Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
Vom Netzwerk:
ständige Liegen auf dem vollgekoteten Boden, auch die stark von Ammoniak belastete Luft reizt die Haut der Tiere. Flüssigkeit kann sich in Lunge und Bauchhöhle einlagern, die Leber verfettet, und die Immunabwehr ist geschwächt. Da verwundert es nicht, dass nahezu alle Masthühnchen im Laufe ihres kurzen Daseins mit Antibiotika behandelt werden, bisweilen mit vielen verschiedenen Präparaten. In der Hälfte der vom nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministerium untersuchten Fälle wurden die Antibiotika nur ein bis zwei Tage verabreicht, obwohl bei einer medizinischen Behandlung drei bis sechs Tage nötig wären. Das deutet darauf hin, dass die Antibiotika verbotenerweise lediglich als Wachstumsbeschleuniger eingesetzt wurden. Solange die Arzneimittelverwendung bei Geflügel nicht zentral erfasst wird, dürfte sich daran kaum etwas ändern, denn von dem System profitieren viele: Die Medikamente ermöglichen Wirtschaftlichkeit trotz Qualzucht und Qualhaltungsbedingungen, die behandelten Tiere wachsen schneller heran, Tierarzt und Pharmaindustrie verdienen an den verkauften Präparaten, und die Verbraucher dürfen sich weiterhin über günstiges »Hähnchenfleisch« freuen. Fleischwirtschaft online berichtet, dass 2011 im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel der Erlös mit weißem Fleisch, also Geflügel, um 3 Prozent zugenommen hat.
    Jans Filmaufnahmen hier vor mir trüben die »Idylle«. Eigentlich gibt es Vorschriften, die besagen, dass man tote Tiere aus dem Stall entfernen muss. Doch die Hühner-Verlustrate während der Mast liegt bei über 5 Prozent. Ausgehend von 40000 Tieren im Stall, kommen so 2000 tote Tiere pro Mastdurchgang zusammen, rund 60 am Tag. Bundesweit sind es über 30 Millionen im Jahr. Broiler werden lange vor der Geschlechtsreife geschlachtet, weil aufgrund des jugendlichen Alters die Folgen der Erkrankungen noch nicht voll durchschlagen und die Zahl der »Abgänge« vergleichsweise gering bleibt. Viele Tiere sterben dennoch an plötzlichem Herztod, andere verhungern oder verdursten, weil sie es nicht mehr schaffen, sich fortzubewegen. Ein Mäster in Jans Aufnahmen hat die toten Tiere einfach in eine Ecke geworfen und dort liegen lassen. Manche Tiere sind nicht mehr als solche zu erkennen, weil sie von den anderen plattgetrampelt wurden. Jan zeigt Aufnahmen aus einem Stall, der das für Tierfreunde nicht gerade empfehlenswerte QS-Prüfzeichen (Qualität und Sicherheit) tragen durfte, darin etliche tote Tiere, die nicht weggeschafft worden waren. Die Folge der Anzeige: Der Mäster musste wenige Hundert Euro Strafe zahlen.
    Gänsefleisch ma da Schnabel uffmache
    Rasantes Wachstum gibt es auch bei Gänsen, zumindest bei deren Lebern. Stopfleber ( Foie gras ) und diedaraus hergestellte Gänseleberpastete ist eine in Frankreich als nationales Kulturerbe geadelte Delikatesse. Die Website ich-liebe-kaese.de rät, Foie gras als Vorspeise zu genießen, weil dann die Geschmacksknospen am aufnahmefähigsten seien, und sie niemals auf Brot zu schmieren, denn das wäre ein arger Fauxpas. Ob in Zukunft auch der Verzehr von geschnittener oder gebratener Foie gras als Fauxpas gilt, wenn die damit verbundene Tierquälerei nicht mehr akzeptiert wird? Zwar ist die Produktion v on Stopfleber in den meisten europäischen Ländern verboten, nicht aber deren Verkauf. So kommen beinahe alle Stopflebern aus Frankreich, gefolgt von Ungarn und Bulgarien. Doch nicht allein die Lebern der zwangsgemästeten Tiere werden hierzulande verkauft, sondern auch der »Rest«. Nur ein kleiner Teil des in Deutschland angebotenen Gänsefleischs stammt auch von hier. Rund ein Viertel des Gänsefleischs und selbst ganze Tiere (ohne Innereien) dürften aus der Stopfleberproduktion stammen, erfahre ich von Jan. Das Fleisch ist praktisch ein Nebenprodukt der Fettleber. Anhand der Länder-Kürzel FR, HU und BG in dem auf Fleischerzeugnisse aufgedruckten Oval erkennt man zumindest, ob diese zuletzt in einem der drei Stopf-Länder verarbeitet oder verpackt wurden. Die ursprüngliche Herkunft des Produkts oder der Rohstoffe erfährt man leider nicht so leicht. Der Großteil der hierzulande angebotenen Stopfleberprodukte stammt übrigens nicht von Gänsen, sondern von Enten, weil die billiger zu halten sind.
    Die Quälerei mit der Stopfleber beginnt schon früh. Nur die Lebern männlicher Küken wachsen schnell genug, daher werden die unwirtschaftlichen weiblichen Küken nicht aufgezogen, sondern gleich getötet. Die Masttiere leben

Weitere Kostenlose Bücher