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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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zwischen einer und vier Stunden, bis die erstickenden Tiere ihr Bewusstsein verlieren. Werden die Fische derweil auf Eis gekühlt, verlängert und verstärkt das vermutlich ihr Leiden. Viele Fische tötet man durch Ausnehmen bei lebendigem Leib oder indem man, etwa bei Wildlachs, die Kiemenbögen herausreißt. Eine vorherige Betäubung ist die Ausnahme. Sogar ausgenommene Fische sind nicht unbedingt sofort tot. Bei dem bei Heringen üblichen Kehlen zieht man die Eingeweide durch den Schlund heraus – dabei bleiben durchaus Teile davon im Bauch zurück. Gekehlte Heringe werden laut der holländischen Studie erst nach 25 Minuten, manchmal erst nach über einer Stunde empfindungslos.
    Wenn ich mir diese Fangmethoden so anschaue, erscheint mir mein Angeln im Urlaub damals wenig brutal. Woher auch immer mein Anglerwissen stammte, bei der Tötung wendete ich die als schonend geltenden Methoden an: entweder einen festen Betäubungsschlag auf den Kopf mit sofortigem Ausnehmen oder Entbluten, oder das Spiking, bei dem der Angler einen Metalldorn ins Fischhirn rammt. Sushi-Köche verlangen oft Fische, die auf diese Weise getötet wurden, weil sie für die beste Fischfleischqualität sorgt.
    Zuchtfische aus Fischzuchten
    Eine »humane« Tötung ist auch bei Zuchtfischen leider nicht die Regel. Elektrische Betäubungsbäder sind im Prinzip dafür gut geeignet. Sie setzen die Fische unter Strom und betäuben oder töten sie. So kann eine große Zahl von Fischen getötet werden, ohne sie bei Bewusstsein aus dem Wasser nehmen zu müssen. Die Methode findet zunehmend Verbreitung, birgt aber dennoch einige tierschutzrelevante Probleme. So warnt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), dass die Fische bei unsachgemäßer Anwendung leiden könnten, etwa wenn die Stromstärke zu gering ist oder – bei Einzelbetäubungen – die Fische mit dem Schwanz zuerst in die Anlage kommen. Die EFSA ist zudem unsicher, ob die gängigen Anlagen so arbeiten, dass die Fische vor dem Ausbluten richtig betäubt werden. Kennen wir dieses Problem nicht auch von den Schweinen? In einigen außereuropäischen Ländern wie Neuseeland und Chile narkotisiert man Fische mit Nelkenöl, das ins Beckenwasser geleitet wird. In Europa schrecken wohl die hohen Kosten für die Zulassung des Betäubungsmittels vor dieser Methode ab. Den Schlag auf den Hinterkopf gibt es auch bei Zuchtfischen. Bei der Betäubung per Hand muss der Fisch aus dem Wasser geholt werden, was für ihn Stress und Sauerstoffmangel bedeutet. Bei der automatischen Variante mit Betäubungsmaschinen muss sichergestellt sein, dass diese korrekt auf die jeweilige Größe des Fisches eingestellt ist, sonst trifft der Schlag nicht richtig. Weniger Stress vor der Tötung ist nicht nur gut für den Fisch, es verbessert bei Zuchtfischen und vermutlich auch bei Wildfängen die Fleischqualität. Aber darauf kommt es ja nicht unbedingt an, entscheidendere Kriterien sind meist geringe Kosten und eine einfache Anwendung.
    Auch Zuchtfische lässt man zum Ersticken an Land liegen oder ohne Betäubung ausbluten, auch sie werden bei Bewusstsein ausgenommen. Lebende Aale in Salz zu entschleimen oder in Ammoniak zu betäuben, ist genauso barbarisch und zwar in Deutschland, nicht aber in der EU verboten. Viele Zuchtfische sterben »on the rocks«, sie ersticken in einem Eisbrei, der ihre Muskulatur lähmt. Der Temperaturschock dürfte zusätzliches Leiden verursachen. Gleiches gilt für die Umsetzung in sehr kaltes Wasser. Die Fische verlieren dadurch nicht das Bewusstsein, sondern nur die Fähigkeit, sich zu regen. Zur schnellen Tötung oder verlässlichen Betäubung sind diese Methoden völlig ungeeignet. Fischfarmbetreiber beabsichtigen mit der Kühlung, den Beginn und das Ende der Leichenstarre zu verzögern, um das Fleisch länger frisch zu halten. Auch die CO 2 -Betäubung verursacht keine verlässliche Bewusstlosigkeit vor dem Entbluten. Während sie CO 2 ausgesetzt sind, zeigen Lachse Reaktionen, die auf erheblichen Stress hinweisen. Werden sie zuvor gekühlt, können sie die Reaktionen vermutlich nur aufgrund der Muskellähmung nicht mehr zeigen. Die CO 2 -Betäubung ist daher ebenfalls eine Qual, mit oder ohne Unterkühlung, dies bescheinigt auch die EFSA, auch wenn ihr Gremium für Tiergesundheit und Tierschutz das etwas anders ausdrückt. Es spricht von »hohen Risiken einer Verletzung von Tierschutzprinzipien«. Dennoch ist in Deutschland die CO 2 -Betäubung für Lachsartige wie die

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