Kein Fleisch macht gluecklich
oftmals in Drahtkäfigen und werden über mehrere Wochen hinweg mehrmals täglich mithilfe eines dicken Rohres und Druckluft mit enormen fetthaltigen Breimengen im wahrsten Sinne vollgestopft. Verletzungen an der Speiseröhre sind an der Tagesordnung, zudem drückt die schnell wachsende Leber zunehmend auf die Lunge und andere innere Organe. Viele Tiere sterben, bevor sie das Schlachthaus erreichen. Weitere Details über diese Delikatesse, bei denen einem wahrlich der Appetit vergeht, sind im Internet nachzulesen. Bei Kilopreisen von zum Teil weit über 100 Euro dürften den meisten der Verzicht und die Ächtung von Stopfleber gar nicht schwerfallen. Aber man sollte sich nicht zu früh in Sicherheit wiegen: Recherchen der Tierschutzorganisation »Vier Pfoten« haben ergeben, dass die Daunen ungarischer Stopfgänse, bisweilen sogar im brutalen Lebendrupf »geerntet«, in Daunenjacken und -schlafsäcken namhafter Outdoor-Hersteller landen. Na denn gute Nacht!
Keine Gutenachtgeschichte
Piggeldy wollte wissen, wasSchweineproduktion ist. »Frederick«, fragte Piggeldy seinen großen Bruder, »Frederick, was ist Schweineproduktion?« »Nichts leichter als das«, antwortete Frederick. »Komm mit!« Piggeldy folgte Frederick.
Eine derartige Folge von »Piggeldy und Frederick« hat es beim Sandmännchen natürlich nie gegeben. Die Geschichte, wie die Wurst aufs Brot kommt, ist nicht wirklich etwas für Kinder und nicht wirklich erfreulich.
Auf der Website des Informationszentrums für die Landwirtschaft proplanta.de jubiliert man, dass im »Schweinejahr 2011« erstmals in der deutschen Geschichte mehr als 59 Millionen Schweine geschlachtet wurden – und das trotz des kurzzeitigen Einbruchs der Erzeugerpreise aufgrund des Dioxinskandals. Bei Schnitzelpreisen ab 5 Euro das Kilo dürfte der Verzicht auf Schweinefleisch schwerer fallen als der auf die teure Stopfleber. Beim Schwein darf es gerne noch etwas mehr sein. Schweinefleisch boomt sowohl in Deutschland als auch als Exportartikel. Mit über 5 Millionen Tonnen im Jahr ist Deutschland der größte Schweinefleisch-Produzent der EU und liegt weltweit auf Platz 3. Die Zahl der Betriebe nimmt zwar stark ab, die Tierbestände hingegen nehmen zu – und damit auch die Konzentration. Fast 90 Prozent aller deutschen Schweine lebten 2011 in Betrieben mit 500 und mehr Tieren, und immerhin fast 70 Prozent in Betrieben ab 1000 Tieren. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der durchschnittliche Bestand an Schweinen bereits weit darüber. Für Regionen mit einer hohen Schweinedichte wie Vechta bedeutet das im Durchschnitt sogar über 3000 Schweine pro Betrieb, und mancherorts gibt es gar Bestände von mehreren Zehntausend.
Zucht-»Erfolge«
Schweine sind sehr neugierige und bewegungsfreudige Tiere mit einem ausgeprägten Sozialverhalten. Ihre Intelligenz ist mindestens vergleichbar mit der von Hunden. Außerdem sind sie, sofern sie die Möglichkeit dazu haben, sehr reinlich. Trotz der langjährigen Zucht und entgegen anderslautender Behauptungen von Vertretern der industriellen Tierhaltung haben Mastschweine weitgehend immer noch die gleichen Bedürfnisse wie in früheren Zeiten. Wenn man sie lässt, leben sie in Rotten und bauen sich Nester zum Schlafen und zum Gebären der Ferkel. Ihr Nahrungsspektrum ist bekanntermaßen groß, früher verwerteten sie Küchenabfälle oder fraßen auf abgeernteten Kartoffel- und Getreidefeldern. Das Deutsche Weideschwein, eine alte robuste Freilandrasse, ist allerdings schon seit 1975 ausgestorben. Fast alle Schweine in der heutigen Landwirtschaft sind Kreuzungen aus einer Handvoll überzüchteter Rassen, die schnell wachsen und mehr Rippen und daher auch mehr Koteletts haben. Das Herz dieser Tiere kann die Muskelmasse nicht mehr ausreichend versorgen, und ihr Skelett kann sie nicht mehr tragen. Eine Folge davon ist das hundeartige Sitzen von Mastschweinen – sie können sich einfach nicht mehr richtig auf den Beinen halten. Auch in der Biohaltung wird, wie bei anderen Nutztieren, bislang häufig auf konventionelle Züchtungen zurückgegriffen.
Haltungsschäden
Jan hat für mich wenig appetitliche Aufnahmen aus der Schweinehaltung dabei. Ein Schwein wackelt über einen kotverschmierten Spaltenboden, kaum in der Lage, sich auf den fleischigen Beinen zu halten. Die Hufe des Schweins verkanten sich mehrmals in den Spalten. Das passiert häufig und kann zu schmerzhaften und bleibenden Schäden an Hufen und Gliedmaßen führen. Laut einer Untersuchung von
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