Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
Vom Netzwerk:
beschäftigten Wissenschaftler ein Schmerzempfinden vorstellen. Möglicherweise fühlen Fische und andere Tiere Schmerz und vielleicht auch Freude anders, als wir es kennen. Aber sie müssen keineswegs unfähig sein, vergleichbare Gefühlszustände zu erleben.
    Fehlende Konsequenzen
    Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kennt wissenschaftliche Belege, die die Annahme stützen, dass zumindest einige Fischarten von ihren Hirnstrukturen her in der Lage sind, Schmerz und Angst zu empfinden. Allerdings sind nur wenige der etwa 20000 bekannten Knochenfischarten im Detail untersucht worden, weswegen die Behörde Verallgemeinerungen, die das gesamte Spektrum an Fischarten einschließen, für unzulässig hält. Im österreichischen Tierschutzgesetz sind inzwischen Kopffüßer wie Kraken und Tintenfische sowie Zehnfußkrebse wie Hummer und Garnelen den Wirbeltieren in vielen Punkten gleichgestellt. Politisch sind echte Konsequenzen aus dem Schmerzempfinden von Meeresbewohnern dennoch ein Tabuthema. Zwar fordert die deutsche Tierschutz-Schlachtverordnung, wenn auch wiederum mit Ausnahmen, auch Knochen- und Knorpelfische vor der Schlachtung grundsätzlich zu betäuben. In der Praxis ist das aber eher selten der Fall und gerade bei Massenfängen auf See praktisch unmöglich. Wörtlich heißt es dazu: »Die Vorschriften dieser Verordnung sind nicht anzuwenden bei … einem Massenfang von Fischen, wenn es auf Grund des Umfangs und der Art des Fangs nicht zumutbar ist, eine Betäubung durchzuführen.« Auch wirbellose Meerestiere wie Hummer, Garnelen und Miesmuscheln braucht man gesetzlich bisher nicht zu betäuben, bevor man sie durch kochendes Wasser oder 100 Grad heißen Dampf tötet.
    Tiere essen
    Bis sich theoretisches Wissen in persönlichem Handeln niederschlägt, dauert es offenbar auch bei mir eine ganze Weile. Oder dieses Wissen löst sogar erst einmal eine gegenteilige Reaktion aus. In den letzten Tagen habe ich nämlich für meine Verhältnisse richtig oft Fleisch gegessen. Sogar ganz offen am Abendbrottisch meiner westfälischen Verwandten – ein Brot mit rohem Schinken. Doch irgendwas passiert gerade mit mir. Vielleicht liegt es an meiner aktuellen Lektüre, dem Buch Eating Animals (»Tiere essen«) von Jonathan Safran Foer, oder an meinen bisherigen Recherchen wie etwa den Berichten über die Probleme in deutschen Schlachthöfen. Irgendetwas hat wohl einen Prozess bei mir in Gang gesetzt. Plötzlich möchte ich kein Fleisch mehr essen und auch keinen Fisch mehr. Ich will da nicht mehr mitmachen, ausnahmslos. Vielleicht waren die vergangenen Tage wirklich meine letzten mit Fleisch. Wieder daheim, habe ich auf meine eigene allwöchentliche Öko-Räucherknacker verzichtet und wohlweislich nur zwei statt drei gekauft. Meine Tochter hat noch vor dem Mittagessen nahezu beide verputzt. Lediglich die Hülle der Wurst habe ich gekaut wie ein Kaugummi mit Wurstgeschmack. Warum gibt es so was eigentlich nicht? Es gibt ja auch Nikotinkaugummis für die Entwöhnung von Rauchern. Ein paar Tage später habe ich noch einmal Fisch gegessen, ein Lachsfilet, das noch bei uns im Tiefkühlfach gelegen hatte. Meine Tochter mochte es nicht, was meinen Anteil vergrößerte. Beim Einkauf für die Osterfeiertage habe ich dann die für mich üblichen Meeresprodukte wie Krabben, Sardellenpaste und Seehasenrogen-Kaviar im Supermarktregal liegen lassen. Es fiel mir nicht einmal schwer. Mal sehen, wie es weitergeht. Auf jeden Fall möchte ich mich erst einmal genauer mit den Methoden des Fischfangs beschäftigen.
    Fisch ahoi
    Unter Tierschutzaspekten ist der Umgang mit Meerestieren von enormer Bedeutung, allein schon durch die schiere Masse an getöteten Fischen und anderen Meeresbewohnern. Allein bei den registrierten Wildfängen – also den Fischen, die man im Süß- und Salzwasser als Nahrung für Menschen, Zuchtfische und andere Nutztiere sowie als Köderfische und für industrielle Zwecke fängt – kommen Schätzungen auf eine jährliche »Ausbeute« von 1 bis fast 3 Billionen (3000000000000!) Fischen. Daneben wirken die weltweit jedes Jahr für den menschlichen Verzehr getöteten 3 Milliarden Säugetiere und 57 Milliarden Vögel (nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO) fast wie eine Petitesse. Die Zahl der Fische wird anhand der jährlich gemeldeten Fangmengen in Tonnen grob berechnet. 90 Prozent der Fänge stammen aus dem Meer. Zu der jährlich gemeldeten Fangmenge von etwa 90 Millionen Tonnen Fisch

Weitere Kostenlose Bücher