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Kein Fall für Mr. Holmes

Kein Fall für Mr. Holmes

Titel: Kein Fall für Mr. Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney Hosier
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geschluckt habe. Aber was unser Erscheinungsbild betrifft«, fuhr ich fort, während ich ihr und dem Teewagen gegenüber Platz nahm, »wenn sich wirklich keine von uns in den letzten zwanzig Jahren verändert hat, kämen wir eigentlich für einen Artikel im Lancet inFrage.«
    »Genau«, kicherte sie und schenkte mir Tee in eine äußerst feine Porzellantasse ein, »wir haben im Laufe der Jahre vielleicht hier und da etwas zugenommen und wohl einige Falten bekommen, aber ich sag’ ja immer, wenn man noch gesund ist, dann ist der Rest doch nicht das Palaver wert.«
    »Nicht das Palaver…?« Ich verbarg ein Lächeln, als sie mir die dampfende Tasse reichte. »Ah«, gab ich nach einigen genußvollen Schlucken von mir, »das war genau das Richtige. Aber was hat das alles hier zu bedeuten?« fragte ich mit einer schweifenden Handbewegung, als wolle ich nicht nur das Zimmer, sondern gleich das gesamte Gut mit einbeziehen. »Sag nur nicht, daß du und Albert…«
    »Albert!« Meine alte Freundin richtete sich kerzengerade in ihrem Sessel auf. »Das weißt du nicht? Aber nein, Liebes, das kannst du ja gar nicht wissen, nicht wahr?«
    »Was weiß ich nicht?« fragte ich, stellte meine Tasse hin und beugte mich in Erwartung ihrer Antwort vor.
    »Nun, der arme alte Bert ist seit neun Jahren tot und begraben.«
    »Oh, es tut mir leid, das zu hören, Vi.« Ich war von dieser Neuigkeit ebenso überrascht wie auch traurig gestimmt. »Nein, das wußte ich nicht. Wie schrecklich für dich. Er war ein wunderbarer Mensch.«
    »Nun, es ging schnell, weißt du. Er mußte nicht leiden«, antwortete sie leise, während sie auf ihren Schoß hinabsah und unbewußt nicht existierende Falten ihres Kleides glättete. »Er war schon ‘ne gute alte Seele, mein Bert – wie auch dein William.« Ein Lächeln erblühte auf ihrem Gesicht. »Was hatten wir vier doch für eine schöne Zeit zusammen! Weißt du noch, als wir…«
    An diesem Punkt werde ich nicht von den Lesern verlangen, uns auf dem persönlichen Weg der Erinnerungen zu begleiten, der von zwei älteren Damen beschritten wurde, sondern mich darauf beschränken zu sagen, daß unser Schwelgen bis zu dem Zeitpunkt dauerte, zu dem der Butler mit den weißen Handschuhen den Arbeitsraum betrat, wo er sich anschickte, die Lichter anzuzünden, bevor er sich lautlos wieder zurückzog.
    »Genug der Vergangenheit, Vi«, sagte ich. »Du mußt mich jetzt einfach auf den neuesten Stand bringen. Was um Himmels willen machst du hier auf Haddley? Es ist offensichtlich, daß du nicht zum Personal gehörst. Es sei denn, du bist eine längst verloren geglaubte Verwandte der St. Clairs.«
    Das überraschte sie. »Dann kennst du also die St. Clairs?«
    »Ich weiß nur, daß sie die Eigentümer von Haddley Hall sind.«
    Das war die einzige Information, die ich dem sonst so verschlossenen Bauern, der mich zu dem Gut gefahren hatte, hatte entlocken können.
    »Meine Stellung, Madam«, antwortete Vi mit einem aufgesetzten Akzent der feinen Gesellschaft Londons, während sie ihr Haar mit einer übertriebenen Geste richtete, »ist die einer Gesellschafterin Ihrer Hoheit Lady Agatha St. Clair, stell dir vor.« Dann brach sie in schallendes Gelächter aus und fügte hinzu: »Hört sich alles ziemlich hochgestochen an, oder?«
    »Aber wie, um alles in der Welt«, fragte ich mich laut, »ist es dazu gekommen?«
    »Also, das war so«, antwortete sie und machte es sich in ihrem Sessel wieder bequem. »Seine Lordschaft starb wohl bei so ‘ner Art Jagdunfall, ungefähr zur gleichen Zeit wie mein Bert. Lady St. Clair war durch den Tod Seiner Lordschaft derart aus dem Gleichgewicht geraten, daß ihr Arzt ihr eine Seereise verschrieb, damit sie auf andere Gedanken kommen konnte. Der Herzog von Norwall, ein enger Freund der Familie, stellte ihr seine Jacht zur Verfügung. Ein richtig anständiger Kerl ist das. Als er erfährt, daß Ihre Ladyschaft eine Begleiterin für die Reise sucht, nennt er ihr meinen Namen.«
    »Und dieser Herzog von Norwall, woher kannte er dich?«
    »Über das Geschäft natürlich. Der Herzog hat bei uns gekauft, Ausrüstung für seine Jacht, ab und zu. Logisch, er kam nicht immer selbst, manchmal hat er jemanden geschickt. Aber er wußte immerhin, daß ich selbst gerade Witwe geworden war und versuchte, mit dem Laden allein über die Runden zu kommen. Also organisiert er ein Treffen mit Ihrer Ladyschaft, und irgendwie kamen wir sofort richtig gut miteinander zurecht. Und es war eine so herrliche

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