Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
Vom Netzwerk:
Informatik konnten wir unsere alten Akten mit den Elementen der Romane abgleichen. So haben wir die auffälligen Übereinstimmungen entdeckt. Toasts oder Muffins?«
    »Toasts, danke.«
    Franklin strich Butter auf seine Scheiben.
    »Ihre Verdächtigungen gegen diesen Schriftsteller sind sehr schwerwiegend«, wandte er sich an Sheridan. »Auch wenn Ihnen das heute in die Augen springt, darf man sich fragen, wie es möglich ist, dass in der Vergangenheit niemandem je das Geringste aufgefallen ist. Etwas Anormales an den Romanen. Eine Übereinstimmung. Den Beamten beispielsweise, die die Ermittlungen in den diversen Fällen geleitet haben, die Ähnlichkeit mit den Werken von Boz haben. Ihnen ist nichts aufgefallen?«
    Sheridan lächelte.
    »Ich muss noch einmal betonen, dass die Cops genauso wie ich nicht viel lesen. Und wenn doch, dann sind es selten Krimis, die sie in die Hand nehmen. Die Wahrheit ist, dass auch wir es ohne diese verdammten neuen Computerprogramme bestimmt übersehen hätten. Dazu kommt, dass Boz nicht sehr bekannt ist. Seine Auflagen sind für einen exklusiven Kreis bestimmt. Vielleicht liegt dies ja in dem besonderen Wert seiner Werke begründet. Ist er ein guter Romanautor?«
    Franklin zog eine Grimasse.
    »Nicht nach meinen Kriterien. Boz ist sonderbar, er legt zu viel Wert auf Genauigkeit. Er muss seinem Leser unbedingt ständig beweisen, dass er sein Thema recherchiert hat, dass er genau weiß, wovon er spricht. Denken Sie nur an all diese Seiten, die er damit füllt, die Hierarchie des Polizeiapparats, die Zersetzungsphasen des menschlichen Körpers oder die Wirkungen einer bestimmten Kugel beim Aufprall auf ein bestimmtes Material zu schildern!«
    »Das nimmt in der Tat kein Ende …«
    »Nun, diese ›wahrheitsgetreuen‹ Einzelheiten zerstören den Rhythmus des Buchs! Auf Dauer werden sie zu fürchterlichen Plattheiten.«
    Sheridan schien der Analyse des Professors zuzustimmen. Zumindest bis zu diesem Punkt war er mit ihm einer Meinung. Boz war ein Genauigkeitsfanatiker!
    »Das ist in etwa alles, was ich Ihnen im Augenblick mitteilen kann«, fügte Franklin hinzu. »Zählen Sie nicht darauf, dass ich bezüglich der Theorie des ›Mörders, der sich hinter dem Schriftsteller verbirgt‹ weiter vorpresche! Ich weiß nichts über diesen Boz. Die Bücher sagen nicht alles. Was Sie tun müssen, ist ihn aufzusuchen. So einfach ist das, das ist Ihnen doch klar, oder?«
    Sheridan lächelte. Franklin warf einen Blick auf den Fernseher. Eine Frau verfluchte einen Lastwagenfahrer, der ihren Mann mit seinem verchromten Kühlergrill platt gedrückt hatte.
    »So einfach ist das nicht«, erwiderte Sheridan.
    »Verzeihung?«
    »Mit Boz. Es ist nicht so einfach. Stellen Sie sich nur vor, er hätte eine reale Verbindung zu den Morden, die wir zu seinen Romanen in Beziehung gesetzt haben. Ich behaupte gar nicht, dass er sie begangen hat, dafür habe ich keinerlei Beweis, aber er kann daran beteiligt gewesen sein oder die Täter kennen oder wichtige Verfahrensvorschriften verletzt haben, um an seine Informationen heranzukommen, Polizeibeamte oder sogar noch wichtigere Leute bestochen haben … Kurz, wenn ich meine Arbeit machen will, brauche ich handfeste Beweise oder Zeugen, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Vielleicht müsste ich sogar eine Hausdurchsuchung bei ihm durchführen, um ihn zu verhören … dazu bräuchte ich eine richterliche Genehmigung. Und auf der Basis einfacher Zusammenfassungen von Romanen werde ich niemals die kleinste Genehmigung bekommen! Summa summarum habe ich Verdachtsmomente, aber nicht den geringsten handfesten Hinweis! Wenn ich ihn aufsuchen würde, wie Sie es vorschlagen, dann würde ich damit nur eines bewirken, nämlich dass seine Aufmerksamkeit geweckt wird. Er wüsste dann, wer ich bin und wonach ich suche. Ich würde sofort Verdacht erregen.«
    Eine Pause trat ein. Franklin dachte, dass der Colonel das Szenario des Komplotts und des Verfolgungswahns ein wenig arg weit trieb. Doch Sheridan fixierte ihn. Eindringlich.
    »Was? Ich ?«, rief Franklin endlich aus.
    Sheridan lächelte noch immer.
    »Ich?«, wiederholte der junge Mann. »Sie wollen, dass ich Kontakt zu ihm aufnehme, dass ich Boz ausspioniere? Das hatten Sie schon im Hinterkopf, als Sie mein Büro betraten?«
    »Exakt.«
    Sheridan schenkte sich ungerührt eine weitere Tasse kochend heißen Kaffees ein und leerte sie, ohne das Gesicht zu verziehen, bevor er fortfuhr.
    »Mehrere Punkte sprechen für Sie: Ihre

Weitere Kostenlose Bücher