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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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der künstlichen Besamung ebenso bewegungslos in den ähnlich engen Kastenständen, bisweilen sogar die ganze Tragzeit von fast vier Monaten. In der Abferkelungsbucht und im Kastenstand, auch Eiserne Jungfrau genannt, sind die Säue so weit fixiert, dass sie nur noch auf der Stelle stehen und fressen oder liegen können. Auch ohne Einstreu versuchen sie, ihr Nestbaubedürfnis auszuleben, was natürlich nicht gelingt und zu Frustrationen führt. Statt drei bis vier Monate lang dürfen ihre Ferkel nur drei bis vier Wochen saugen. Das frühe Abstillen verursacht emotionalen Stress und gesundheitliche Probleme bei den Jungtieren – dafür gibt es dann Impfungen und Medikamente. Die Fixierung der Mütter »dient dem Schutz der Ferkel«, denn es kommt immer wieder vor, dass Ferkel erdrückt werden. Die Ursachen dafür werden im Platzmangel oder in den Verhaltensstörungen der überzüchteten Tiere gesehen. Die massive Einschränkung der mütterlichen Bewegungsfreiheit verringert die Ferkelsterblichkeit nur in den ersten zwei Wochen, aber nicht im Ganzen, denn das Zuchtziel »möglichst viele Ferkel pro Sau und Jahr« führt oft zu schwachen, unterentwickelten Ferkeln. Die Fixierung der Mütter ist zudem aus Tierschutzgründen abzulehnen, wegen der Folgen für Säue und Ferkel: Da sich Mutter und Kinder nicht beschnuppern können, kann kein normaler Kontakt aufgebaut werden. In der ökologischen Haltung werden höchstens Problemsäue, die durch aggressives oder sonst wie gestörtes Verhalten auffallen, in einer Abferkelbucht fixiert – und auch nur für zwei Wochen. Unter den ökologischen Haltungsbedingungen kommt es nicht zu höheren Ferkelverlusten als in solchen mit »Ferkelschutzeinrichtungen«. Nach Ablauf einer zehnjährigen Übergangsfrist müssen Schweinezüchter ab 2013 trächtige Säue ab der fünften Woche nach der Besamung und bis eine Woche vor dem Abferkeln in Gruppen halten. Nach aktuellem Stand dürften bis dahin nicht alle Halter die dafür notwendigen Baumaßnahmen umsetzen können. Doch selbst wenn die Halter die neue Verordnung befolgen, verbringen die Säue immer noch knapp die Hälfte des Jahres fixiert in Kastenständen und Abferkelungsbuchten.
    Weil die Zuchtsau bei diesen Anforderungen und Haltungsbedingungen schnell krank wird und ihre Fruchtbarkeit abnimmt, beträgt ihre Nutzungsdauer oft nicht einmal mehr zwei Jahre. Ihre Ferkel leben, sobald sie abgestillt sind, in kahlen Buchten ohne Streu und mit perforiertem Boden, wo sie Neugier, Bewegungsdrang und Spieltrieb nicht ausleben können. Kein Wunder, dass sie Verhaltensstörungen wie das Schwanzbeißen entwickeln. Mit 30 Kilo Lebendgewicht geht es dann ab in die Mastställe. Weil diese oft räumlich von den Aufzuchtbetrieben getrennt sind, werden schon die jungen Tiere über weite Strecken dem Transportstress ausgesetzt, lange bevor es auf den Weg zur Schlachtung geht.
    »Das also ist Schweineproduktion«, sagte Frederick. Und Piggeldy ging mit Frederick nach Hause.
Bewertung von Öko-Siegeln
    PROVIEH, der Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung, bewertet die Richtlinien des EU-Bio-Siegels, der ökologischen Anbauverbände, einiger Markenfleischprogramme und der Öko-Handelsmarken im Hinblick auf den Tierschutz. Zu den untersuchten Aspekten gehören Zucht, schmerzhafte Eingriffe, Fütterung, Krankheitsvorsorge, Verhaltensgerechtigkeit, Haltung, Transport und Schlachtung. Die Bewertung berücksichtigt nur die jeweiligen Richtlinien sowie ernsthafte Bestrebungen nach Verbesserung, aber nicht die bestehenden Ausnahmeregelungen oder die tatsächliche Situation in den Betrieben. Die höchste Punktzahl orientiert sich am »Klassenbesten«, sie bedeutet nicht, dass die Richtlinien aus Sicht von Tierschützern optimal sind.
Siegelbezeichnung oder
    Öko-Handelsmarke
Einschätzung von PROVIEH
    (0 bis max. 5 Punkte)
Staatliches Bio-Siegel / EU-Bio-Logo
3
Bio-Anbauverbände
Biokreis e. V.
4
Bioland e. V.
4
Biopark e. V.
3
Demeter e. V.
5
Gäa e. V.
4
Ecoland e. V.
3
Naturland e. V.
4
Markenfleischprogramme
NEULAND-Siegel
5
QS-Siegel
0
Thönes Natur-Verbund-Siegel
4
Öko-Handelsmarken
ALNATURA, BioBio, EDEKA Bio, REWE Bio, Biotrend, B!O, Bio Sonne, GutBio, Natürlich Bio, Naturkind, Gallica – Geflügel, bio, Neuform, Von Hier, BioGreno, real BIO, tegut…, enerBIO
Die Öko-Handelsmarken sind gleichwertig zum staatlichen Biosiegel, das sie tragen. Nur wenige Handelsmarken tragen ein zusätzliches Siegel der Anbauverbände (zum Beispiel Bioland,

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