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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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schlimm finde, ich habe in den letzten Jahren genügend gemacht. Mir reicht das. Ich will und muss Fleisch, Fisch, Milch und Eier grundsätzlich nicht essen und finde es persönlich bedeutend einfacher, nicht weiter darüber nachzudenken.
    »Veganismus wirst du mir nie nahebringen«, sagt Steffi. »Das ist so, als würde man sagen: Kannst du die Erde mal 1 Meter nach rechts verschieben?« Ich fand die Vorstellung früher ja genauso abwegig, sogar noch als Vegetarier. Es war, wie Kiwis mit Schale zu essen. Klingt genauso abartig, ist es aber ebenfalls nicht. Seit ich das mit der Kiwi bei jemand anderem beobachtet habe, esse ich zumindest Biokiwis nur noch ungeschält. Der Kiwimann war übrigens einer der beiden jungen Männer, die mir den Veganismus schmackhaft gemacht haben. Wenigstens scheine ich Steffi die Vorstellung einer fleischärmeren Ernährung ein Stück nähergebracht zu haben. Ein Drittel der Frauen und die Hälfte der Männer in Deutschland können sich laut einer Umfrage aus dem Jahr 2010 noch nicht einmal einen Tag ohne Fleisch und Wurst vorstellen. »Ich glaube, wenn ich fünfmal die Woche kein Fleisch mehr esse, würde ich mich schon als Vegetarier bezeichnen«, sagt Steffi. »Aber selbst wenn ich irgendwann mal komplett Vegetarier werden würde, ich würde niemals so eisern sein. Ich würde mir immer die Option auf eine Currywurst offenhalten. Das bräuchte ich fürs Wohlbefinden.«
    Halbzeitvegetarier
    Eine Option auf Fleisch und Fisch hat sich Katharina Rimpler offengehalten. Die Kulturwissenschaftlerin bietet im Internet mit der Aktion »Halbzeitvegetarier« (auf halbzeitvegetarier.de ) Unterstützung für Flexitarier, also für diejenigen, die häufiger, aber nicht immer, ohne Fleisch leben wollen. Die meisten denken erst mal, Rimpler selbst würde es mit dem Essen genauso halten. Journalisten wollten sie mit einer halben Wurst ablichten oder Fleisch mit ihr zubereiten. Nur, Fleisch kann sie gar nicht zubereiten, und sie isst es auch längst nicht mehr. Mit der Option auf Fleisch und Fisch hatte sie einfach den Druck aus der Entscheidung nehmen wollen, ihre Ernährung zu ändern. Es hätte sich für sie schmerzhaft angefühlt, zu sagen, ich esse dies oder jenes ab jetzt nie, nie wieder. »Vor anderthalb Jahren habe ich noch Fisch gegessen«, erzählt sie. »Wenn mich jetzt jemand fragt, dann sage ich meistens, dass ich ab und zu noch Fisch esse, aber ich tu’s gar nicht.« So hat sie sich selbst überlistet. Seit einiger Zeit ernährt sie sich »halbzeitvegan«, wie sie es konsequenterweise nennt. »Früher habe ich felsenfest behauptet, ich brauche unbedingt Joghurt, ich brauche Quark, aber jetzt merke ich, ich brauche das nicht«, sagt sie. Was sie brauche, ist die Ruhe für diesen Prozess. Natürlich gebe es gute Argumente, die sie veranlassen könnten, ab sofort auf vieles ganz zu verzichten, an das sie gewohnt sei und das sie liebe. Doch ein Ernährungswandel dürfte eher von Dauer sein, wenn jeder ihn in seinem eigenen Tempo vollziehe, glaubt sie. Da es bei ihr so gut funktioniert, den Weg langsam und nicht von heute auf morgen einzuschlagen, fühlt sie sich bestärkt, dass ihre Idee vom Halbzeitvegetarier ein guter Ansatz ist.
    Halbe Sachen
    Mit »Halbzeitvegetarier« bietet Rimpler den Leuten eine gute Gelegenheit, das zu tun, was sie eh schon lange tun wollten, nämlich ihren Fleischkonsum zu reduzieren. Viele melden sich auf der Internetseite gemeinsam mit Leuten an, mit denen sie viel Zeit verbringen, wie dem Partner, der besten Freundin, der Familie, der WG, oder sie bekommen über die Website Mitstreiter vermittelt. Dort können sie sich auch mit anderen Halbzeitvegetariern austauschen. »Es ist ganz gut, so etwas mit jemand anderem durchzuziehen«, sagt Rimpler. »Manche machen daraus sogar ein Konkurrenzding, dass dann der eine noch viel weniger Fleisch essen will als der andere.« Es kommen viele Rückmeldungen, besonders von begeisterten Halbzeitvegetariern: »Wir machen seit drei Wochen mit, und wir essen jetzt kaum mehr Fleisch. Wir haben nicht um die Hälfte reduziert, sondern um 80 Prozent, und es ist super.« Andere werden gleich ganze Vegetarier. Manche berichten von ihren inneren Hürden: »Ich kann nichts dagegen machen, die Burger schmecken mir einfach zu gut. Hat jemand einen Tipp, was man tun kann, damit sie nicht mehr schmecken?« Kritiker bezeichnen das Konzept »Weniger Fleisch« als inkonsequent und befürchten einen Fleischkonsum mit gutem Gewissen. Rimpler kann

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