Kein Fleisch macht gluecklich
Arten weiß man längst noch nicht so viel, dass ein Biosiegel das Wohlbefinden garantieren könnte.
Fischgeschmack
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, ein- bis zweimal die Woche Fisch zu essen. Die Verbrauchsmenge der Deutschen im Jahr 2010 betrug 15,7 Kilo Fanggewicht pro Person. Da die Menge an verzehrfähigem Fisch knapp die Hälfte beträgt, wäre ein durchschnittlicher Jahresverbrauch von über 22 Kilo Fanggewicht nötig, um auf die von der DGE empfohlene wöchentliche Menge von 150 bis 220 Gramm zu kommen. Das entspräche einer Steigerung um 42 Prozent. Tatsächlich wurde in Deutschland in den vergangenen Jahren immer mehr Fisch gegessen. Noch genauer kennt das Fisch-Informationszentrum die deutschen Vorlieben: Alaska-Seelachs (23,3 Prozent), Hering (20,0 Prozent), Lachs (12,8 Prozent), Thunfisch (10,0 Prozent) und Pangasius (5,6 Prozent) waren 2010 die zwischen Nord-, Ost- und Bodensee am meisten konsumierten Fische. Diese »Big Five« machten mehr als zwei Drittel des Fischverbrauchs in Deutschland aus. Fast 12 Prozent entfielen auf »Meeresfrüchte« wie Hummer, Scampi, Krabben, Austern, Calamares und Co. Nur 274000 Tonnen Fisch und andere Meerestiere stammen dabei aus deutscher Produktion, 88 Prozent, fast 2 Millionen Tonnen, sind importiert – ein Viertel aus Entwicklungsländern. So viel vorerst zum Thema Fischkonsum. Warum die Deutsche Gesellschaft für Ernährung will, dass wir Fisch essen und ob und inwieweit der Verzehr von Fisch wichtig (oder vielleicht sogar ungesund) ist, damit werde ich mich noch ausführlicher im Kapitel »Wir können auch anders« beschäftigen.
Gestern waren wir zum Hochzeitstag in unserem Lieblingsrestaurant, das nur Fisch und vegetarische Gerichte führt. Es war zwar nicht das erste Mal, dass ich dort keinen Fisch gegessen habe, aber das erste Mal, dass die Fische auf der Speisekarte für mich tabu waren. Ich möchte schließlich nichts mehr auf meinem Teller liegen haben, das auf jeden Fall gelitten hat. Tabu ist für mich inzwischen ebenso – wie schon früher einmal – das Fleisch von Nutztieren und Wildtieren. Dabei hatte ich im Zuge meiner Recherchen fest vorgehabt, »Wildbret« zu essen. Dieses Vorhaben ist gegessen. Auf die Jagd zieht es mich dennoch.
Schrot und Horn
Freud und Leid von Jägern und Gejagten
Was du nicht kennst, das schieß nicht tot!
Des Jägers höchstes Gebot
Es ist noch dunkel, als der Handywecker piepst. Die Gänse sind auf ihrem Schlafplatz, einem See hier im Havelland, allerdings schon deutlich zu hören. Mit den ersten Sonnenstrahlen werden sie zu Tausenden aufsteigen, um sich auf den benachbarten Feldern für den Weiterflug in den Süden zu stärken. Schnell anziehen, Foto, Fernglas und raus. Draußen noch den linken Schuh anziehen – der durfte heute Nacht wegen Hundekacke nicht mit in den Campingbus. Der Schuh dürfte jetzt ziemlich kalt sein, die Wiesen sind mit Reif überzogen. Doch der Schuh ist weg. Halbseitig barfuß und zunehmend zornig humple ich über die eisigen Wiesen. Wer hat sich diesen Scherz erlaubt? Pampampam! Als die ersten Gänse auffliegen, wird geschossen. Im benachbarten Feld steht ein Jäger. Darf der das hier, so dicht am Naturschutzgebiet? Wer Gänse abknallt, klaut auch Schuhe, schießt es mir durch den Kopf. Wahrscheinlich hält er uns für Jagdgegner, die es zu behindern gilt. Doch wir sind eigentlich nur hier, um Vögel zu beobachten. Jetzt beobachte ich den Jäger eine Weile durchs Fernglas und warte, ob er die Waffe auf mich richtet. Ich habe mich wohl die letzten Tagen zu sehr mit Jagdgegnern befasst – nicht der Jäger hat den Schuh gestohlen, sondern der Fuchs. 20 Meter von unserem Auto entfernt liegt er von Reif überzogen in der Wiese. Die Schnürsenkel wurden abgebissen und auch ein Stück der Silikoneinlage. So etwas macht kein Jäger.
Jägerlatein
Theoretisch kann ich sogar nachvollziehen, dass man an der Jagd » Spaß« haben kann, auch wenn das ein Spaß am Töten ist. Beim Angeln war mir das Töten unangenehm, aber das ganze Drumherum hat mir gefallen. Ebenso mag es Jägern gehen, und da sie das Tier nicht mit der Hand erschlagen, sondern mittels Fernwaffe »erlegen«, macht das womöglich wirklich Spaß. Jedenfalls erscheint mir das Jagen ehrlicher als andere Arten der Fleischgewinnung. Argumente für die Jagd finde ich auf der Website des Deutschen Jagdschutzverbands (DJV), dessen Präsident bis Sommer 2011 der ehemalige Landwirtschaftsminister Borchert war. Der
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