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Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Hosier
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übergeworfen und bin den Flur entlang zum Schlafzimmer des alten Mädchens gestürmt.«
    »Vi!« rief ich aus. »Das hätte überaus gefährlich sein können. Du hast niemanden informiert?«
    »Oh, doch. Das ganze verdammte Haus, so wie ich geschrien und an die Tür gehämmert habe. ›Hey‹, hab’ ich gerufen, ›ich weiß, daß Sie da drin sind!‹«
    »Die Tür war also verschlossen?«
    »Ja. Das hat mich um so mehr aufgeregt, denn Ihre Ladyschaft hatte die Regel aufgestellt, sie nie abzuschließen. Hatte Angst vor Feuer, verstehst du. Wollte in dem Fall nicht krampfhaft versuchen, sie aufzukriegen. Da stand ich also und keifte wie eine Todesfee, bis der alte Hogarth mit einer Kerze und seinem Schlüsselring herbeikam.«
    »Ist es dir nicht merkwürdig erschienen, daß er zu dem Zeitpunkt dort auftauchte?« fragte ich.
    »Nein, eigentlich nicht«, lautete ihre arglose Antwort. »Der alte Junge macht jeden Abend seine Runde, um zu sehen, ob alles so ist, wie es sein sollte.«
    »Aha.«
    Ich war von ihrer Antwort enttäuscht, tröstete mich aber mit dem Gedanken, daß seine Ankunft vielleicht wirklich auf eine Routine zurückzuführen sei, es aber durchaus richtig gewesen war, den Punkt anzusprechen. Nach dem Motto: »Nichts unversucht lassen.« Ich bat sie fortzufahren.
    »Wir gehen also hinein, Hogarth hält die Kerze hoch, um mehr Licht zu haben, und ich warte darauf, daß jeden Augenblick jemand aus dem Dunkel hervorspringt. Und als ich mich umschaue, da war er weg!«
    »Da war er – weg? Also wirklich, Vi!«
    »Na, du weißt schon, was ich meine.« Sie fuchtelte verzweifelt mit den Armen, weil ich den Anker an dieser Stelle geworfen hatte, während sie anscheinend mit voller Kraft voraus wollte. Nachdem sie mir einen Blick zugeworfen hatte, den sie für angemessen verärgert hielt, fuhr sie fort.
    »Zu diesem Zeitpunkt kam die ganze verfluchte Familie, die das Spektakel, das ich im Flur veranstaltet hatte, gehört hatte, in das Zimmer gerannt und sah mich am Bett stehen und Hogarth mit der Kerze über dem Gesicht der alten Lady. Dann schritt Lady Margaret herbei, und so ruhig wie nur irgendwas verkündet sie: ›Ich fürchte, Ihre Ladyschaft ist tot.‹ Also kämpft sich der Doktor durch die Menge vor und untersucht sie. ›Ja‹, sagt er, ›es scheint, ihr Herz habe sie im Stich gelassen. Zumindest können wir dankbar sein, daß sie in Ruhe verstorben ist.‹ ›In Ruhe!‹ schrei’ ich. Oh, ich war so sauer. ›Vor nicht einmal einer Minute sah ich einen Kerl hier drinnen‹, sag’ ich. ›Der hat sie umgebracht. Das war kein verflixtes Herzversagen!‹ ›Die Frau hat sich offensichtlich von ihrem Verstand verabschiedet‹, sagt da Lady Arrogant. Der Squire fragt Hogarth, was er von all dem weiß, und Hogarth…«
    »Einen Moment, Vi«, sagte ich. »Bevor du mit deiner Geschichte weitermachst, halte ich es für das beste, wenn du mich mit den im Zimmer Anwesenden vertraut machst. Ich hätte dann ein besseres Verständnis…«
    »Oh, richtig, du kennst sie ja nicht, nicht wahr, Liebes? Also, paß auf. Da waren Sir Charles, natürlich, und Lady Margaret, die hast du kennengelernt. Dann noch Dr. Morley, er ist der Hausarzt der Familie, und der Squire, das ist Henry St. Clair, der Bruder von Sir Charles. Und wer sonst noch? Ach ja, der Colonel.«
    »Der Colonel?«
    »Colonel Wyndgate, obwohl ich schon mehrmals gehört habe, wie die Bediensteten ihn hinter seinem Rücken Colonel Windbeutel nennen – zu recht, wenn du mich fragst. Er war ein alter Freund Seiner Lordschaft aus der Militärzeit. Wohnt immer noch hier auf Haddley.«
    »Und dieser Henry St. Clair, der Squire, was weißt du über ihn?«
    »Der muß ungefähr ein oder zwei Jahre jünger als Sir Charles sein. Leitet das Gut, auch wenn man’s nicht merkt. Verbringt die meiste Zeit in London am Spieltisch. So wie auch Sir Charles. Nicht am Tisch, mein’ ich, aber in London. Der ist im Vorstand irgendeiner großen Bank. Ich weiß nicht, welcher. Die erzählen mir nie viel. Und das war’s.«
    »Außer Hogarth«, erinnerte ich sie.
    »Oh ja, Hogarth. Nun, den vergißt man schnell, oder? Gehört fast zur Einrichtung, könnte man sagen. Den gibt’s länger als Stonehenge. Man kann wohl sagen, daß er mehr über die Familie weiß als sonst jemand.«
    Ich machte über die Information eine geistige Notiz und ermahnte mich stumm, sie morgen früh auf Papier festzuhalten.
    »Gut, erzähl weiter, Vi.« Da ich merkte, daß sie etwas müde wurde, verpaßte

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