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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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diesen Menschen hier zu helfen! Damit wir endlich begreifen, was ihnen zugestoßen ist.«
    Er wies auf die Fotos an der Wand.
    »Diese vierundzwanzig Personen wurden in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar tot auf der Baustelle der Autobahn 393 aufgefunden, wenige Schritte vom Gelände Ihrer Universität entfernt.«
    Sheridan schilderte ihm den ganzen Fall von Anfang an in ruhigem Tonfall und mit überdeutlicher Aussprache. Franklin hörte zu, ohne einen Muskel zu bewegen.
    »Dass Sie nie ein Wort über diese Geschichte gehört haben, liegt daran, dass das FBI die Leitung der Ermittlungen übernommen und beschlossen hat, nichts darüber verlauten zu lassen. Das beherrschen sie ausgezeichnet. Niemand wurde von der Existenz dieser Leichen unterrichtet. Nicht einmal deren Familien!«
    Franklin fixierte das Foto eines Toten. Dann das Foto des Lebenden daneben. Eine Tote. Und die Lebende daneben. Es waren Gegenüberstellungen, die einem die Haare zu Berge stehen ließen. Unwillkürlich musste man an das eigene Ende denken.
    »Ich habe Ihnen bereits mitgeteilt, dass ich an diesem Fall alleine arbeite«, sagte Sheridan. »Das FBI hat sehr früh alles beschlagnahmt, sogar die Leichen. Sie werden jetzt in dieser Militärkaserne in Virginia zurückgehalten.«
    Er hielt das Foto einer Militärsiedlung hoch.
    »Ich habe jeden Einzelnen von ihnen zurückverfolgt, ihre Namen, ihre Geschichten, ihre Berufe, ihre Familien, ihre Freunde! Vierundzwanzig! All diese Personen wurden in der nationalen Vermisstenkartei gemeldet; einige erst vor acht Monaten, andere schon vor mehr als elf Jahren. Alle sind spurlos verschwunden!«
    Franklin schüttelte den Kopf, um zu zeigen, wie betroffen ihn die Unfassbarkeit des Falls machte.
    »Und trotzdem«, warf der Cop ein, »kristallisiert sich aus dieser riesigen Menge an Informationen kein einziger anderer gemeinsamer Punkt heraus als dieser. Kein einziger!«
    Sheridan blickte auf sein Schaubild.
    »Rein statistisch gesehen würde ich wetten, dass man immer mehr finden würde, wenn man so viele Personen zufällig im ganzen Land auswählen und im gleichen Zimmer einsperren würde. Wenigstens eine oder zwei Übereinstimmungen. Das ist das Minimum. Hier gibt es nichts! Altersgruppe, soziale Schicht, geografische Herkunft und so weiter. Keinerlei Übereinstimmung. Als wäre es extra so gewollt!«
    Franklin schüttelte abermals den Kopf. Dann stellte er eine Frage, die bewies, dass er die ganze Zeit über nachdachte und nicht in einem Dämmerzustand versunken war.
    »Abgesehen von diesem Schriftsteller Ben O. Boz, wenn ich richtig verstehe, worauf Sie hinauswollen?«
    Sheridan lächelte.
    »Abgesehen von Boz, ja. Und mit ihr hat es angefangen!«
    Er zeigte auf das Foto von Amy Austen.
    »Das Lieblingsbuch dieses Mädchens war Heilige Asche von Boz, erschienen 1991. Es war der Ausgangspunkt, der uns auf seine Spur brachte. Später hat der Computer diese hier ausgesiebt …«
    Er wies auf die strahlenden Gesichter von Lily Bonham, Tom Woodward, Maud Putch, Steve Bean und den Kenheads.
    »Sie alle haben Verbindungen zu Boz oder zu seinen Werken. Bis jetzt gelang es mir erst bei elf von vierundzwanzig Opfern eine mehr oder minder enge Verbindung zu seinem Namen herzustellen. Das ist mager, einverstanden. Und es beweist nichts, ebenfalls einverstanden. Es ist indes das einzige Band, das man nach zwei Monaten intensiver Nachforschungen zwischen ihnen knüpfen kann. Das einzige. Wären wir auf nichts sonst gestoßen, hätte ich bestenfalls mit Boz sprechen und ihn fragen können, was er in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar getan hat. Also ein bisschen nachbohren, ob seine Alibis nicht manipuliert sind oder ob er manche Opfer nicht doch besser kannte. Weiter wäre die Sache nicht gegangen. Dann aber …«
    Er trat auf Franklin zu, noch immer artikulierte er seine Worte mit viel Nachdruck.
    »Während ich mir die Tage und Nächte damit um die Ohren schlug, mich mit der Identität dieser Menschen vertraut zu machen, wurden uns allmählich Boz’ Werke suspekt. Sie wissen, wie und warum.«
    Er hob einen Finger.
    »Nimmt man das als Ausgangspunkt, dann habe ich es nicht mehr mit einem schlichten Krimiautor zu tun, der von ein paar Opfern gelesen wurde, sondern mit einem obskuren, mysteriösen Typen, der sich seltsam gut auskennt mit Entführungen, Folter und Gewalt an Menschen!«
    Hier unterbrach ihn Frank, der den Ausführungen interessiert folgte.
    »Warten Sie! Er ist immerhin Kriminalschriftsteller. Es ist

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