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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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auf. Drei Lichtstrahlen durchdrangen in rascher Folge den Nebel. Eine Taschenlampe.
    »Gut«, schloss der erste Jogger. »Alles ist bereit. Weißt du, wie man in den Klub der Schreiber aufgenommen wird?«
    Der Neue machte eine unbestimmte Kopfbewegung.
    »Es gibt zwei Zirkel«, fuhr der Chef fort. »Zum ersten gehören die wenigen Studenten von Durrisdeer, die wissen, wer wir sind, zum zweiten die Mitglieder, die voll an den Entscheidungen und Aktionen des Klubs beteiligt sind. Diese sind damit einverstanden, dass du dein Glück versuchst und dich direkt um die Aufnahme in letzteren Zirkel bewirbst.«
    Der Junge lächelte, sichtlich geschmeichelt.
    »Wie viele seid ihr insgesamt?«, fragte er.
    »Sieben. Darunter drei Anführer.«
    Diese Zahl schien ihn zu enttäuschen.
    »Das ist alles?«
    »Das genügt. Seit Iacobs Zeiten hat sich nichts daran geändert.«
    Der Klub war auf den Neuen wegen seiner außergewöhnlichen Kenntnisse der römischen Spätantike aufmerksam geworden. Der Klub stellte hohe Erwartungen an seine Mitglieder. Jeder musste durch eine Besonderheit oder ein außerordentliches Talent hervorstechen und sich von den anderen abheben. Außerdem verlangte man einen gewissen Unternehmungsgeist und einen hemmungslosen Hang zum Spiel und zur Simulation.
    »Wie du dir vorstellen kannst, gibt es ein Aufnahmeverfahren, um Zugang in den höchsten Zirkel zu finden«, erklärte der Jogger.
    »Das dachte ich mir schon. Ein Ritual, sozusagen.«
    »Ja. Aber du hast nichts zu befürchten …«
    Er gab den beiden anderen ein Zeichen.
    Diese rollten mit vereinten Kräften den Baumstamm beiseite, der dem Jungen bei seiner Ankunft den Weg versperrt hatte. Trotz seiner Größe ließ er sich ohne größere Schwierigkeiten einige Zentimeter verrücken.
    Währenddessen zündete sich der Student Nummer eins eine weitere Zigarette an, direkt nachdem er die erste mit einem langen Funkenflug weggeschnippt hatte.
    Unter dem Baum wurde eine Betonplatte sichtbar. Tatsächlich verbarg sich darunter ein Einstiegsloch wie bei einer Luke. Die beiden Jogger wichen zur Seite.
    Der Erste winkte den Neuen heran.
    »Du steigst da hinein, suchst deinen Weg und dann schlägst du dich durch«, befahl er.
    »Was?«
    Das gähnende Loch war vollkommen schwarz. Man konnte kaum die ersten Querseile einer Strickleiter erkennen.
    »Was soll das heißen? Wohin führt dieser Gang?«
    »Er wird dich zum Schloss zurückführen.«
    »Ohne Wegweiser? Ohne Licht?«
    »So lautet die Regel. Wir sind alle da durchgegangen. Weißt du, Iacobs hat fünf unterirdische Gänge rund um sein Schloss angelegt. Seitdem sind sie das Territorium des Klubs der Schreiber geworden. Du musst dich mit ihnen allein vertraut machen. Betrachte das als deine Taufe.«
    »Und die Taschenlampe eben? Was hat sie bedeutet? Gibt es noch andere Typen da unten? Werde ich nicht allein sein unten in dem Loch?«
    Der Erste machte eine gereizte Handbewegung.
    »Beeil dich. Du wirst schon sehen. Du musst zum Frühstück im Speisessaal erscheinen. Das ist die Vorgabe. Und du bekommst keine zweite Chance in diesem Jahr.«
    Der vierte Junge lächelte ungläubig.
    »Ihr wollt mir Angst einjagen«, sagte er. »Ich werde die Geschichte durchziehen. Und zwar noch schneller als nötig!«
    Er setzte einen Fuß auf die Leiter. Der erste Jogger setzte hinzu: »Vergiss nicht, wenn du es verpatzt, nimmst du die Sache auf deine Kappe. Du erklärst dem Dekan, du hättest dich beim Laufen verirrt, du wärst in ein Loch gefallen, was immer du willst, das ist deine Sache … aber du kennst uns nicht und du hast uns nie gesehen!«
    »Ja, ja, ich weiß schon …«
    Damit verschwand er.
    »Verdammt, hier unten ist es noch kälter!« war sein letzter Satz, bevor die anderen die Platte fallen ließen und den Baumstamm wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückrollten.
    Nach einem Moment des Schweigens brachen die drei Studenten in Gelächter aus.
    »Dem steht noch einiges bevor, dem Armen …«
    Darauf setzten sie sich wieder in Bewegung und entschwanden wie ein Spuk in der Morgendämmerung …

5
    Am Dienstag, einen Tag nach seiner Rückkehr aus New York, parkte Frank Franklin seinen Käfer vor dem Eigenheim von Stu Sheridan an der Auburn Street.
    Es war 8 Uhr 40 morgens. Die beiden Männer hatten am Vortag telefonisch miteinander gesprochen.
    »Wie weit sind Sie, Professor?«, hatte der Colonel gefragt, erfreut, zehn Tage nach ihrer Unterredung an der Universität von ihm zu hören.
    »Ich weiß nicht recht,

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