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Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Hosier
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nicht, daß dir der Ernst der Situation bewußt ist«, begann ich, als sie sich von mir zur Tür wandte. »Squire St. Clair hat Inspektor Thackeray erzählt, daß er Will und eine junge Frau vergangene Nacht in dem Garten des Gutes gesehen hat. Will sagt, daß du es warst. Der Inspektor hat seine Geschichte dank deiner Aussage, daß du zu der fraglichen Zeit geschlafen hast, ignoriert. Er ist der Ansicht, daß Will Tadlock in Begleitung des Mädchens war, das ermordet wurde. Es tut mir leid, Mary, aber ich denke, du solltest wissen, daß dein junger Freund heute vormittag wegen eines Mordverdachtes verhaftet wurde. Und ich fürchte, der Junge wohnt zur Zeit in einer Zelle in Twillings.«
    Mit einem Gesicht, das nun so weiß war wie die Schürze, die sie trug, stolperte Mary einige Schritte rückwärts und schlug eine Hand vor den Mund, als wolle sie einen Aufschrei unterdrücken, während ihr Körper von einer Seite zur anderen taumelte. Ich fürchtete, sie würde ohnmächtig werden.
    » Schnell, Vi, fang sie auf!« rief ich.
    Bevor jedoch eine von uns die Gelegenheit hatte, etwas zu unternehmen, fiel sie in den Sessel zurück, wobei ihr Körper in zügellosem Kummer bebte.
    »Will, wegen Mord verhaftet! Aber er ist doch unschuldig, Mrs. Hudson. Ich schwöre es, bei all den Heiligen im Himmel!« stöhnte sie, wobei Tränen in die blauen irischen Augen traten.
    »Dann war er gestern nacht mit dir zusammen«, stellte ich fest.
    Sie bestätigte dies unter herzzerreißenden Schluchzern.
    »Komm, komm, Mary«, sagte ich und tätschelte ihr sanft die Hand, »es gibt keinen Grund, sich so aufzuregen.«
    Ich gab ihr einen Moment, sich zu sammeln, bevor ich sie fragte, ob sie sich in der Lage fühlte, mir dabei zu helfen, die Ereignisse der Vornacht zu rekonstruieren.
    Sie holte ein kleines Leinentaschentuch aus ihrem Ärmel hervor, putzte sich die Nase und tat ihr Bestes, um ein Lächeln aufzubieten.
    »Du hast dein Zimmer gestern abend verlassen und bist vom dem Gutshaus hinüber zu Wills Zimmer gegangen, das über dem Stall liegt. Ist das richtig?«
    Ich erhielt ein bestätigendes Nicken.
    »Zu welcher Zeit ungefähr?«
    »Gegen elf, nehm’ ich an. Aber ich bin nicht lange geblieben.«
    »Bis wann?«
    »Es war nicht später als kurz nach zwölf.«
    »Bist du allein zurückgekommen?«
    »Allein? Nein. Will hat mich zurückbegleitet. Normalerweise macht er es nicht, aber gestern nacht hatten wir, nun, so was wie ‘ne Kabbelei unter Liebenden, wenn Sie so wollen. Er folgte mir nach Hause und versuchte mit seinem honigsüßen Gerede, die Wogen wieder zu glätten.«
    »Aber dann«, drängte ich sie, »habt ihr eure Kabbelei bis vor die Tür fortgeführt, nicht wahr?«
    »Ich fürchte, das haben wir.«
    »Und das«, sagte ich und warf Violet ein triumphierendes Lächeln zu, »bestätigt die Geschichte von Will und die Ereignisse, so wie der Squire sie gesehen hat!«
    »Aber Mary«, fragte Vi, »warum hast du denn gelogen, Liebes?«
    »Wegen Lady Margaret«, antwortete sie und wischte sich mit dem Zipfel ihrer Schürze über die nun rot unterlaufenen Augen. »Sie hatte diese Regel, wissen Sie. Sie wollte keine… keine« – sie hielt inne – »Fraternisierung?«
    » Fraternisierung, ja.«
    »Fraternisierung zwischen den Bediensteten – Männern und Frauen, wenn Sie wissen, was ich mein’. Eines der ersten Dinge, die man mir sagte, als ich hier anfing, war, daß sie keine merkwürdigen Verhältnisse auf Haddley duldete, mit den Dienern und so. Wenn Ihre Ladyschaft je etwas von mir und Will erfährt, würde ich sofort mit all meinen Siebensachen auf der Straße stehen. Wirklich.«
    »Aber wäre das denn so schrecklich?« fragte ich.
    »Schrecklich, sagt sie!« Ihre Augen blitzten auf, sie konnte nicht fassen, daß ich überhaupt auf den Gedanken kam, so eine Frage zu stellen. »Ich mit meinen sieben Geschwistern und einer sterbenden Mutter, für die ich sorgen muß! Das wenige Geld, das ich von meinem Lohn nach Hause schicken kann, erhält sie am Leben!«
    »Oh, das tut uns leid«, bedauerte meine Freundin. »Nun, aber das wußten wir ja nicht, oder?«
    »Deshalb also«, unterbrach ich sie, »sollte das andere Mädchen, Molly…?«
    »Molly Dwyer.«
    »Ja, Molly Dwyer. Deshalb sollte sie für dich deine Geschichte gegenüber dem Constable bestätigen. Du hattest Angst, deine Anstellung zu verlieren.«
    »Und Molly«, fragte Mary, »sie bekommt doch jetzt keinen Ärger, oder?«
    Ich antwortete, daß ich dem guten Inspektor am

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