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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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Opfers sein, die Straße, in der die Tat geschah, seine Automarke, die Anzahl der Buchstaben seines Namens und so weiter. Alles kann aus Tausenden von Informationen herausgefiltert werden. Vierzig menschliche Gehirne könnten das in fünfzehn Jahren ununterbrochener Arbeit nicht schaffen.«
    Sheridan hatte grünes Licht für die geheime Verwendung des Programms gegeben. Doch nach drei Wochen Einsatz und mit nunmehr dreizehn gesicherten Identitäten der vierundzwanzig hatte der Computer nur eine einzige Information ausgespuckt. Die Programmiererin war über diesen Mangel an Ergebnissen äußerst erstaunt.
    »Unsere einzige Überschneidung ist im Augenblick ein Roman«, sagte sie zu ihm.
    »Ein Roman?«
    »Ja. So erstaunlich das klingen mag. Sie haben ihn nach Ihrer Fahrt nach Stewartstown, als Sie die Tante von Amy Austen befragten, in Ihrem Bericht erwähnt. Es ist eines der Bücher im Zimmer des Mädchens.«
    Sheridan hatte nicht besonders darauf geachtet.
    »Ihr Lieblingsbuch, wie es scheint. Das mit den meisten Eselsohren und den meisten Anmerkungen. Heilige Asche von Ben O. Boz.«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Aber der Computer kann es. Ganz genau. Sie hatten es in ihrem Zimmer fotografiert.«
    »Und wo ist der Zusammenhang mit den dreiundzwanzig anderen?«
    »Nun, das Programm zeigt, dass diese Dame hier …«
    Sie holte ein Foto hervor und zeigte auf Lily Bonham, die Frau, die ganz alleine ein Kind zur Welt gebracht hatte.
    »… diese Dame leitete in ihrer Heimatstadt Preston einen Lesezirkel, einen Kreis, der bei den Wohlstandsbürgern in dieser Ecke von Vermont regen Zulauf fand. Ben O. Boz, der Autor, war fünf Monate vor ihrem Verschwinden zu einem Gespräch mit den Mitgliedern des Vereins eingeladen worden.«
    Sie fuhr fort mit einem gewissen Tom Woodward, einem etwa fünfzigjährigen Mann, einem der Letzten, dessen Identität Basile King festgestellt hatte.
    »Dieser Herr hier besaß zwei handsignierte Ausgaben von Boz’ Buch. Von den Signierstunden, die die Buchhandlung seines Viertels in Sacramento organisiert hatte.«
    Abigail Burroughs zeigte auf eine andere junge Frau. Maud Putch.
    »Dank der Mitgliedschaft in der Stadtbibliothek dieser eifrigen Leserin wissen wir, dass sie Boz’ Werk verfolgte, vielleicht sogar ein Fan von ihm war. Steve Bean, dieser junge Mann hier, hatte in seinen Schubläden einen Brief mit der Bitte um Tipps zum Schreiben, den er an verschiedene Romanschriftsteller verschicken wollte. Darunter Boz. Die Kenheads schließlich, das alte Paar, verbrachten ihren Ruhestand mit dem Schreiben von Manuskripten, die den Werken von Boz sehr ähneln … Einer ihrer Titel ist ihm sogar gewidmet.«
    Sheridan fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
    »Schön«, brummte er. »Warum nicht. Aber das ist ziemlich mager, summa summarum. Das sind nichts weiter als Bücher. Ihr Computer dreht vielleicht durch vor lauter Einzelheiten? Überdies sind das nicht viele Verbindungen bei vierundzwanzig Toten.«
    »Sieben.«
    »Und dieser Boz? Können Sie etwas über ihn in unseren Karteien finden?«
    »Nichts. Aber das muss ein Pseudonym sein. Man müsste seinen richtigen Namen herausfinden. Und ein paar zusätzliche Fakten in die Hand bekommen, um damit arbeiten zu können.«
    Sheridan nickte zustimmend.
    »Ich werde Garcia darauf ansetzen«, sagte er. »Dann sehen wir weiter.«
    Er lächelte ihr zu.
    »Miss Burroughs, auch wenn Ihr Computer nicht sehr mitteilsam ist, können Sie ihm meinen Dank aussprechen!«
    Abigail schüttelte den Kopf.
    »Nicht mitteilsam? Hoffen Sie, dass er es nicht noch wird, denn dann wissen Sie nicht mehr, was Sie überhaupt noch denken sollen! Er hört nie auf zu überlegen!«
     
    An diesem Tag kam die ganze Untersuchung über die vierundzwanzig unmerklich an einen radikalen Wendepunkt. Sie sollte nie wieder die geringste Ähnlichkeit mit Sheridans bisherigen Annahmen aufweisen.
    Nie wieder.

TEIL ZWEI

1
    Zwei Monate später
     
    Stu Sheridan rollte gemächlich nordöstlich von Concord dahin. In seinem Privatwagen, einem eisengrauen Oldtimer, fuhr er mitten im Wald von Farthview Woods dicht am Lake Humboldt entlang. Beinahe überall war der auf den Ästen liegende Schnee geschmolzen. Die Aprilstrahlen zeichneten ein neues Bild der Landschaft.
    Im Wageninnern spielte das Radio einen Country-Song. Der Sänger aus Chattanooga in Tennessee wiederholte darin mit heißblütiger Stimme, dass die »Wahrheit« immer hinter der nächsten Kurve liegt. Seiner Ansicht nach

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