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Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Hosier
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das?«
    »Meine liebe Violet«, verkündete ich in einem recht überheblichen Ton, »du mußt mir schon ein Wissen zugestehen, welches sich auch auf Bereiche ausdehnt, die sich außerhalb der im gesellschaftlichen Leben allgemein diskutierten befinden.«
    Eigentlich war die Behauptung, eine Frau zu sein, die sich im Bereich des Okkultismus sehr gut auskennt, etwas weit hergeholt. Um ehrlich zu sein, hatte ich erst wenige Monate zuvor ein Buch über psychische Phänomene mit nach Hause genommen, und aus unerklärlichen Gründen fand ich das Kapitel über astrale Projektion äußerst faszinierend. So sehr, daß ich Mr. Holmes darauf ansprach.
    Seine Antwort bestand, wie ich mich nur allzugut entsinne, darin, daß er das gesamte Thema als nichts anderes als einen unbewußten Wunschgedanken des Individuums abtat, die Existenz eines geistigen Selbst zu beweisen. Er war der Ansicht, daß die sogenannte Trennung der Seele vom Körper lediglich eine Selbsttäuschung seitens des Gläubigen war. Er, so versicherte er mir, hielte sich an die Fakten. Und da es für die Existenz des Übernatürlichen keine wissenschaftlichen Beweise gebe, sei die ganze Diskussion seiner Meinung nach höchstens von theoretischem Nutzen. Ich dagegen näherte mich dem Thema weniger auf analytischer als auf humanistischer Ebene.
    »Um es zusammenzufassen: Du willst also sagen, Vi«, sagte ich und rückte das Kissen in meinem Rücken zurecht, »daß du dich in einem Zustand tiefer Meditation befandest und dein Geist in der Lage war, sich aus der Gefangenschaft deines physischen Selbst zu lösen, und daß es dir somit möglich war, deinen irdischen Körper ebenso einfach zu beobachten, wie du sonst das sich im Spiegel reflektierende Bild deines Selbst betrachtest.«
    »Ja!« stieß sie hervor. »So ist es, genau so!«
    »Und in einem solchen Zustand«, fuhr ich fort, »ist es dem geistigen Selbst möglich, selbst durch Wände hindurch zu schweben und sogar große Entfernungen zurückzulegen.«
    »Dann glaubst du mir also!« rief Vi und schlug vor Freude, eine geistige Mitstreiterin gefunden zu haben, die Hände zusammen.
    »Nun«, ich versuchte, mich vorsichtig auszudrücken, »sagen wir, ich stehe dem Thema unvoreingenommen gegenüber.« Meine etwas zweideutige Antwort führte zu einer heftigen Reaktion meiner Kameradin.
    »›Unvoreingenommen‹, sagt sie! Oh ja, ich sehe schon, wie unvoreingenommen du bist! Nun, ich erzähl’ dir was, Emma Hudson«, fuhr sie noch immer sehr gereizt fort, »ich bin schon durch so manche Tür und Wand gegangen, damit du’s weißt!«
    Ich war vollkommen überrascht. »Was sagst du da, Violet? Du willst doch nicht behaupten, daß du wirklich…«
    Ein selbstgefälliges und zufriedenes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
    »Genau das«, sagte sie. »Ich hab’ geübt. So wie die alte Bessie es mir gesagt hat. Ich mein’, was soll so ‘n altes Weib wie ich sonst mit den langen Abenden anfangen, hä? Das war so was wie ein Zeitvertreib für mich, könnte man sagen. Natürlich bin ich nie allzuweit weg geschwebt. Manchmal nicht weiter als bis ans Ende der Porter Street und zurück.« Sie saß mit verschränkten Armen da und fügte hinzu: »Und es ist mir vollkommen egal, ob du mir glaubst oder nicht!«
    Guter Gott, dachte ich, wie hätte Mr. Holmes auf solch ein Eingeständnis astraler Abenteuer reagiert? Ich wette, daß Vi nicht mehr als ein kurzes Händeschütteln und ein Dankeschön von einem amüsierten und zynischen Mr. H. erhalten hätte, bevor sich der Herr aus dieser, wie er sie beschreiben würde, Geschichte einer Verrückten herausgewunden hätte. Welch glücklicher Umstand für meine Kameradin, daß sie sich mir und nicht Sherlock Holmes anvertraut hatte!
    »Violet, Violet, Violet«, redete ich auf sie ein, während ich ihre Hände ergriff, »ich glaube dir, wirklich. Du bist schon immer merkwürdig gewesen, mein Mädchen, aber gelogen hast du meines Wissens noch nie.«
    Eine Träne quoll hervor und machte sich auf den wäßrigen Weg über die Wange hinunter auf eine bebende Lippe.
    »Oh, Em«, schluchzte sie, »ich bin so froh, daß du hier bist.«
    Wie auf ein zuvor abgesprochenes Zeichen hin fielen wir uns in die Arme und widmeten uns einer herzlichen und Trost spendenden Umarmung. Doch obwohl auch ich innerlich sehr gerührt war, brach ich das Schweigen und wandte mich kühl und gefaßt an meine Freundin.
    »Also, Mrs. Warner, schießen Sie los: der Rest der Geschichte, bitte.«
    »Nun gut«, antwortete

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