ihr Essen. Ein langes Schweigen trat ein. Dann öffnete Basile King einen Ordner, den er auf den Knien hielt.
»Es entspricht zwar nicht ganz den Vorschriften, aber bevor sie alles in der Leichenhalle versiegelt haben, gelang es mir, die Daten über die drei Identifizierungen, die wir in der Nacht erhalten haben, auf die Schnelle zu kopieren. Die Männer von Patricia Melanchthon haben keine Ahnung davon, dass wir diese Duplikate besitzen.«
Er legte die Blätter auf den Tisch.
»Die Erste: Amy Austen, 29 Jahre, geboren in New Hampshire. Registriert als Prostituierte in Carson City, Nevada.«
»Nevada?«, rief Garcia aus. »Da hat sie aber einen weiten Weg zurückgelegt, um sich bei uns abmurksen zu lassen!«
»Diese Information der Polizei über ein Bordell in Carson stammt aus dem Jahr 1999. Seitdem gibt es nichts über sie.«
»Nichts?«, fragte Sheridan.
»Amy Austen steht seit sieben Jahren in der Vermisstenkartei.«
Sheridan und Garcia erstarrten.
»Sieben Jahre!«
»Ja.«
Der Gerichtsmediziner fuhr fort.
»Als Nächstes haben wir einen gewissen Doug Wilmer, 40 Jahre, aus Idaho, Gebrauchtwagenverkäufer, er wurde vor kurzem Vater einer Tochter. Auch er verschwand auf mysteriöse Weise von der Bildfläche. Wurde vor zweiundzwanzig Monaten von seiner Familie als vermisst gemeldet. Schließlich noch Lily Bonham, Vermont, 39 Jahre.«
Basile blickte zu Sheridan.
»Das ist die Frau, die Sie gestern gesehen haben, Chef, die mit der wilden Geburt. Verheiratet mit einem angesehenen Arzt. Verschwunden seit vier Jahren. Keine Kinder. Damals.«
Er schloss seinen Ordner.
»Soweit zu den Identifizierungen. Nur drei von vierundzwanzig. Gefaxt vom Justizministerium. Das FBI hat selbstredend sofort nach seiner Ankunft die Verbindung gekappt, um sicherzustellen, dass wir jetzt, wo uns der Fall offiziell entzogen wurde, keine weiteren Mitteilungen erhalten.«
Sheridan blieb stumm. Er rührte keinen Krümel seines Frühstücks mehr an.
Basile warf Garcia einen fragenden Blick zu, um herauszufinden, ob er fortfahren sollte. Der Lieutenant forderte ihn mit einer Kopfbewegung dazu auf.
»Ein weiterer wichtiger Punkt, der durch die ballistische Untersuchung gestern Abend wieder aufgeworfen wurde: Es steht jetzt einwandfrei fest, dass es nur eine einzige Waffe gab. Um alle vierundzwanzig zu töten. Eine Smith & Wesson, Kaliber 45. Wir wissen zweifelsfrei, dass keines der Opfer diese Waffe in Händen gehalten hat.«
Wieder senkte sich ein drückendes Schweigen über die Gruppe.
»Was sonst noch?«, stieß Sheridan hervor.
Der Gerichtsmediziner antwortete: »Zunächst die Untersuchung der Kleidung der Leichen. Seit gestern Abend haben wir bereits eine Fülle von Indizien gesammelt. Fasern, Haare, Fettsäuren, was Sie nur wollen, alles, wovon man in unserem bekloppten Beruf nur träumen kann …«
»Das ist doch recht ermutigend«, sagte Sheridan.
»Das sagen Sie. Wenn das FBI darauf hofft, dann hat es sich aber gehörig geschnitten, darauf können Sie Gift nehmen.«
Der Gerichtsmediziner zeigte ihnen zwei Fotos von Mänteln. Auf den Abzügen waren die Etiketten mit den Markennamen zu sehen.
»Alle Kleidungsstücke der vierundzwanzig sind neu und stammen aus diesem Geschäft.«
Basile King nannte die Marke. Sie gehörte zu einer großen Textilladenkette, die Billigwaren verkaufte. Riesige Ramschläden, die es im ganzen Land gab.
»Mäntel, Pullover, Hosen, Socken, Handschuhe, alles wurde erst vor kurzem gekauft. Vielleicht sogar erst am Tag des Dramas. Nur gibt es in diesen großen Geschäften
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