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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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eine gigantische Zahl von Kunden, die kommen und gehen, Sachen in die Hand nehmen und wieder weglegen, sie schnell anprobieren und von einem zum nächsten reichen. Die Kleidungsstücke vermischen sich in den Wühlkörben der Sonderangebote, in den Einkaufswagen, manche liegen auf dem Boden herum und so weiter. Wir haben Dutzende und Aberdutzende von Spuren an jedem gefunden … aber mit Sicherheit umsonst. Es wird die Hölle werden, das alles zu untersuchen. Der Saum der Mäntel ist sogar noch mit Ammoniak behaftet!«
    »Ammoniak?«
    »Die Dämpfe des Reinigungsmittels, das zum Putzen der Böden des Geschäfts verwendet wird. Das ist ein untrügliches Zeichen. Die Kleidungsstücke sind neu. Selbst wenn man herausfände, wo sie gekauft wurden, würde das fast nichts bringen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Die vierundzwanzig hatten keine Schusswaffe in der Hand, der Tatort hat keinen einzigen verdächtigen Abdruck erbracht, und nun liefern auch die Fasern der Kleidungsstücke keinen Hinweis auf die Orte, an denen sie gewesen sein könnten, oder auf das Fahrzeug, das sie benutzt haben könnten, um auf die Baustelle zu kommen. Wenn man jetzt noch an der perfekten Organisation durch die Urheber dieses Massakers zweifelt, dann muss man den Beruf wechseln.«
    Garcia lächelte. Aber Sheridan nicht.
    »Sie wollen uns also damit sagen, dass diese Spuren nirgendwohin führen!«
    »Nicht ganz, Chef«, antwortete Basile. »Tatsächlich hat die Arbeit an der Kleidung mich gestern auf eine andere Frage gebracht, nämlich nach dem Grad der ›Nähe‹ zwischen den vierundzwanzig. Ich wollte herausfinden, wer sich kannte, vielleicht sogar genaue Gruppen zwischen diesen Personen herausarbeiten. Zogen sie sich am gleichen Ort an, aßen sie die gleichen Dinge? Ich habe eine Untersuchung des Magenund Darminhalts der Verstorbenen angefordert. Die Anwesenheit der D-MORT in der Leichenhalle war entscheidend dafür verantwortlich, dass wir binnen weniger Stunden ein Ergebnis hatten, und das ist eindeutig: identische Ernährungsweise. Die vierundzwanzig nahmen die gleichen Sachen zu sich. Und zwar nicht erst seit gestern! Eine ziemlich monotone und armselige Diät. Reis, Milch, Kohl. Niemals Alkohol. Sie weisen die gleichen Nahrungsdefizite auf. Und ihre letzte Mahlzeit? Nicht mal ein kleines Festessen. Alltagskost. Plus Bananen. Amy Austen, Doug Wilmer und Lily Bonham mögen im Abstand von Jahren verschwunden sein, jetzt lebten sie zusammen, mit den einundzwanzig anderen.«
    Ein drittes langes Schweigen entstand, das schließlich von Amos Garcia gebrochen wurde.
    »Ich wiederhole meine Frage, Chef: Stellen wir die Ermittlungen ein?«
    Sheridan atmete tief ein. Vom Fenster des Schnellimbisses aus betrachtete er die Straße. Basile King räumte seine Blätter ein und wartete auf die Antwort des Chefs.
    Dieser sagte: »Uns bleibt keine andere Wahl.«
    Die beiden Männer waren bestürzt.
    »Wir bräuchten eine Sonderermächtigung des Gouverneurs, um die Ermittlungen fortzusetzen«, fuhr Sheridan fort, »und die erteilt er uns nie, davon bin ich überzeugt. Wenn das FBI so Himmel und Hölle in Bewegung setzt, dann legt das zwei Schlussfolgerungen nahe: Entweder seine eigenen Dienste oder eine andere Regierungsbehörde gleichen Rangs haben einen gewaltigen Schnitzer begangen und versuchen nun, ihn zu vertuschen; oder es handelt sich wirklich um eine obskure Sektenangelegenheit, in die jedoch bekannte Persönlichkeiten verwickelt sind, und die führenden Köpfe Washingtons machen mobil aus Angst, deren Namen könnten publik werden. So was hat es schon gegeben. In beiden Fällen bewegen wir uns auf vermintem Terrain. Ike Granwood hebt nicht den Hörer ab für Leute, die seit Jahren verschwunden sind, im Gleichtakt Reis essen und dabei den schwachsinnigen Reden eines Gurus lauschen! Sich in sein Revier einzumischen, das ist der sichere Untergang! Und außerdem, was haben wir schon in der Hand? Doktor, haben Sie noch DNA-Stichproben oder Fingerabdrücke der Toten? Irgendetwas, das uns bei der Weiterarbeit helfen könnte?«
    King verneinte mit einer Kopfbewegung und sagte: »Sie haben alles eingepackt, Chef. Sie haben sogar den Boden in den Labors gewischt, bevor sie das Feld geräumt haben.«
    Sheridan schüttelte den Kopf und wiederholte: »Da haben wir es. Wir hören auf, Garcia. Nicht mangels Kämpfern, sondern mangels Munition. Pech gehabt.«

8
    »Damit wir uns recht verstehen: Ich bin Ihr Englischprofessor, Ihr Lehrer für Kreatives Schreiben.

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