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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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Objekten unterscheiden können, die nützlich oder schädlich für es sein können, also gleichzeitig mehrere Informationsquellen auswerten. Die Professorin für Tierverhalten an der Universität Oxford, Marian Stamp Dawkins, glaubt, dass bewusste Erlebnisse von Hunger, Angst oder Schmerz dem Überleben dienen. Auch erfreuliche Empfindungen wie Vergnügen oder Erfüllung können Tieren helfen, ein dem Überleben oder Fortpflanzungserfolg dienliches Verhalten an den Tag zu legen.
    Bewusste Erlebnisse sind starke Motivationshilfen, Situationen zu suchen oder zu vermeiden. Die Stärke einer Motivation oder die subjektive Bedeutung eines Gefühls ist durchaus messbar, wenn man Tiere in Situationen bringt, in denen sie verschiedene Handlungsmöglichkeiten haben und Bedürfnisse gegeneinander abwägen können. Es gibt eine Vielzahl von Beobachtungen und einige systematische Untersuchungen, die ein Bewusstsein bei Fischen nahelegen. Forellen etwa sind bereit zu hungern, wenn die Futteraufnahme mit einem Schmerzreiz verbunden ist. Dagegen nehmen sie leichte Stromstöße in Kauf, wenn sie dafür in der Nähe eines Artgenossen bleiben dürfen. Siamesische Kampffischmännchen, die einen Revierkampf mit einem Artgenossen verloren haben, verbringen weniger Zeit mit der Werbung um ein Weibchen, das ihre Niederlage beobachtet hat, als mit anderen Weibchen – womöglich, weil sie sich bei Ersterem geringere Chancen ausrechnen. Ein Fischbewusstsein scheint also durchaus möglich. Verschiedene Fischarten sind darüber hinaus in der Lage, Schwarmmitglieder und Verwandte individuell zu erkennen und soziale Rangordnungen zu etablieren. Manche können sich in beeindruckender Weise räumlich orientieren und sogar Werkzeug benutzen: Forschern gelang es, einen Lippfisch dabei zu filmen, wie er einen Stein verwendete, um eine Muschel zu knacken. Einige Fische verfügen erwiesenermaßen über ein Langzeitgedächtnis. Sogar Spielverhalten wurde bei einigen Fischarten dokumentiert, unter ihnen der Weiße Hai. Der will also auch nur spielen.
    Krebsleiden
    Alle Kriterien, die für ein bewusstes Schmerzempfinden sprechen, finden sich auch bei zumindest einigen Gruppen von Wirbellosen. Die Gehirne einiger Arten sind erstaunlich komplex und haben funktionell klar getrennte Bereiche, um Schmerzempfindungen zu ermöglichen. Verhaltensexperimente, besonders mit Krebstieren und Weichtieren, weisen auf ein bewusstes Schmerzempfinden hin. Bei Garnelen und Einsiedlerkrebsen konnte man beobachten, dass leichte Stromstöße sie motivierten, ihre bisherige Behausung schneller zu wechseln. Dies geschah jedoch nicht unmittelbar nach dem Elektroschock, sondern erst, als ihnen die Situation geeignet erschien – weil die Beleuchtung schwächer bzw. ihnen eine alternative Behausung angeboten wurde. Weniger bevorzugte Gehäuse verließen die »geschockten« Einsiedlerkrebse eher. War jedoch der Geruch eines Fressfeindes wahrnehmbar, zögerten sie länger, ihre alte Behausung zu verlassen. Sie haben sich den Schmerz der Elektroschocks gemerkt und gegen andere Gegebenheiten abgewogen. Auch die Fressfeinde der Einsiedlerkrebse können das offenbar. Kraken ändern die Taktik, sich ihrer Beute zu nähern, wenn die Krebse eine nesselnde Seeanemone auf das von ihnen bewohnte Schneckengehäuse »gepflanzt« haben. Dann blasen die Kraken einen Wasserstrahl auf die Anemone und versuchen, den Krebs mit einem einzelnen ausgestreckten Arm zu erwischen. Auch wenn dieses Vorgehen weniger effizient ist, vermeiden sie damit schmerzhafte Berührungen mit der Anemone. Zumindest einige Krebs- und Weichtiere können demnach interne wie externe Informationen kombinieren und komplexe Entscheidungen treffen. Das lässt sich schwerlich allein mit reflexhaftem Verhalten auf einen unbewussten Schmerzreiz erklären.
    Fischen fehlt zwar der Neocortex, also die Großhirnrinde, die bei Säugetieren die entscheidende Rolle bei der bewussten Schmerzwahrnehmung spielt. Offenbar ist der Neocortex aber keine Voraussetzung hierfür, da andere Hirnteile diese Aufgabe übernehmen können. Analoge Entwicklungen bei anderen Tiergruppen wie Krebsen und Weichtieren sind wahrscheinlich. Das bestätigt auch der philosophische Tierarzt Professor Jörg Luy. Auch bei Insekten sei das Artenspektrum so riesig und unterschiedlich, dass es von einer Art Biorobotern bis zu bewusst empfindenden Lebewesen reichen dürfte, glaubt er. Bei Bienen und anderen sozialen Insekten kann sich ein guter Teil der damit

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