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Kein Erbarmen

Kein Erbarmen

Titel: Kein Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerold , Haenel
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auffällig erschienen, dass sie der Sache nachgehen wollten.
    Kaum weniger bedenklich mussten ihnen Taboris und Lepckes halbherzige Erklärungen vorgekommen sein, ganz zu schweigen davon, dass sie sich nach der Überprüfung der Personalien mit drei weiteren Polizisten im Haus konfrontiert sahen, von denen einer weinend auf dem Sofa saß.
    Tabori hatte sie fast dafür bewundert, dass sie dennoch in der Lage gewesen waren, die Dringlichkeit zu erkennen, mit der er sie von der Suche nach Sommerfeld zu überzeugen bemüht war – und nach kurzem Zögern hatten sie sich tatsächlich darauf eingelassen, dass Lepcke alle weiteren Erklärungen geben würde, während Tabori mit Ulrik zur Klippe hochgefahren war.
    Sommerfelds Auto hatte verlassen auf dem Parkplatz gestanden, Sommerfeld selber hatten sie nach wenigen Minuten in dem unterirdischen Gang des Bunkers gefunden, in dem auch die Anwärterin umgebracht worden war. Damaschkehatte Henry dazu benutzt, Sommerfeld zu zwingen, vor ihm her in den Bunker zu steigen und sich mit Handschellen an ein Armiereisen fesseln zu lassen. Bis auf einige Abschürfungen an den Handgelenken war Sommerfeld unverletzt geblieben, nur seine Stimme war heiser von den stundenlangen und vergeblichen Versuchen, irgendwelche zufälligen Passanten auf sich aufmerksam zu machen. Wahrscheinlich würde er sich auch einen Schnupfen geholt haben, der Bunkergang war feucht und kalt gewesen und Sommerfeld hatte nur den dünnen Wegwerf-Overall über einem leichten Hemd und seiner Hose angehabt …
    Tabori zündete sich eine neue Zigarette an. Diesmal kam Elsbet und entfernte die Untertasse, auf der er bisher seine Kippen ausgedrückt hatte. Als Tabori entschuldigend sagte: »Ich weiß. Nur die eine noch, ja?«, brachte sie ihm aus ihrem Büro eine handtellergroße Austernschale, die sie – nach den Brandflecken zu urteilen – selber gelegentlich als Aschenbecher benutzte.
    Die beiden älteren Damen bezahlten und verließen das Hotel, nicht ohne Tabori noch einen empörten Blick zuzuwerfen, als hätte er ihnen den Nachmittag gründlich verdorben. Tabori war nur froh, dass sie offensichtlich nicht zu den Hausgästen gehörten und somit auch darauf verzichteten, sich bei Elsbet über ihn zu beschweren – die Stimmung zwischen ihm und der Hotelchefin war ohnehin angespannt genug.
    Margarethe hatte sich erschöpft vor Taboris Füßen zusammengerollt und zuckte im Traum mit den Vorderpfoten. Die Wolkenwand über dem Meer war weitergezogen, ohne die Küste zu erreichen, die Sonne tauchte die Bucht wieder in gleißendes Licht.
    Vom Parkplatz her kamen Güngör und Janin auf das Hotel zu, sie hatten also den Weg trotz seiner eher umständlichen Beschreibung am Handy gefunden, dann würde wahrscheinlich auch Lepcke nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die beiden Anwärterinnen hielten sich an den Händen, keine von ihnen trug eine Tasche, Tabori überlegte kurz, ob sie überhaupt Gepäck dabei hatten. An der Dünenwiese, die Elsbet als Kaffeeterrasse diente, blieben sie unschlüssig stehen und setzten sich dann auf eine Bank mit Blick aufs Meer, Janin lehnte ihren Kopf an Güngörs Schulter.
    Es gibt immer noch eine Menge offener Fragen, dachte Tabori, wie hatte Damaschke es angestellt, Respekt in den Heizungskeller zu locken, was hätte er mit Respekt eigentlich vorgehabt, wenn der ihm nicht gestorben wäre, wo hatte Damaschke sich versteckt, bevor er mit seinem Hund nach Dänemark geflüchtet war? Und: Wieso war niemandem aufgefallen, dass er zeitgleich mit Anna Koschinski gefehlt hatte? Hatte überhaupt irgendjemand – außer Güngör und Janin dann natürlich, als es längst zu spät gewesen war – mal die Dienstpläne eingesehen? Wieso war niemand über diese Oma von Damaschke gestolpert, bei der er ja wahrscheinlich bei seinem Trip den Hund geparkt hatte. Und wahrscheinlich war auch die Oma genau das Versteck, das sie nicht gefunden hatten … Ein paar Fragen würden sich noch klären, wenn Damaschke erstmal seine Aussage gemacht hätte. Falls er überhaupt redet, dachte Tabori. Doch, er wird reden! Er wird alles haarklein erzählen, er wird versuchen, sich zu rechtfertigen, wer immer seine Aussage aufnimmt – Lepcke selber wahrscheinlich – wird ein paar Details zu hören bekommen,von denen er sich wünschen würde, dass er sie nie erfahren hätte.
    Andere Fragen würden für immer ohne Antwort bleiben, so war es noch bei nahezu jedem Fall gewesen, die Indizien hatten sich irgendwann nahtlos zu

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